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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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habe, er wolle mit dem Wagen eine Rundreise durch Schottland unternehmen. Weder die britische noch die französische Polizei hatte Anlaß, dies für die Wahrheit zu halten.Die zweite Möglichkeit war, daß Calthrop sich falsche Papiere beschafft hatte, und ihr ging die britische Polizei jetzt nach. In diesem Fall konnte es sein, daß er sich entweder noch gar nicht in Frankreich befand, sondern an irgendeinem anderen Ort aufhielt, wo er seine Vorbereitungen abschloß, oder bereits nach Frankreich eingereist war, ohne Verdacht erregt zu haben. Als Lebel an diesem Punkt seiner Darstellung angelangt war, geschah es, daß einigen Konferenzteilnehmern der Kragen platzte.
    »Wollen Sie damit sagen, daß er schon in Frankreich, ja womöglich bereits hier in Paris sein kann?« verlangte Alexandre Sanguinetti zu wissen.
    »Der springende Punkt ist, daß er einen Zeitplan hat und daß nur er ihn kennt. Wir ermitteln jetzt seit zweiundsiebzig Stunden. Zu welchem Zeitpunkt seines Terminplans wir uns eingeschaltet haben, können wir nicht wissen. Mit Sicherheit läßt sich nur eines sagen - daß der Killer zwar weiß, wir haben Kenntnis von der Existenz eines Plans zur Ermordung des Präsidenten, daß er aber nicht wissen kann, wie weit unsere Ermittlungen gediehen sind. Deshalb besteht durchaus die Möglichkeit, daß wir einen nichtsahnenden Mann ergreifen, sobald wir ihn unter seinem neuen Namen identifiziert und lokalisiert haben.«
    Aber die Versammlung ließ sich mit dieser halbwegs beruhigenden Erklärung nicht abspeisen. Der Gedanke, daß der Killer möglicherweise keinen Kilometer von ihnen entfernt und der Anschlag auf das Leben des Präsidenten auf seinem Zeitplan für morgen vorgesehen war, machte jedem von ihnen heillose Angst.
    »Es könnte natürlich auch sein«, gab Oberst Rolland zu bedenken, »daß Calthrop, nachdem er auf Rodins Weisung von dem unbekannten Agenten Valmy über die Aufdeckung der Existenz des Attentatsplans unterrichtet wurde, seine Wohnung verlassen hat, um die Beweise für seine Mordabsichten verschwinden zu lassen. Durchaus denkbar, daß er womöglich in ebendiesem Augenblick seine Waffe und seine Munition in irgendeinem schottischen See versenkt, um sich der Polizei bei seiner Rückkehr unschuldig wie ein neugeborenes Kind zu präsentieren.
    In diesem Fall wäre es außerordentlich schwierig, Anklage gegen ihn zu erheben.«
    Die Konferenzteilnehmer ließen sich Rollands Ausführungen durch den Kopf gehen, und die Zahl derjenigen, die ihm zustimmten, mehrte sich.
    »Dann sagen Sie uns doch, Oberst«, unterbrach der Minister das Schweigen, »ob auch Sie sich so verhalten würden, wenn Sie in der Haut dieses Killers steckten und erfahren hätten, daß die Verschwörung aufgedeckt wurde, aber auch wüßten, daß Ihre Identität der Polizei noch immer nicht bekannt ist.«
    »Ganz gewiß würde ich das tun, Monsieur le Ministre«, antwortete Rolland. »Wenn ich ein erfahrener Berufsmörder wäre, wüßte ich, daß ich irgendwo polizeiaktenkundlich geworden sein muß und daß es, nachdem die Verschwörung aufgedeckt ist, nur eine Frage der Zeit sein kann, bis die Polizei bei mir anklopft und eine Haussuchung macht. Ich würde also alle beweiskräftigen Gegenstände loswerden wollen, und welcher Ort wäre dazu geeigneter als ein See in Schottland?«
    Das Lächeln, mit dem die Runde auf Rollands Darlegungen reagierte, machte deutlich, daß sich keiner der Versammelten ihrer zwingenden Logik zu verschließen vermochte.
    »Das bedeutet jedoch nicht«, fuhr Rolland fort, »daß wir ihn laufenlassen sollen. Ich bin nach wie vor der Ansicht, wir müssen diesem Mister Calthrop das Handwerk legen.« Die Gesichter waren wieder ernst geworden. Sekundenlang herrschte Schweigen.
    »Da kann ich Ihnen nicht folgen, Oberst«, sagte General Guibaud.
    »Ich verweise auf unsere Order«, entgegnete Rolland. »Sie lautet dahin, diesen Mann aufzuspüren und unschädlich zu machen. Er mag seinen Plan vorübergehend aufgegeben haben. Aber es ist möglich, daß er seine Ausrüstung nicht zerstört, sondern lediglich versteckt hat, um sie dem Zugriff der britischen Polizeibehörden zu entziehen. Wer hindert ihn, den Versuch zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufzunehmen, und das nach einem neuen Plan, der womöglich noch schwerer zu durchkreuzen ist als der alte?«
    »Aber wenn er in England ist und die britische Polizei ihn festnimmt, wird sie ihn doch ohnehin nicht wieder freilassen?« bemerkte jemand.
    »Das ist

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