Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
von der kompletten amerikanischen Garnitur - tätigte er in keinem der Läden mehr als jeweils einen einzigen Kauf. Am nächsten Tages war der 18. Juli-brachte »Le Figaro« auf der Innenseite eine kurze Notiz. Sie besagte, daß Kommissar Hyppolite Dupuy, stellvertretender Leiter der Brigade Criminelle bei der Police Judiciaire, in seinem Büro am Quai des Orfèvres in Paris einen Schlaganfall erlitten habe und auf dem Transport in ein nahe gelegenes Krankenhaus verstorben sei. Zu seinem Nachfolger habe man Kommissar Lebel, den bisherigen Leiter der Mordkommission ernannt, der in Anbetracht der in den Sommermonaten besonders starken Arbeitsüberlastung aller Abteilungen der Brigade seine verantwortungsvolle Tätigkeit in der neuen Stellung unverzüglich aufnehmen werde. Der Schakal, der täglich alle in London erhältlichen französischen Zeitungen las, hatte die Meldung überflogen, weil ihm in der Überschrift das Wort »Criminelle« ins Auge gesprungen war, aber über ihren Inhalt nicht weiter nachgedacht.
    Bevor er seinen Beobachtungsposten auf dem Londoner Flughafen bezog, hatte er beschlossen, während des gesamten Zeitraums des bevorstehenden Mordunternehmens unter falschem Namen zu operieren. Es gehört zu den einfachsten Dingen der Welt, sich einen britischen Paß zu verschaffen. Der Schakal bediente sich hierbei einer Methode, wie sie von den meisten Söldnern, Schmugglern und Banditen benutzt wird, wenn sie sich, um Staatsgrenzen überschreiten zu können, eine andere Identität zuzulegen wünschten. Auf der Suche nach kleinen Ortschaften, die für seine Zwecke geeignet erschienen, unternahm er zunächst einer Autotour durch die Home Counties des Themsetals. Nahezu jedes englische Dorf hat eine hübsche Kirche nebst einem kleinen Friedhof, der sich in ihren Schatten schmiegt. Auf dem dritten Friedhof, den der Schakal aufsuchte, fand er einen Grabstein, der ihm! für seine Pläne geeignet erschien. Er war für den im Jahre 19311 im Alter von zweieinhalb Jahren verstorbenen Alexander Duggan errichtet worden. Wäre das Kind der Duggans am Leben geblieben, würde es im Juli 1963 nur um wenige Monate älter als der Schakal gewesen sein. Der Vikar zeigte sich dem Besucher gegenüber, der im Vikariat erschien, sich als Amateurgenealoge ausgab und behauptete, sich als solcher für den Stammbaum der Familie Duggan zu interessieren, freundlich und hilfsbereit. Der Besucher hatte gehört, daß es hier eine Familie Duggan gäbe, die sich vor Jahren in diesem Dorf niedergelassen habe, und war gekommen, um sich, übrigens durchaus bescheiden, ja sogar ein wenig schüchtern, zu erkundigen, ob die Eintragungen im Kirchenbuch ihm wohl auf seiner Suche weiterzuhelfen vermochten. Der Vikar war die Freundlichkeit selbst, und das auf dem Gang zur Kirche der Schönheit ihres normannischen Baus gezollte Kompliment wie auch der in die hierfür vorgesehene Büchse gesteckte Beitrag zum Renovierungsfonds taten ein übriges, um die Atmosphäre vollends aufzulockern. Das Kirchenbuch wies aus, daß beide Eltern Duggan im Verlauf der letzten sieben Jahre verstorben waren, und natürlich auch, daß ihr einziger Sohn Alexander vor mehr als dreißig Jahren auf dem Friedhof eben dieser Kirche begraben worden war. Der Schakal blätterte in den Seiten des Geburts-, Heirats und Sterberegisters für das Jahr 1929 und entdeckte unter den im April jenes Jahres vorgenommenen Eintragungen den in schnörkliger geistlicher Schönschrift vermerkten Namen Duggan.
    Alexander James Quentin Duggan, geboren am 3. April 1929 in der St.-Markus-Gemeinde, Sambourne Fishley.
    Er notierte sich die Einzelheiten, dankte dem Vikar überschwenglich und ging. Wieder in London, wandte er sich an die zentrale Meldestelle für Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle, wo seine Visitenkarte, die ihn als Partner eines Anwaltsbüros in Market Drayton, Shropshire, auswies, wie auch seine Erklärung, daß er den Aufenthaltsort der Enkel einer kürzlich verstorbenen Klientin seiner Firma, die ihnen ihren Grundbesitz vermacht habe, ausfindig zu machen versuche, von einem hilfsbereiten jungen Behördenangestellten ohne Rückfragen akzeptiert wurden. Eines dieser Enkelkinder sei Alexander James Quentin Duggan, geboren in Sambourne Fishley am 3. April 1929. Englische Beamte pflegen sich im allgemeinen freundlich und entgegenkommend zu zeigen, wenn sie höflich um eine Auskunft gebeten werden, und der junge Behördenangestellte machte darin keine Ausnahme. Eine Überprüfung

Weitere Kostenlose Bücher