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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Erfahrungen gesammelt zu haben. Zudem dürften seine Motive gegen die Juden persönlicher Art sein und daher nicht wirklich professionell. Der Südafrikaner mag sich darauf verstehen, Niggerpolitiker wie Lumumba abzuschlachten, aber das qualifiziert ihn noch lange nicht dazu, dem Präsidenten der Französischen Republik eine Kugel in den Leib zu schießen. Außerdem spricht der Engländer fließend Französisch.«
    Rodin nickte nachdrücklich. »Ich hatte auch nicht angenommen, daß sich noch irgendwelche Zweifel ergeben würden. Noch bevor ich mit der Zusammenstellung der Dossiers fertig war, schien mir das Ergebnis der Wahl schon eindeutig festzustehen.«
    »Sind Sie sich, was diesen Engländer betrifft, auch ganz sicher?« fragte Casson. »Hat er diese Aufträge tatsächlich ausgeführt?«
    »Ich war selbst überrascht«, sagte Rodin, »und habe deswegen zusätzliche Zeit auf ihn verwendet. Falls Sie absolute Beweise wollen - die gibt es nicht. Und wenn es sie gäbe, wäre das ein schlechtes Zeichen. Es würde bedeuten, daß er überall als unerwünschter Ausländer gelten müßte. Tatsächlich aber liegt nichts gegen ihn vor, was man ihm nachweisen könnte.
    Es gibt nur Gerüchte; im übrigen ist seine Weste weiß wie Schnee. Selbst wenn die Briten ihn auf der Liste haben sollten, können sie hinter seinen Namen nur ein Fragezeichen setzen. Das genügt aber nicht, um ihn in die Akten der Interpol aufzunehmen. Und die Wahrscheinlichkeit, daß die englischen Behörden den SDECE auf einen solchen Mann aufmerksam machen würden, wäre selbst dann, wenn eine offizielle Anfrage vorläge, nur gering. Sie wissen, wie sehr die beiden Geheimdienste einander hassen. Selbst Bidaults Londoner Aufenthalt im letzten Januar erwähnten die Briten mit keiner Silbe. Nein, für einen Auftrag dieser Art bringt der Engländer alle Voraussetzungen und Vorzüge mit - mit Ausnahme eines einzigen.«
    »Und der wäre?« fragte Montclair rasch. »Ganz einfach. Er wird nicht billig sein. Ein Mann wie der kann viel Geld verlangen. Wie steht es um die Finanzen, René?« Montclair hob die Schultern. »Nicht allzu gut. Die Ausgaben sind ein bißchen zurückgegangen. Seit der Argoud-Affäre haben sich die CNR-Helden in billige Hotels verkrochen. Sie scheinen an Fünf-Sterne-Hotels und Fernsehinterviews keinen Gefallen mehr zu finden. Andererseits sind unsere Einnahmen äußerst spärlich geworden. Wie Sie bereits sagten, müssen wir etwas unternehmen, wenn wir nicht schon sehr bald wegen mangelnder Mittel am Ende sein wollen.«
    Rodin nickte grimmig. »Das dachte ich mir. Wir müssen von irgendwoher Geld auftreiben.
    Andererseits wäre es sinnlos, wenn wir uns auf eine solche Aktion einließen, bevor wir wissen, wieviel wir dazu brauchen werden…«
    »Woraus folgt«, schaltete sich Casson ein, »daß der nächste Schritt sein wird, den Kontakt mit dem Engländer aufzunehmen und ihn zu fragen, ob er den Job übernehmen wird und zu welchem Preis.«
    »Allerdings. Sind wir uns darin einig?« Rodin sah nacheinander beide Männer an. Sie nickten. Rodin warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist kurz nach eins. Ich habe einen Agenten in London, dem ich jetzt telephonisch Weisung geben werde, den Mann zu kontaktieren und ihn zu fragen, ob er herkommen kann. Wenn er sich bereit erklärt, die Abendmaschine nach Wien zu nehmen, könnten wir nach dem Essen hier mit ihm zusammentreffen. In jedem Fall werden wir Bescheid wissen, sobald mein Agent zurückruft. Ich habe mir erlaubt, für Sie beide in diesem Stockwerk benachbarte Zimmer reservieren zu lassen. Ich halte es für sicherer, von Viktor beschützt zusammenzubleiben, als ohne Schutz getrennt zu wohnen. Nur für den Fall der Fälle, versteht sich.«
    »Sie waren Ihrer Sache ziemlich sicher, stimmt's?« fragte Casson ein wenig pikiert darüber, daß seine Meinung sich als vorhersehbar erwiesen hatte.
    Rodin zuckte mit den Achseln. »Es war langwierig und um-ständlich genug, diese Information zu beschaffen. Je weniger Zeit von jetzt ab verschwendet wird, um so besser. Wenn wir die Dinge vorantreiben wollen, sollten wir auch Dampf dahinter machen.«
    Er stand auf, und die anderen beiden erhoben sich ebenfalls. Rodin rief Viktor und befahl ihm, in die Halle hinunterzugehen und sich die Schlüssel für die Zimmer fünfundsechszig und Sechsundsechzig geben zu lassen. Während er auf Viktors Rückkehr wartete, sagte er zu Montclair und Casson:
    »Ich muß vom Hauptpostamt aus telephonieren und nehme Viktor

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