Der Schatten aus der Zeit
Geräuschen aufgewacht war, kam auch dazu, und alle redeten mir gut zu, ich solle ruhig liegenbleiben und zu schlafen versuchen.
Aber von Schlafen konnte jetzt keine Rede sein. Mein psychischer Zustand war ganz außerordentlich anders als alles, was ich bis dahin erlitten hatte.
Nach einer Weile bestand ich darauf, zu sprechen nervös und unter umständlichen Erklärungen für meinen Zustand.
Ich erzählte ihnen, ich sei müde geworden und hätte mich für ein Nickerchen in den Sand gelegt. Ich hätte, so sagte ich, schlimmere Träume als sonst gehabt und als ich von dem plötzlichen Sturm wach geworden sei, hätten meine überreizten Nerven versagt. Ich sei in panischer Angst geflohen und oft über halb begrabene Steine gefallen, was der Grund für mein zerlumptes und beschmutztes Aussehen sei. Ich müsse lange geschlafen haben -daher meine mehrstündige Abwesenheit.
Ich deutete in keiner Weise an, daß ich etwas Seltsames gesehen oder erlebt hätte in dieser Hinsicht übte ich strikte Selbstbeherrschung. Aber ich sprach davon, daß ich meine Meinung über die ganze Expeditionsarbeit geändert habe und beschwor die anderen, auf keinen Fall in nordöstlicher Richtung weiterzugraben.
Meine Argumente waren ausgesprochen schwach denn ich behauptete, es seien zu wenig Steine vorhanden, ich wolle die abergläubischen Bergarbeiter nicht kränken, die Universität werde uns möglicherweise die Mittel kürzen und ähnliche entweder unwahre oder belanglose Dinge. Natürlich nahm keiner im geringsten auf meine neuen Wünsche Rücksicht nicht einmal mein Sohn, der offensichtlich um meine Gesundheit besorgt war.
Am folgenden Tag stand ich auf und ging im Lager umher, beteiligte mich aber nicht an den Ausgrabungen. Ich beschloß, so bald wie möglich meinen Nerven zuliebe nach Hause zurückzukehren, und ließ mir von meinem Sohn versprechen, daß er mich im Flugzeug nach Perth tausend Meilen südwestlich bringen würde, sobald er sich das Gebiet, in dem nach meinem Willen keine Ausgrabungen mehr stattfinden sollten, aus der Luft angeschaut hatte.
Wenn, so überlegte ich, das Ding, das ich gesehen hatte, noch zu sehen war, dann könnte ich die anderen noch einmal ausdrücklich warnen, auch auf die Gefahr hin, ausgelacht zu werden. Es war durchaus denkbar, daß die Bergarbeiter, die über die Sagen der Eingeborenen Bescheid wußten, mich unterstützen würden. Um mir meinen Willen zu lassen, überflog mein Sohn noch am selben Nachmittag das ganze Gebiet, in dem ich mich bei meiner Exkursion bewegt haben konnte. Aber nichts von dem, was ich gesehen hatte, war zu entdecken.
Es war dasselbe wie bei dem Basaltblock der Treibsand hatte alle Spuren verwischt. Einen Augenblick lang tat es mir fast leid, daß ich in meiner Panik ein bestimmtes unheimliches Objekt verloren hatte aber jetzt weiß ich, daß der Verlust eine Gnade war. So kann ich noch immer glauben, daß mein ganzes Erlebnis eine Sinnestäuschung war besonders wenn, was ich inständig hoffe, der Höllenschlund nie gefunden wird.
Wingate brachte mich am 20. Juli nach Perth, lehnte es jedoch ab, die Expedition im Stich zu lassen und mit mir nach Hause zurückzukehren. Er blieb bei mir bis zum 25., als der Dampfer nach Liverpool auslief. Jetzt, in der Kabine der Empress, denke ich lange und krampfhaft über die ganze Angelegenheit nach, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß zumindest mein Sohn alles erfahren soll. Bei ihm soll die Entscheidung darüber liegen, ob die Sache bekanntgemacht werden soll.
Um allen möglichen Einwänden vorzubeugen, habe ich diese zusammenfassende Darstellung meines Falles wie er anderen in Einzelheiten bereits bekannt ist zu Papier gebracht und will jetzt so knapp wie möglich berichten, was mir während meiner Abwesenheit vom Lager in jener fürchterlichen Nacht zustieß -mag es nun Wirklichkeit oder Einbildung gewesen sein.
Mit bis zum äußersten angespannten Nerven und von jenem unerklärlichen, mit Furcht vermischten, dämonischen Impuls in nordöstliche Richtung getrieben, stolperte ich unter dem bösartigen, brennenden Mond dahin. Hier und dort sah ich, halb vom Sand verhüllt, jene urzeitlichen, zyklopischen Blöcke, Reste aus namenlosen, vergessenen Äonen.
Das unermeßliche Alter und das schleichende Grauen dieser schaurigen Wüste bedrückten mich wie nie zuvor, und ich mußte unwillkürlich an meine entnervenden Träume, an die schrecklichen Legenden, die ihren Hintergrund bildeten, und an die Ängste der
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