Der Schatten des Highlanders
ihm. »Wirst du morgen früh hier sein?«
»Ja.«
Er sah ihr nach, dann wartete er, bis er hörte, wie ihre Tür sich schloss, bevor er den Korridor hinunterging und seinen Kopf in Patrick MacLeods Bibliothek steckte. Patrick saß mit einem Buch in der Hand vor dem Feuer.
»Du kannst jetzt beruhigt ins Bett gehen, Mylord Sittenwächter«, sagte Cameron trocken. »Sie ist unbeschadet in ihr eigenes Schlafgemach gelangt.«
Patrick klappte sein Buch zu, dann kümmerte er sich um das Feuer. Er kam an die Tür und legte Cameron die Hand auf die Schulter.
»Du bist ihrer würdig.«
»Das ist ein großes Lob.«
»Ja, das ist es«, stimmte Patrick zu. »Du weißt, ich hätte sie dir nicht gegeben, wenn du sie dir nicht verdient hättest. Bitte brauche morgen früh beim Duschen nicht das ganze warme Wasser auf, ja?«
Cameron zog eine Grimasse. »Ich werde mir Mühe geben.«
Patrick tätschelte ziemlich kräftig seine Wange, genau so, wie Breac es Dutzende Male getan hatte, dann lachte er und ging davon.
Cameron sah ihm nach, schmunzelte in sein hinein und suchte sein eigenes Bett auf. Er war wirklich dankbar, eine Familie zu haben.
Aber am dankbarsten war er für Sunny.
Epilog
Sunny ging die Treppen vom großen Saal zu dem Flügel der Burg hoch, der im 16. Jahrhundert als Erstes erbaut, im 18. Jahrhundert umgestaltet und dann vor ein paar Jahren von Cameron restauriert und ausgebaut worden war. Sie hatte jetzt fünf Monate Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, dass das Schloss ihr Zuhause war, obgleich sie vermutlich nie durch den großen Saal unten würde gehen können, ohne dass ihr angesichts der düsteren Erinnerungen an ihre Zeitreise ins Mittelalter ein Schauer den Rücken hinunterlief.
Zeitreisen hatten bei Frauen vermutlich solche Nachwirkungen.
Die Tür zu Camerons Salon stand halb offen, daher machte sie sich nicht die Mühe, zu klopfen. Sie spähte hinein und sah Cameron und Zachary über Plänen auf dem Couchtisch vor dem Kamin brüten. Cameron blickte auf und lächelte ihr zu.
Sie stolperte, fing sich aber noch rechtzeitig, bevor er bei ihr war. Er fasste sie am Arm.
»Du trägst doch keine hohen Absätze, Liebling. Warum bist du so wacklig auf den Beinen?«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Das ist alles nur wegen dir, wie üblich.«
»Mir geht es ebenso.«
Er legte zärtlich seine Arme um sie. »Brauchst du irgendetwas, oder habe ich einfach das Glück, dass du uns Gesellschaft leisten willst?«
»Ich habe dich vermisst«, gab sie zu. »Ich war draußen im Garten, aber es wurde mir dort ein bisschen zu einsam, und da beschloss ich, zu schauen, was du so treibst.«
Er hob eine Augenbraue. »Nichts, womit ich nicht sofort aufhören könnte.«
Sie lächelte. »Wirklich?«
»Setz dich, und ich kümmere mich darum.«
Sie entzog sich ihm und setzte sich auf einen Hocker neben dem Couchtisch. Sie lächelte Zachary glücklich an. »Wir sind immer noch in unserer Flitterwochenphase. Tut mir leid, dass ich dich rausschmeißen muss.«
»Nun, ich habe Cameron jetzt sowieso fast zwei Stunden lang für mich gehabt, also denke ich, dass ich seine Gastfreundschaft allmählich genügend strapaziert habe«, erwiderte Zachary trocken.
Sie sah auf die Pläne, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. »Arbeitest du an einem Projekt für die Stiftung?«
»Die Cameron/Artane-Stiftung für Denkmalschutz?«, fragte Zachary lächelnd. »Ja, das ist richtig. Ich frage mich allerdings, wie dein Mann es geschafft hat, im Namen als Erster genannt zu werden.«
»Sein Charme ist legendär«, sagte sie und musste unwillkürlich lächeln. »Dagegen ist nicht einmal Gideon de Piaget immun.«
»Glücklicherweise, denn ich bekam durch seine charmante Vermittlung ja auch die Stelle als leitender Architekt. Allein schon dafür werde ich unseren guten Lord Robert ständig in höchsten Tönen loben.«
Sie lächelte. »Und was ist dein erstes Projekt?«
»Eine kleine bauliche Umgestaltung eines Cottages bei Wyckham.« Zachary runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich verstehe nicht, weshalb es architekturgeschichtlich bedeutsam sein soll, aber Gideon scheint ganz besonders erpicht darauf, daran zu arbeiten. Ich heimse eine Menge Geld dafür ein, also will ich mich nicht beklagen.«
»Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du hast ein gutes Händchen für alte Sachen.«
Zachary lächelte verbindlich. »Ich habe einiges an praktischer Erfahrung. Es ist wirklich erstaunlich, was man nach dem
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