Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
erwähnt hatte, Lebel hieß er, nicht von ihm. Es mußte Tausende und aber Tausende von Ausländern geben, die sich im August in Frankreich aufhielten und dieser Beschreibung entsprachen. Sie konnten sie unmöglich alle verhaften.
    Ein weiterer Vorteil für ihn lag in der Tatsache, daß die französische Polizei nach einem Mann fahndete, der den Paß Charles Calthrops trug. Sollte sie nur! Er war Alexander Duggan, und das konnte er jederzeit nachweisen.
    Jetzt, wo Kowalsky tot war, wußte niemand mehr - auch Rodin nicht -, wer er war und wo er sich aufhielt. Er war endlich ausschließlich und ganz allein auf sich selbst gestellt, und genau das war es, was er von Anfang an gewollt hatte.
    Dessenungeachtet hatten die Risiken zweifellos zugenommen. Da die Tatsache, daß ein Anschlag bevorstand, aufgedeckt worden war, würde er es jetzt mit einem ganzen System zusätzlicher Sicherheitsvorkehrungen aufnehmen müssen. Die Frage war, ob sein bis ins einzelne festgelegter Mordplan sich unter diesen Umständen noch als ausführbar erwies. Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, daß dies der Fall sei.
    Aufgeben oder Weitermachen: das blieb dennoch die Frage - und sie mußte beantwortet werden. Aufgeben hieße, sich mit Rodin und seinen Kumpanen auf eine Auseinandersetzung über den Verbleib der auf seinem schweizerischen Konto befindlichen Viertelmillion Dollar einzulassen. Wenn er sich weigerte, ihnen das Geld - oder doch den größten Teil davon ­ zurückzugeben, würden sie ihn, wo immer er sich vor ihnen verbergen mochte, aufspüren und so lange foltern, bis er die Anweisung zur Rückerstattung der Summe unterschrieb. Und anschließend würden sie ihn dann umbringen. Ihnen zu entkommen würde viel, viel Geld kosten - ja, vermutlich die Viertelmillion, die er jetzt besaß, gänzlich verschlingen.
    Weiterzumachen bedeutete dagegen, erhöhte Gefahren in Kauf zu nehmen, bis der Job erledigt war. Je näher das Datum heranrückte, desto schwieriger würde es werden, auszusteigen.
    Als die Rechnung kam, warf er einen Blick darauf und zuckte zusammen. Mein Gott, die Preise, die diese Leute verlangten? Um sich ein menschenwürdiges Leben leisten zu können, mußte ein Mann reich sein, Dollars haben, Dollars und nochmals Dollars. Er blickte aufs Meer hinaus und zu den geschmeidigen, braungebrannten Mädchen hinüber, die den Strand bevölkerten, sah die Cadillacs und Jaguars, gesteuert von sonnengebräunten, ständig nach attraktiver Weiblichkeit Ausschau haltenden jungen Herren, über die Croisette rollen. Dies war das Leben, das er sich seit der Zeit, als er seine Nase noch an den Schaufenstern der Reisebüros platt drückte, immer schon gewünscht hatte. Sehnsüchtig hatte er die Plakate angestarrt, die ihm ein anderes Leben zeigten, eine andere Welt als die überfüllter Vorortszüge, dreifach ausgefertigter Konnossemente und aus Pappbechern geschlürften lauwarmen Tees. In den letzten drei Jahren schien er es fast geschafft zu haben; maßgeschneiderte Anzüge, kostspielige Mahlzeiten und elegante Frauen waren ihm zur Gewohnheit geworden. Er hatte sich ein modernes Apartment gemietet und einen Sportwagen gekauft. Aufzugeben hieße, auf alles das verzichten.
    Der Schakal beglich die Rechnung und hinterließ ein generöses Trinkgeld. Er setzte sich in den Alfa und steuerte ihn durch den lebhaften Verkehr in nördlicher Richtung aus der Stadt hinaus.
    Kommissar Lebel saß an seinem Schreibtisch und fühlte sich, als habe er in seinem ganzen Leben noch nie geschlafen und auch keine Aussicht mehr, es jemals zu tun. Auf dem Feldbett in der Ecke schnarchte Lucien Caron, der die ganze Nacht hindurch die mit der Überprüfung der eingegangenen Einreise und Meldeformulare angelaufene Fahndung nach Charles Calthrop geleitet hatte. Bei Anbruch der Dämmerung war er von Lebel abgelöst worden.
    Vor ihm auf der Schreibtischplatte stapelten sich jetzt die Berichte der diversen Dienste und Dienststellen, die mit der Registrierung nach Frankreich einreisender Ausländer beauftragt waren. Die Meldungen lauteten allesamt gleich. Seit Beginn des Jahres hatte kein Mann dieses Namens die Grenze an irgendeinem offiziellen Übergang legal passiert. Weder in der Provinz noch in Paris war ein Mann dieses Namens oder unter diesem Namen in einem Hotel abgestiegen. Er stand auf keiner Liste unerwünschter Ausländer und war der französischen Polizei bisher auch nie in irgendeiner Weise unliebsam aufgefallen.
    Sobald Lebel der

Weitere Kostenlose Bücher