Der Schatten des Highlanders
Feuer aufhängen, dann ist es bis morgen fast trocken.«
»Und was trage ich in der Zwischenzeit?«, fragte sie argwöhnisch.
»Ihr könntet meine Plaids tragen«, sagte er. Er zog sie von ihrem Schemel hoch, beugte den Kopf herab und flüsterte ihr ins Ohr: »Abgesehen davon habe ich Euch schon einmal ohne Kleider gesehen, Sunshine.«
»Aber jetzt müsst Ihr nicht hinsehen - und Eure Dienerschaft in der Küche auch nicht, oder?«
Er lachte. »Ich werde nicht hinsehen, obgleich ich das tun sollte, nur um Euch zu zeigen, wer hier der Laird ist.« Er wandte ihr den Rücken zu, scheuchte die Küchenjungen weg und warf seinem Koch einen warnenden Blick zu, dann verschränkte er die Arme über der Brust. »Beeilt Euch, Mädchen, bevor das Wasser kalt wird.«
Er spürte, dass sie ihm ihr Kleid über die Schulter legte, und hörte, wie sie mit einem lustvollen Stöhnen in die Wanne glitt, ein bisschen herumplätscherte und dann wieder herausstieg. Sie nahm sich die Plaids von seiner anderen Schulter.
»Fertig«, verkündete sie einen Augenblick später.
Als er sich umwandte, sah er, dass sie sich notdürftig in seine Plaids gewickelt hatte. Er ordnete eines davon neu, damit es ihr bis zum Hals hinaufreichte. Das alles schien ihr so schrecklich peinlich zu sein, dass er sie in Ruhe ließ.
Eine Jungfrau. Warum überraschte ihn das so gar nicht?
Er zog sein Schwert aus der Scheide und lehnte es an den Wannenrand, dann entkleidete er sich. Er sah nach, ob Sunny ihn beobachtete, aber sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Er tippte ihr frech auf die Schulter.
»Haltet so lange meine Sachen«, bat er.
Sie drehte sich um, aber mit geschlossenen Augen. Lächelnd übergab er ihr erst seine Messer, dann seine Kleider. Er streifte sich die Stiefel ab und ließ sich dankbar in das immer noch warme Wasser sinken. Er legte den Kopf zurück an den Wannenrand und seufzte vor Wohlbehagen.
»Lasst es mich wissen, wenn mich noch jemand töten will«, sagte er träge. »Ich werde mich darum kümmern, wenn ich mit Baden fertig bin.«
»Ich glaube, im Moment sind Sie sicher«, erwiderte Sunny, legte seinen Sachen auf dem Tisch ab und zog einen Schemel neben die Wanne. »Lassen Sie mich Ihren Arm ansehen.«
Er sah ein, dass die Wunde versorgt werden musste, obgleich er nicht behaupten konnte, dass er sich darauf freute. Er wartete, während nach Brianna geschickt wurde, um alles
Notwendige herbeizuholen. Dann schloss er die Augen, und Sunny begann die Wunde zu nähen. Sie war schnell und geschickt, dennoch war es alles andere als angenehm. Als sie fertig war, zog er sie an sich und gab ihr einen Kuss.
»Danke«, sagte er lächelnd.
»Die Wunde könnte einen Breiumschlag und einen Verband gebrauchen, aber ich vermute mal, eine Narbe macht Ihnen nichts aus.«
»Auf eine mehr oder weniger kommt es nicht an«, sagte er mit gleichmütigem Schnauben.
Sie drehte sich auf ihrem Schemel herum, sodass sie den Eingang zum großen Saal im Auge behalten konnte. »Ich halte Wache, wenn Sie sich noch etwas entspannen wollen.«
»Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht zu mir in die Wanne steigen wollt?«
Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen verlegenen Blick zu und runzelte die Stirn, als sie sein amüsiertes Lächeln sah, dann wandte sie sich wieder ab.
Er hörte auf, sie zu necken, und fuhr ihr nur mit den Fingern durchs Haar; dabei merkte er, wie sie ein wohliger Schauer durchlief. Er fuhr fort mit seinen Liebkosungen, ohne in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Er wäre nicht der erste Cameron, der im Bad ermordet wurde.
Als ihm das Wasser zu kalt wurde, stieg er aus der Wanne, nahm von Brianna ein sauberes safrangelbes Hemd entgegen und zog es sich über den Kopf. Es reichte ihm fast bis zu den Knien, also war damit vielleicht der Schicklichkeit Genüge getan.
Er nahm sein Plaid, sein schmutziges Hemd und Sunnys Kleid und tauchte alles in die Wanne. Dort schwenkte er die Wäsche gründlich und zog dann das Kleid heraus. Es würde zwar nie mehr so aussehen wie früher, aber besser als vor dem Durchspülen. Wenn ihre Umgebung ihnen wieder etwas freundlicher gesinnt wäre, dann würde es vielleicht jemand richtig reinigen. Er wrang die Sachen aus, reichte sie Brianna, dann griff er mit der einen Hand nach seinem Schwert und mit der anderen nach Sunnys Hand.
»Gehen wir hinauf«, gebot er.
»Sind Sie sicher, dass ich mitkommen soll?«, fragte sie.
Er sah sie vielsagend an. »Meint Ihr, ich könnte Euch irgendwo in der Nähe dieser Kerle in
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