Der Schakal
Sie den besten Mann engagieren wollen, müssen Sie zahlen. Eine halbe MillionDollar, das ist der Preis. Wenn man bedenkt, daß Sie dafür Frankreich zu gewinnen hoffen, schätzen Sie den Wert Ihres Vaterlandes sehr niedrig ein.« Rodin, der sich an dem Wortwechsel nicht beteiligt hatte, gab sich geschlagen.
»Touché«, sagte er. »Die Sache ist nur, wir haben keine halbe Million Dollar in bar, Monsieur.«
»Das ist mir klar«, antwortete der Engländer. »Wenn Sie die Arbeit getan haben wollen, werden Sie die Summe irgendwo auftreiben müssen. Ich brauche den Job nicht, verstehen Sie. An meinem letzten Auftrag habe ich genug verdient, um ein paar Jahre lang gut leben zu können. Aber die Vorstellung, so viel zu haben, daß man sich gänzlich aus dem Geschäft zurückziehen und zur Ruhe setzen kann, reizt mich. Deswegen wäre ich bereit, gegen diesen Preis eine Reihe ungewöhnlich hoher Risiken in Kauf zu nehmen. Ihre Freunde hier verlangen ihrerseits einen weit höheren Preis - nämlich Frankreich. Und doch lehnen Sie den Gedanken, daß sich gewisse Risiken dabei kaum werden vermeiden lassen, empört ab. Tut mir leid, aber wenn Sie die von mir genannte Summe nicht auftreiben können, werden Sie wieder damit anfangen müssen, Ihre eigenen Pläne zu entwickeln und zuzusehen, wie sie einer nach dem anderen von der Polizei durchkreuzt werden.«
Er drückte seine Zigarette aus und erhob sich halb aus dem Sessel. Rodin stand gleichfalls auf.
»Bitte setzen Sie sich, Monsieur. Wir werden das Geld beschaffen.« Beide nahmen wieder Platz.
»Gut«, sagte der Engländer. »Aber da wären noch einige Bedingungen.«
»Ja?«
»Der Grund, weshalb Sie auf die Dienste eines Außenseiters angewiesen sind, ist die notorische Durchlässigkeit Ihrer Organisation für Informationen aller Art, die der französischen Geheimpolizei auf diesem Wege zur Kenntnis gelangen. Wie viele Ihrer Mitglieder sind über die Idee, daß man überhaupt einen Außenseiter - von mir ganz zu schweigen - für diesen Job engagieren sollte, unterrichtet?«
»Nur wir drei in diesem Zimmer hier. Ich habe die Idee am Tag nach Bastien-Thirys Hinrichtung ausgearbeitet und seither alle Ermittlungen auf eigene Faust und ohne Mitwirkung anderer durchgeführt. Es gibt keine weiteren Mitwisser.«
»Dann muß es so bleiben«, sagte der Engländer. »Sämtliche Protokolle, Akten und sonstigen schriftlichen Unterlagen müssen vernichtet werden. Außerhalb Ihrer drei Köpfe darf nichts zu finden sein. In Anbetracht dessen, was im Februar mit Argoud geschehen ist, behalte ich mir vor, die Sache abzublasen, falls einer von Ihnen dreien festgenommen wird. Bis der Auftrag ausgeführt ist, sollten Sie sich daher an irgendeinem möglichst sicheren, gut bewachten Ort aufhalten. Einverstanden?«
»D'accord. Sonst noch etwas?«
»Wie die Aktion selbst, so bleibt auch die Planung ausschließlich mir überlassen. Die Einzelheiten werden niemandem mitgeteilt, auch Ihnen nicht. Kurz, ich verschwinde von der Bildfläche. Sie werden nichts mehr von mir hören. Sie haben meine Londoner Adresse und Telephonnummer, aber ich werde beide aufgeben, sobald ich meine Abreise in die Wege geleitet habe. Im übrigen werden Sie mich dort ohnehin nur im dringendsten Notfall kontaktieren. Darüber hinaus wird es keinerlei Kontakt geben. Ich lasse Ihnen den Namen meiner Schweizer Bank da. Wenn ich von ihr erfahre, daß die ersten 250000 Dollar eingezahlt worden sind, und sobald ich meinerseits alle erforderlichen Vorbereitungen abgeschlossen habe, nehme ich meine Tätigkeit auf - und zwar zum jeweils späteren der beiden Termine. Ich werde mich weder über das von mir als notwendig erachtete Maß hinaus unter Zeitdruck setzen lassen noch irgendwelche Einmischungen dulden. Ist das klar?«
»D'accord. Aber unsere Leute im französischen Untergrund können Sie mit wichtigen Informationen versorgen, die für Sie von beträchtlichem Wert sein dürften. Einige von ihnen sitzen in sehr hohen Stellungen.«
Der Engländer überlegte kurz. »Gut. Wenn Sie soweit sind, schicken Sie mir per Post eine einzelne Telephonnummer, möglichst eine Nummer in Paris, damit ich sie von überall in Frankreich aus direkt anrufen kann. Ich werde niemandem meinen Aufenthaltsort angeben, sondern die Nummer nur anrufen, um die jeweils letzten Informationen über die Sicherheitsverhältnisse in der Umgebung des Präsidenten zu erhalten. Aber der Mann am anderen Ende der Leitung sollte nicht wissen, weswegen ich in
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