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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Frankreich im Stich gelassen, die Armee hinters Licht geführt, die Legion betrogen und die Leute in Indochina und Algerien den Terroristen ausgeliefert hatten. Und Oberst Rodin hatte immer recht.
    Sein Flug wurde aufgerufen, und er trat durch die Glastür auf den gleißendhellen Beton des Vorfelds hinaus, um die hundert Schritte zur Maschine zu gehen. Von der Aussichtsterrasse aus beobachteten die beiden Agenten Oberst Rollands, wie er die Treppe zum Flugzeug hinaufstieg. Er trug jetzt die schwarze Baskenmütze und auf der Wange ein Pflaster. Einer der beiden Agenten wandte sich seinem Kollegen zu und hob gelangweilt die Brauen. Als die Turboprop-Maschine nach Marseille startete, traten die beiden Männer von der Brüstung zurück. Auf ihrem Weg durch die Haupthalle blieb der eine vor einem Zeitungskiosk stehen, während der andere in eine Telephonzelle trat, um ein Ortsgespräch zu führen. Er meldete sich mit einem Vornamen und sagte: »Er ist abgeflogen. Alitalia vier-fünf-eins. Ankunft Marignane um 12 Uhr 10. Ciao.«
    Zehn Minuten später war Paris unterrichtet und nach weiteren zehn Minuten auch Marseille informiert.
    Die Viscount der Alitalia flog einen weiten Bogen über der unglaublich blauen Bucht und schwenkte dann zum Anflug auf den Flughafen Marignane ein. Die hübsche römische Stewardess beendete ihren lächelnden Rundgang, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß alle Passagiere angeschnallt waren, und setzte sich auf ihren Platz im Heck des Flugzeugs, um sich ihrerseits den Sicherheitsgurt umzulegen.
    Ihr fiel auf, daß der Fluggast im Sessel vor ihr unverwandt aus dem Fenster auf die blendendhelle Öde des Rhônedeltas hinabstarrte, als habe er es nie zuvor gesehen. Der große, ungeschlachte Mann sprach kein Italienisch, und sein Französisch verriet seineHerkunft aus irgendeinem osteuropäischen Land. Er trug eine schwarze Baskenmütze auf seinem kurzgeschnittenen schwarzen Haar, einen zerknitterten dunklen Anzug und eine dunkle Sonnenbrille, die er nicht abzunehmen pflegte. Ein riesiges Pflaster verdeckte seine eine Gesichtshälfte; er mußte sich ziemlich arg geschnitten haben, dachte sie.
    Sie landeten pünktlich auf die Minute, und da die Maschine unweit des Flughafengebäudes zum Stehen kam, begaben sich die Fluggäste zu Fuß zur Zollkontrolle in die Halle hinüber. Als die ersten Passagiere durch die geöffneten Glastüren traten, stieß ein kleiner, nahezu kahlköpfiger Mann den neben ihm stehenden Beamten der Paßkontrolle unauffällig an.
    »Großer Bursche, schwarze Baskenmütze, Heftpflaster.« Dann schlenderte er weiter und gab den anderen Beamten die gleiche Personenbeschreibung.
    Die Fluggäste stellten sich in zwei Reihen auf, um die Kontrolle zu passieren. Die Beamten saßen einander auf drei Meter Entfernung hinter ihren Gittern gegenüber und ließen die Passagiere einzeln zwischen sich hindurch. Die Fluggäste wiesen ihren Paß und die Landekarte vor. Die Beamten gehörten der Sicherheitspolizei an, die über die Kontrolle einreisender Ausländer und zurückkehrender Franzosen hinaus für die gesamte innere Sicherheit Frankreichs verantwortlich war.
    Als Kowalsky an der Reihe war, blickte der Mann in der blauen Uniformjacke kaum auf. Er drückte seinen Stempel auf die gelbe Landekarte, nickte und bedeutete dem schwerfälligen großen Mann mit einer Handbewegung, daß er weitergehen könne. Erleichtert begab sich Kowalsky zur Zollkontrolle. Einige der Zollbeamten hatten sich gerade angehört, was ihnen der kleine, nahezu kahlköpfige Mann zu sagen hatte, bevor er sich in das hinter ihnen gelegene verglaste Büro begab. Der dienstälteste Zollbeamte rief Kowalsky zu: Monsieur, votre bagage.«
    Er deutete zum Förderband hinüber, an dem die anderen Fluggäste auf ihr Gepäck warteten, das aus dem draußen im Sonnenschein stehenden Wagen entladen wurde. Kowalsky beugte sich zu den Zollbeamten hinunter. »J'ai pas de bagage«, sagte er. Der Zolbeamte hob die Brauen.
    »Pas de bagage? Eh bien, avez vous quelque chose à déclarer?«
    »Non, rien«, sagte Kowalsky.
    Der Zollbeamte lächelte freundlich, fast so breit wie sein singsangartiger Marseiller Dialekt.
    »Eh bien, passez, monsieur.« Er wies zum Ausgang, der zum Taxistand führte. Kowalsky nickte und trat in den Sonnenschein hinaus. Nicht gewohnt, für seine Bequemlichkeit Geld auszugeben, zog er es vor, den Flughafenbus zu nehmen.
    Als er das Gebäude verlassen hatte, umringten einige der Zollbeamten ihren

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