Der Schakal
Frankreich bin. Sagen Sie ihm nur, daß ich in Ihrem Auftrag reise undseine Unterstützung benötige. Je weniger er erfährt, desto besser. Lassen Sie ihn lediglich als Nachrichtenauswertungsstelle fungieren. Seine Quellen sollten sich ausschließlich auf solche Informanten beschränken, die aufgrund ihrer Stellung in der Lage sind, wichtige Interna zu melden und kein überflüssiges Zeug, das ich in jeder Zeitung nachlesen kann. Abgemacht?«
»Selbstverständlich. Sie wollen gänzlich allein und auf sich selbst gestellt operieren, ohne Freunde und ohne Zufluchtsort. Wie Sie wünschen. Wie steht es mit falschen Papieren? Wir haben da zwei ausgezeichnete Fälscher an der Hand.«
»Danke, die beschaffe ich mir selbst.«
Casson schaltete sich ein. »Nach dem Muster der Résistance unter der deutschen Besatzung habe ich in Frankreich eine Organisation aufgezogen, die völlig intakt ist. Zu Ihrer Unterstützung könnte ich Ihnen das gesamte Netz uneingeschränkt zur Verfügung stellen.«
»Nein, danke. Ich ziehe es vor, auf meine vollständige Anonymität zu bauen. Sie ist die beste Waffe, die ich habe.«
»Aber angenommen, es geht etwas schief und Sie müssen untertauchen…«
»Nichts wird schiefgehen, es sei denn durch Ihre Schuld. Ich werde operieren, ohne mit Ihrer Organisation Kontakt aufzunehmen und ohne meinerseits von ihr kontaktiert zu werden - und das aus dem gleichen Grund, aus dem Sie mich kommen lassen mußten: Weil es in Ihrer Organisation von Agenten und Spitzeln nur so wimmelt, Monsieur Casson.«
Casson sah aus, als würde er gleich explodieren. Montclair starrte blicklos auf das Fenster und versuchte sich darüber klarzuwerden, wie er rasch eine halbe Million Dollar auftreiben könnte. Rodin blickte den ihm gegenübersitzenden Engländer nachdenklich an.
»Beruhigen Sie sich, André. Monsieur wünscht allein zu arbeiten. Soll er doch, wenn er das unbedingt will. Jedenfalls werden wir die halbe Million nicht einem Mann zahlen, der genauso gehätschelt und gepäppelt werden muß wie unsere eigenen Scharfschützen.«
»Was ich wissen möchte«, murmelte Montclair, »das ist, wie wir soviel Geld so schnell aufbringen sollen.«
»Bedienen Sie sich Ihrer Organisation, um ein paar Banken auszurauben«, schlug der Engländer leichthin vor.
»Das ist ausschließlich unser Problem«, sagte Rodin. »Gibt es noch irgendwelche Punkte, die zu klären wären, bevor unser Besucher nach London zurückfliegt?«
»Was hindert Sie, die erste Viertelmillion einzukassieren und sich nie wieder blicken zu lassen?« fragte Casson.
»Ich sagte Ihnen bereits, messieurs, daß ich mich zur Ruhe setzen will. Ich lege keinen Wert darauf, von einer ganzen Armee ehemaliger Fallschirmjäger aufgespürt und um den halben Erdball gejagt zu werden. Um mich vor ihnen zu schützen, müßte ich mehr Geld ausgeben, als mir die Sache eingebracht hätte. Es wäre bald alle.«
»Und was«, insistierte Casson, »hindert uns zu warten, bis der Auftrag ausgeführt ist, und Ihnen dann die Auszahlung der zweiten Viertelmillion zu verweigern?«
»Der gleiche Grund«, antwortete der Engländer ungerührt. »In dem Fall würde ich mich auf eigene Rechnung an die Arbeit machen. Und das Ziel wären dann Sie, meine Herren. Ich glaube jedoch nicht, daß dergleichen nötig sein wird. Was meinen Sie?«
Rodin unterbrach den Wortwechsel. »Nun, wenn das alles ist, sollten wir unseren Gast nicht länger aufhalten. Oh, da wäre noch eine Kleinigkeit. Ihr Name. Wenn Sie anonym bleiben wollen, sollten Sie sich einen Decknamen zulegen. Haben Sie diesbezüglich schon irgendwelche Ideen?«
Der Engländer überlegte einen Augenblick. »Da wir von der Jagd gesprochen haben - was hielten Sie von der Bezeichnung ›Der Schakal‹? Ginge das?«
Rodin nickte. »Ja, das wäre ausgezeichnet. Tatsächlich gefällt mir der Name sogar ausnehmend gut.«
Er geleitete den Engländer zur Tür und öffnete sie. Viktor trat aus seinem Alkoven und trat näher. Rodin lächelte erstmals und reichte dem Mörder die Hand. »Wir werden in vereinbarter Weise das Weitere veranlassen, sobald wir können. Würden Sie Ihrerseits inzwischen schon einmal mit den allgemeinen Vorausplanungen beginnen, damit nicht allzu viel Zeit verlorengeht? Gut. Dann also bon soir, Monsieur Schakal!«
Viktor blickte dem Besucher nach, der so leise davonging, wie er gekommen war. Der Engländer verbrachte die Nacht im Flughafenhotel und flog mit der ersten Morgenmaschine nach London zurück.
In
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