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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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schon so gut wie gefaßt, und Sie haben ihn laufenlassen.« Saint Clair hatte sich halb vom Stuhl erhoben, um seinen Vorhaltungen Nachdruck zu verleihen, und starrte wütend auf den neben ihm am unteren Ende des Konferenztisches sitzenden Kommissar hinunter. Der Detektiv fuhr fort, ungerührt in den mitgebrachten Akten zu blättern, als existiere Saint Clair für ihn überhaupt nicht.
    Er hatte erkannt, daß dies die einzig richtige Art war, den arroganten Obersten aus dem Palais zu behandeln, und Saint Clair seinerseits war sich nicht sicher, ob die vorgeneigte Kopfhaltung des Kommissars geziemende Zerknirschung oder unverfrorene Gleichgültigkeit ausdrückte. Er zog es vor, das erstere anzunehmen. Als er geendet hatte und sich auf seinen Sessel zurücksinken ließ, hob Lebel den Kopf.
    »Wenn Sie die Güte hätten, sich den photokopierten Bericht einmal anzuschauen, der vor Ihnen liegt, dann würden Sie, verehrter Herr Oberst, sich davon überzeugen können, daß wir ihn zu keinem Zeitpunkt schon ›so gut wie gefaßt‹ hatten«, bemerkte er gelassen. »Die Meldung aus Lyon, daß sich am Abend zuvor ein Mann unter dem Namen Duggan in einem Hotel in Gap eingeschrieben habe, hat die PJ erst heute mittag um 12 Uhr 15 erreicht. Wir wissen inzwischen, daß der Schakal das Hotel um 11 Uhr 05 überraschend verließ. Welche Maßnahmen wir auch immer getroffen hätten, er würde in jedem Fall einen Vorsprung von einer Stunde gehabt haben. Auch Ihre die Tüchtigkeit der Polizeibehörden dieses Landes generell in Frage stellenden Bemerkungen muß ich entschieden zurückweisen. Ich darf Sie daran erinnern, daß die Order des Präsidenten dahingeht, diese Angelegenheit unter strengster Geheimhaltung zu handhaben. Es war daher nicht möglich, an jeden Gendarmerieposten der Provinz eine Fahndungsmeldung nach einem Mann namens Duggan ergehen zu lassen, denn das würde Aufsehen erregt und die Presse auf den Plan gerufen haben. Das von Duggan ausgefüllte Meldeformular ist pünktlich abgeholt und noch am gleichen Tag nach Lyon weitergeleitet worden. Dort erst stellte sich heraus, daß Duggan gesucht wird. Diese Verzögerung war unvermeidlich, es sei denn, wir hätten eine auf das gesamte Staatsgebiet ausgedehnte Großfahndung gestartet, und das würde meinen Anweisungen widersprochen haben.
    Und schließlich und endlich war Duggan für zwei Tage in dem Hotel angemeldet. Was ihn heute vormittag um 11 Uhr veranlaßt hat, es sich anders zu überlegen und wegzufahren, wissen wir nicht.«
    »Vermutlich doch Ihr Polizeiaufgebot, das sich in der Gegend herumgetrieben hat«, bemerkte Saint Clair gehässig.
    »Ich habe bereits klargestellt, daß die Polizeiaktion erst um 12 Uhr 15 anlief, und zu dem Zeitpunkt befand sich der Mann schon seit siebzig Minuten nicht mehr im Hotel«, entgegnete Lebel.
    »Nun gut, wir haben eben Pech gehabt, schreckliches Pech«, schaltete sich der Minister ein.
    »Aber ich begreife noch immer nicht, warum die Fahndung nach dem Wagen nicht sofort veranlaßt wurde. Kommissar?«
    »Ich gebe zu, daß das ein Fehler war. Aber ich hatte Grund zu der Annahme, daß der Mann im Hotel war und die Nacht dort verbringen würde. Wenn er in der Umgebung herumgefahren und von einem motorisierten Streifenpolizisten, der es mit einem Autodieb zu tun zu haben glaubt, gestoppt worden wäre, würde er den nichtsahnenden Polizisten mit großer Wahrscheinlichkeit niedergeschossen haben und uns, auf diese Weise gewarnt, entkommen sein.«
    »Und genau das ist ihm ja wohl gelungen«, versetzte Saint Clair.
    »Stimmt, aber es gibt keine Anzeichen dafür, daß er gewarnt worden ist, was fraglos der Fall gewesen wäre, wenn ein einzelner Streifenpolizist ihn angehalten hätte. Es kann durchaus sein, daß er aus einer Laune des Augenblicks heraus beschlossen hat, woanders hinzufahren. Wenn das zutreffen und er heute nacht ein anderes Hotel aufsuchen sollte, wird uns das gemeldet werden. Und wenn sein Wagen gesichtet wird, erhalten wir ebenfalls Meldung.«
    »Wann ist die Suchmeldung nach dem weißen Alfa hinausgegangen?« fragte Max Fernet, der Direktor des PJ.
    »Ich habe die Anweisungen um 17 Uhr 15 vom Hotel aus gegeben«, antwortete Lebel. »Sie müßten bis 19 Uhr alle auf den Überlandstraßen patrouillierenden motorisierten Streifeneinheiten erreicht haben, und die Polizeibeamten in den Städten finden sie bei Antritt des Nachtdienstes vor. In Anbetracht der Gefährlichkeit dieses Mannes habe ich den Wagen als gestohlen eingestuft

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