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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sich, wie er sagte, glücklich, ihm mitteilen zu können, daß die Arbeit fertiggestellt sei. Ob er Monsieur Duggan um 11 Uhr erwarten dürfe? Und Monsieur möge doch bitte daran denken, die zur letzten Anprobe benötigten Gegenstände mitzubringen.
    Den kleinen Attachekoffer in einem größeren Fiberkoffer bei sich führend, den er am gleichen Morgen bei einem Trödler erstanden hatte, war der Schakal wiederum eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit zur Stelle. Dreißig Minuten lang beobachtete er die Straße, in welcher der Büchsenmacher wohnte, bevor er sich zu Goossens Haus begab. Der Belgier ließ ihn ein, und er ging ohne Zögern vor ihm in das kleine Büro. Goossens folgte ihm, nachdem er die Haustür verschlossen hatte, und schloß auch die Bürotür hinter sich.
    »Keine weiteren Schwierigkeiten?« fragte der Engländer. »Nein. Ich glaube, jetzt haben wir es geschafft.« Hinter seinem Arbeitstisch holte der Belgier eine Anzahl dünner Stahlröhren bevor, die in Hüllen aus grobem Leinen steckten. Die Röhren waren matt poliert und sahen aus, als seien sie aus Aluminium. Goossens legte sie nebeneinander auf den Tisch und bat den Schakal, ihm den Attachekoffer mit dem zerlegten Gewehr zu reichen.
    Stück für Stück ließ er die Gewehrteile in die Röhren gleiten. Alles paßte auf den Millimeter genau ineinander.
    »Wie sind die Zielübungen verlaufen?« erkundigte er sich, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen.»Sehr zufriedenstellend.«
    Als Goossens das Zielfernrohr zur Hand nahm, bemerkte er, daß die Einstellschrauben mit Balsaholzzement verklebt waren.
    »Es tut mir leid, daß ich so kleine Schrauben nehmen mußte«, sagte er. »Mit genauen Markierungen arbeitet es sich angenehmer, aber das Fernrohr wäre niemals in der Röhre unterzubringen gewesen, wenn ich die Schrauben in ihrer ursprünglichen Größe belassen hätte.« Er steckte es in die hierzu vorgesehene Stahlröhre, in die es haargenau paßte. Als auf diese Weise alle fünf Teile des Gewehrs unsichtbar geworden waren, sagte Goossens:
    »Die Abzugszunge und die fünf Explosivgeschosse mußte ich woanders unterbringen.« Er wies seinem Kunden die mit schwarzem Leder gepolsterte Schulterstütze vor und zeigte ihm, daß sie mit einem Rasiermesser aufgeschlitzt worden war. Er steckte die Abzugszunge in die Polsterung und schloß die Öffnung mit schwarzem Isolierband. Dann holte er einen runden schwarzen Gummipfropfen von etwa vier Zentimeter Durchmesser aus der Schublade. Oben aus dem Propfen ragte ein Stahlstift heraus, der mit einem Schraubengewinde versehen und von fünf in das Gummi gebohrten gleich großen Löchern umgeben war. In jedes der Löcher steckte der Belgier ein Geschoß, von dem nur das flache Messingzündhütchen sichtbar blieb.
    »Wenn der Pfropfen am unteren Ende der letzten Stahlröhre befestigt ist, sind die Patronen sicher versteckt, und das Gummi läßt das Ganze noch echter aussehen«, erklärte er. Der Engländer schwieg.
    »Was halten Sie davon?« fragte der Belgier, und in seiner Stimme schwang ein Ton ängstlicher Besorgnis mit.
    Wortlos nahm der Schakal eine Röhre nach der anderen zur Hand, um sie zu prüfen. Er schüttelte sie, aber da die Röhren innen mit einer doppelten Lage Flanellstoff ausgekleidet waren, löste die Erschütterung keinerlei Geräusch aus. Die längste Röhre war fünfzig Zentimeter lang; sie enthielt den Lauf und den Verschluß des Gewehrs. Die Länge der anderen betrug je etwa dreißig Zentimeter; in ihnen steckten die obere und untere Strebe der Schulterstütze, der Schalldämpfer und das Zielfernrohr. Die Schulterstütze selbst mit dem in ihr befindlichen Abzug wie auch der Gummipfropfen, der die Geschosse enthielt, bildeten selbständige Teile. Daß es sich um das Gewehr eines Mörders, ja überhaupt um eine Waffe handelte, war dem Ganzen nicht anzusehen.
    »Perfekt«, sagte der Schakal und nickte. »Genau das, was ich wollte.« Der Belgier war erfreut. Als Fachmann auf seinem Gebiet wußte er ein Lob genauso zu schätzen wie jeder Laie, und es war ihm klar, daß dieser Kunde in seinem Gewerbe ebenfalls zur Spitzenklasse gehörte.
    Der Schakal steckte die Stahlröhren in die Hüllen, umwickelte sie nochmals sorgfältig mit Sackleinwand und packte sie dann in seinen Fiberkoffer. Den Attachekoffer mit den für die Einzelteile vorgesehenen eingebauten Kästchen gab er dem Büchsenmacher zurück. »Den brauche ich nicht mehr. Das Gewehr bleibt jetzt in diesem Koffer, bis ich Gelegenheit

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