Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
großen Männer lassen sich von Leibwächtern und Sicherheitsbeamten beschützen; wenn jedoch im Verlauf von ein paar Jahren kein ernst zu nehmender Anschlag auf das Leben des großen Mannes stattfindet, läßt die Wachsamkeit nach, werden die Überprüfungen zur reinen Formsache, die Sicherheitsvorkehrungen zu bloßer Routine. Das eine Geschoß, das sein Ziel erwischt und erledigt, kommt völlig unerwartet und löst daher eine Panik aus, die dem Täter die Flucht ermöglicht. In unserem Fall wird von reduzierter Wachsamkeit und zur Routineangelegenheit gewordenen Sicherheitsmaßnahmen keine Rede sein können, und wenn die Kugel ins Ziel trifft, wird es viele geben, die nicht in Panik geraten, sondern die Verfolgung des Täters aufnehmen werden. Es ließe sich schaffen, aber es wäre bestimmt einer der schwierigsten Jobs, die es gegenwärtig auf dieser Welt gibt. Denn Ihre Versuche, meine Herren, sind nicht nur fehlgeschlagen, sie haben die Aufgabe auch für jeden anderen ungemein erschwert.«
    »Falls wir uns entschlössen, einen professionellen Killer zu engagieren, der diesen Job für uns übernimmt -«, begann Rodin.
    »Sie müssen einen Profi engagieren«, unterbrach der Engländer gelassen.
    »Und warum, bitte? Es gibt noch immer genug Männer, die willens wären, diese Arbeit aus rein patriotischen Gründen zu verrichten.«
    »Ja, Watin und Curutchet gibt es immer noch«, entgegnete der Blonde. »Und zweifellos müssen irgendwo auch noch weitere Degueldres und Bastien-Thirys existieren. Aber Sie drei haben mich weder zu einem unverbindlichen Schwätzchen über die Theorie des politischen Mordes hergerufen, noch auch, weil etwa die Killer bei Ihnen plötzlich rar geworden wären. Sie haben mich hergerufen, weil Sie sich reichlich spät darüber klargeworden sind, daß Ihre Organisation von der französischen Geheimpolizei so weitgehend unterwandert ist, daß kaum eine Ihrer Entscheidungen längere Zeit geheim bleibt, und auch deswegen, weil das Gesicht jedes einzelnen von Ihnen jedem Polizisten in Frankreich bekannt ist. Deswegen brauchen Sie Außenseiter. Und damit haben Sie recht. Wenn der Job ausgeführt werden soll, muß ein Außenseiter damit beauftragt werden. Bleibt nur die Frage, wer und für wieviel. Nun, meine Herren, ich finde, Sie haben sich die Ware jetzt lange genug angeschaut, meinen Sie nicht?« Rodin sah Montclair von der Seite her an. Montclair nickte.
    Casson ebenfalls. Der Engländer schaute gelangweilt zum Fenster hinaus.
    »Werden Sie de Gaulle umlegen?« fragte Rodin schließlich. Seine Stimme war ruhig, aber die Frage schien in dem Raum nachzubauen. Wie aus weiter Ferne kommend, richtete sich der Blick des Engländers auf ihn, und wieder ließen seine Augen jeglichen Ausdruck vermissen.
    »Ja, aber es wird Sie eine Menge Geld kosten.«
    »Wieviel?« fragte Montclair.
    »Sie müssen begreifen, daß dies ein Job ist, wie man ihn nur einmal in seinem Leben übernehmen kann. Der Mann, der sich darauf einläßt, wird nie wieder arbeiten können. Die Aussichten, nicht nur nicht gefaßt zu werden, sondern auch unentdeckt zu bleiben, sind außerordentlich gering. Es muß demnach bei diesem einen Job für den Täter so viel herausspringen, daß er für den Rest seiner Tage ein angenehmes Leben führen und sich darüber hinaus gegen zu erwartende Racheakte von Seiten der Gaullisten schützen kann.«
    »Sobald wir die Macht übernommen haben«, sagte Casson, »werden uns auch die nötigen Mittel zur Verfügung stehen…«
    »Es kommt nur Barzahlung in Frage«, erklärte der Engländer. »Die Hälfte des Betrages ist als Vorschuß fällig, die andere bei Erledigung des Jobs.«
    »Wieviel?« fragte Rodin.
    »Eine halbe Million.«
    Rodin sah Montclair an, der eine Grimasse schnitt. »Das ist viel Geld - eine halbe Million Neuer Franc…«
    »Dollar«, korrigierte der Engländer.
    »Eine halbe Million Dollar?« schrie Montclair und sprang von seinem Stuhl auf. »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Nein«, sagte der Engländer ruhig, »aber ich bin der beste Mann und daher auch der teuerste.«
    »Ich bin ganz sicher, daß wir weit günstigere Angebote einholen könnten«, bemerkte Casson erregt.
    »Gewiß«, bestätigte der Blonde gleichmütig. »Sie werden einen billigeren Mann bekommen und dann feststellen, daß er sich mit Ihrer Anzahlung von fünfzig Prozent aus dem Staube gemacht hat oder sich darauf hinausredet, daß es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war, den Auftrag auszuführen. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher