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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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oder die Namen aller Zeugen beibringen zu können, die in einem von der Presse weitgehend unbeachtet gebliebenen Prozeß aufgetreten waren.
    Außer den Dossiers wurden die Fingerabdrücke sämtlicher Personen, die sich in Frankreich jemals dieser Prozedur hatten unterziehen müssen, hier verwahrt, ferner zehneinhalb Millionen Meldezettel einschließlich aller in französischen Hotels außerhalb von Paris ausgefüllten Anmeldeformulare. Sie mußten in verhältnismäßig kurzen Abständen vernichtet werden, um Platz für die gewaltige Anzahl alljährlich neu hinzukommender Meldezettel zu machen. Einzig die in Pariser Hotels ausgefüllten Anmeldungen wurden nicht den RG weitergeleitet; sie gingen direkt an die Préfecture de Police.
    Die DST, deren Chef drei Stühle von Fernet entfernt am Konferenztisch saß, war und ist Frankreichs Spionageabwehr und als solche auch für die Überwachung französischer Häfen, Flughäfen und Grenzstationen verantwortlich. Bevor die Lande und Grenzübertrittskarten aller nach Frankreich einreisenden Personen in die Archive wandern, werden sie an Ort und Stelle vom DST-Offizier überprüft und diejenigen unerwünschter Personen mit Karteireitern versehen.
    Aus Platzgründen saß der Chef des CRS, jener 45 000 Mann starken Spezialeinheit, die Alexandre Sanguinetti im Verlauf der letzten beiden Jahre in so unpopulärer Weise eingesetzt hatte, am unteren Ende des Konferenztisches. Den Platz zwischen ihm und dem am unteren Ende der rechten Seite des Tisches sitzenden Oberst Saint Clair wurde von einem großen, korpulenten Mann eingenommen, dessen Pfeifenrauch den Geruchssinn des aristokratischen Luftwaffen-Obersten zu seiner Linken offenkundig beleidigte. Der Minister hatte Max Fernet ausdrücklich gebeten, ihn zur Sitzung mitzubringen. Es war Kommissar Maurice Bouvier, Chef der Brigade Criminelle der PJ.
    »Das also ist die Situation, der wir uns gegenübersehen, meine Herren«, fuhr der Innenminister fort. »Sie alle haben nun den Bericht gelesen, der vor Ihnen liegt. Und Sie haben von mir gehört, welche beträchtlichen Einschränkungen der Präsident uns um der Würde Frankreichs willen bei unseren Anstrengungen, diese Gefahr für seine Person abzuwenden, zur Auflage macht. Ich betone nochmals, daß absolute Geheimhaltung sowohl bei derDurchführung der Ermittlungen als auch bei allen weiterhin zu unternehmenden Schritten oberstes Gebot sein muß. Überflüssig zu sagen, daß Sie alle ohne Ausnahme zu striktem Stillschweigen verpflichtet sind und mit keiner außerhalb dieses Raums befindlichen Person, sofern sie nicht inzwischen offiziell in den Kreis der Mitwisser einbezogen wurde, über diese Angelegenheit sprechen dürfen. Ich habe Sie hergebeten, weil ich davon ausgehe, daß wir, was immer wir auch unternehmen, auf die Unterstützung und die Hilfsmittel aller hier vertretenen Abteilungen angewiesen sein werden und ich Sie als die Chefs dieser Abteilungen über die absolute Vorrangigkeit dieser Angelegenheit nicht im Zweifel lassen möchte. Ihr hat jederzeit Ihre uneingeschränkte persönliche Aufmerksamkeit zu gelten. Mit Ausnahme solcher Aufgaben, die den mit ihr verfolgten Zweck nicht erkennen lassen, dürfen keine im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit sich ergebenden Aufträge an Untergebene delegiert werden.«
    Der Minister schwieg einen Augenblick. Zu beiden Seiten des Konferenztisches nickten einige der Herren nachdenklich. Andere hatten den Blick auf den Sprecher oder auf das vor ihnen liegende Dossier gerichtet. Am unteren Ende des Tisches starrte Kommissar Bouvier zur Decke hinauf und entließ aus dem Mundwinkel heraus kleine Rauchwölkchen. Der neben ihm sitzende Luftwaffen-Oberst zuckte bei jedem neuerlichen Rauchausstoß leicht zusammen.
    »Und jetzt«, fuhr der Minister fort, »darf ich Sie um Ihre Vorschläge bitten. Oberst Rolland, haben Ihre Nachforschungen in Wien irgendwelche Resultate ergeben?«
    Der Chef des Aktionsdienstes sah von seinem eigenen Bericht auf und warf dem General, der den SDECE leitete, einen raschen Seitenblick zu, ohne von ihm jedoch durch ein Nicken ermuntert oder ein Stirnrunzeln gewarnt zu werden.
    General Guibaud, der den halben Tag damit verbracht hatte, dem Leiter der Abteilung R 3/Westeuropa wegen Rollands Eigenmächtigkeit, das Wiener Büro für seine Ermittlungen einzuschalten, die Hölle heiß zu machen, starrte unverwandt vor sich auf die Tischplatte.
    »Ja«, sagte der Oberst. »Heute vormittag haben zwei unserer Agenten in Wien in

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