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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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habe, es zu benutzen.«
    Er holte die restlichen 200 Pfund, die er dem Belgier noch schuldete, aus der Brieftasche und legte sie auf den Tisch.
    »Ich glaube, damit wäre alles erledigt.«
    Der Belgier steckte das Geld ein. »Ja, Monsieur, es sei denn, Sie hätten noch weitere Wünsche, bei denen ich Ihnen dienlich sein könnte.«
    »Nur einen«, entgegnete der Engländer. »Daß Sie die kleine Predigt nicht vergessen, die ich Ihnen vor vierzehn Tagen über die Weisheit des Schweigens hielt.«
    »Ich habe jedes Wort behalten, Monsieur«, sagte der Belgier leise.
    Er hatte wieder Angst. Würde ihn dieser elegant gekleidete, gepflegte Killer jetzt kaltmachen wollen, um sich seines Schweigens zu versichern? Gewiß nicht. Bei den Ermittlungen, die ein solcher Mordfall nach sich zöge, würden die wiederholten Besuche, die der hochgewachsene, blonde Engländer diesem Haus abstattete, der Polizei zur Kenntnis kommen, noch ehe der Schakal eine Gelegenheit hatte, das Gewehr zu benützen, das er jetzt in einem Fiberkoffer trug.
    Der Engländer schien seine Gedanken gelesen zu haben. Er lächelte flüchtig.
    »Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen. Ich habe nicht die Absicht, Ihnen auch nur ein Haar zu krümmen. Ich nehme an, daß sich ein Mann von Ihrer Intelligenz gegen die Möglichkeit, von einem seiner Kunden ermordet zu werden, abzusichern weiß. Vielleicht durch einen Anruf, der innerhalb einer Stunde fällig ist? Oder den Besuch eines Freundes, falls der Anruf nicht erfolgt? Möglicherweise auch durch einen Brief, der bei einem Rechtsanwalt hinterlegt und im Falle Ihres plötzlichen Todes zu öffnen ist?Sie umzubringen, würde für mich nicht so viele Probleme lösen, wie es Probleme aufwerfen würde.«
    Der Belgier war sprachlos. Er hatte in der Tat bei einem Anwalt einen Brief hinterlegt, der im Fall seines Todes geöffnet werden sollte. Darin wurde die Polizei instruiert, unter einem bestimmten Stein im Garten nach einer Kassette zu suchen, in der sich eine Liste der Besucher befand, die er im Laufe des betreffenden Tages erwartet hatte. Die Liste pflegte er täglich neu aufzustellen. An diesem Dienstag war auf ihr lediglich ein einziger Kunde vermerkt, der seinen Besuch angesagt hatte, ein schlanker, hochgewachsener Engländer, der sich Duggan nannte und seinem Äußeren nach wohlhabend zu sein schien. Es war ganz einfach eine Art Lebensversicherung.
    Der Engländer beobachtete ihn kalt.
    »Das hatte ich mir gedacht«, sagte er. »Sie können sich sicher fühlen. Aber ich werde sie umbringen, wenn Sie irgend jemandem gegenüber meine Besuche bei Ihnen erwähnen oder auch nur ein Wort über das verlieren, was Sie für mich angefertigt haben. Für Sie habe ich aufgehört zu existieren, sobald ich dieses Haus verlasse.«
    »Das ist mir völlig klar, Monsieur. Tatsächlich entspricht es den Vereinbarungen, die ich mit allen meinen Kunden zu treffen pflege. Ich darf hinzufügen, daß ich meinerseits die gleiche Diskretion von Ihnen erwarte. Deswegen habe ich auch die Seriennummer auf dem Lauf Ihres Gewehrs mit Säure unkenntlich gemacht. Auch ich muß mich schützen.«
    Der Engländer lächelte. »Dann haben wir uns verstanden. Guten Tag, Monsieur Goossens.« In der nächsten Minute war die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen, und der Belgier, der so viel von Waffen verstand und so wenig vom Schakal wußte, seufzte erleichtert und ging in sein Büro zurück, um das Geld nachzuzählen.
    Der Schakal wollte nicht von den Angestellten seines Hotels mit dem Fiberkoffer gesehen werden und fuhr daher, obschon es Zeit zum Lunch war, im Taxi direkt zum Hauptbahnhof, wo er den Koffer in der Gepäckaufbewahrung abgab. Den Gepäckschein verwahrte er im inneren Fach seiner schlanken Eidechsenleder-Brieftasche.
    Er aß im Cygne teuer und gut zu Mittag, um das Ende der Planungs und Vorbereitungsphase in Frankreich und Belgien zu feiern, und ging dann in das Amigo zurück, wo er packte und seine Rechnung beglich. Als er das Hotel verließ, trug er den gleichen, vorzüglich geschnittenen Glencheck-Anzug, in dem er gekommen war. Seine beiden Vuitton-Koffer wurden von einem Hausdiener zum wartenden Taxi hinuntergeschafft. Der Schakal war um 1600 Pfund ärmer, besaß aber dafür ein Gewehr, das wohlverpackt in einem unauffälligen Koffer in der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofs lag, sowie drei hervorragend gefälschte Ausweise, die er in einer Innentasche seines Anzugs verwahrte.
    Die Maschine nach London flog kurz nach 16 Uhr von Brüssel

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