Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
zur Seite zu stehen?«
    Wiederum blickten Casson und Montclair einander an, wandten die Köpfe dann Rodin zu und nickten. Es war das erste Mal, daß sie seit der drei Monate zuvor erfolgten Verschleppung Argouds mit ihm zusammentrafen. Als Argoud Stabschef war, hatte sich Rodin stets im Hintergrund gehalten. Jetzt erwies er sich seinerseits als nicht weniger profilierter Führer. Der Chef der Untergrundbewegung und der Schatzmeister waren beeindruckt.
    Rodin blickte beide an, stieß langsam den Rauch seiner Zigarette aus und lächelte.
    »Gut«, sagte er, »dann können wir uns jetzt den Einzelheiten zuwenden. Die Idee, einen professionellen Killer zu engagieren, kam mir an dem Tag, an dem ich über das Radio die Nachricht von dem Mord an dem armen Bastien-Thiry hörte. Seither habe ich nach dem Mann gesucht, den wir brauchen. Daß solche Leute schwer zu finden sind, versteht sich; sie machen keine Werbung, ich bin seit Mitte März auf der Suche gewesen, und das Ergebnis liegt hier vor.«
    Er hielt drei Hefter hoch, die auf dem Tisch gelegen hatten. Neuerlich hoben Montclair und Casson die Brauen, wechselten einen Blick und schwiegen.
    Rodin fuhr fort. »Ich halte es für das beste, wenn Sie die Dossiers jetzt lesen und wir dann anschließend unsere erste Wahl treffen könnten. Ich persönlich habe mir alle drei nach vorrangiger Eignung für den Fall notiert, daß der an erster Stelle Angeführte den Auftrag entweder nicht übernehmen kann oder nicht übernehmen will. Von jedem Dossier existiert nur ein Exemplar, so daß Sie sich in der Lektüre abwechseln müssen.« Er griff in den Ordner und entnahm ihm drei dünnere Akten, von denen er eine Montclair und eine Casson überreichte. Die dritte behielt er in der Hand, warf aber keinen Blick darauf, da er alle drei Akten genau kannte. Es gab wenig genug zu lesen, und wenn Rodin die Dossiers »kurz« genannt hatte, so war das eine deprimierend akkurate Bezeichnung gewesen. Casson hatte das ihm ausgehändigte Papier als erster durchgelesen, sah Rodin an und schnitt eine Grimasse. »Ist das alles?«
    »Männer wie diese machen es einem nicht leicht, Einzelheiten über sie in Erfahrung zu bringen«, entgegnete Rodin. »Sehen Sie sich einmal den hier an.« Er reichte Casson das Dossier, das er in der Hand hielt.
    Kurz darauf hatte auch Montclair seine Lektüre beendet und reichte das Dossier Rodin zurück, der ihm seinerseits dasjenige gab, welches Casson gerade gelesen hatte. Beide Männer vertieften sich neuerlich in das Studium der Papiere. Diesmal war es Montclair, der zuerst aufblickte. Er sah Rodin an und zuckte mit den Achseln.
    »Nun - allzuviel läßt sich daraus nicht ersehen, aber von solchen Burschen haben wir bestimmt fünfzig auf Lager. Pistolenhelden kommen im Dutzend billiger…« Casson unterbrach ihn.
    »Einen Augenblick. Warten Sie, bis Sie das hier gelesen haben.« Er schlug die letzte Seite auf und überflog die restlichen Sätze. Als er fertig war, schloß er den Ordner und blickte zu Rodin auf. Der OAS-Chef verriet mit keiner Miene, welche Wahl er selbst getroffen hatte. Er nahm das von Casson gelesene Dossier und reichte es Montclair weiter. Dann gab er Casson den dritten Hefter. Vier Minuten später hatten beide Männer die Lektüre beendet.
    Rodin sammelte die Dossiers ein und legte sie auf den Tisch zurück. Er nahm den Stuhl mit der geraden Rückenlehne, drehte ihn herum, rückte ihn an die Gasheizung heran und setzte sich, die Arme auf der Lehne, rittlings darauf. In dieser Haltung wandte er sich an seine beiden Besucher.
    »Nun, ich sagte Ihnen ja, daß der Markt klein ist. Es mag mehr Männer geben, die diese Art von Arbeit verrichten, aber ohne Zugang zu den Akten eines gut funktionierenden Geheimdienstes lassen sie sich verflucht schwer aufspüren. Und vermutlich dürften die besten ohnehin in keinerlei Akten zu finden sein. Sie haben alle drei Dossiers gelesen. Bezeichnen wir sie für den Augenblick lediglich als den Deutschen, den Südafrikaner und den Engländer. André?«
    Casson zuckte mit den Achseln. »Für mich ist es keine Frage. Seinem Dossier zufolge - sofern es der Wahrheit entspricht - ist der Engländer den anderen haushoch überlegen.«
    »René?«
    »Ich bin der gleichen Ansicht. Der Deutsche ist schon ein bißchen alt für eine solche Sache.
    Abgesehen von ein paar Jobs, die er gegen die Israelis im Auftrag der von ihnen gejagten Nazis erledigt hat, scheint er auf politischem Gebiet nicht allzu viele einschlägige

Weitere Kostenlose Bücher