Der Schatten des Highlanders
Sicherheit wähnen? Ich schere mich einen Teufel darum, was sie denken. Zumindest weiß ich dann, dass Ihr nicht in Gefahr seid.«
Seufzend nickte sie und folgte ihm. Er bemerkte, dass Giric noch immer bewusstlos am Boden lag. Gilly kniete neben ihm und versuchte, ihn zum Aufstehen zu bewegen. Cameron behielt Sunnys Hand in seiner und ging zu ihnen hinüber.
»Ist er tot?«, fragte er hoffnungsvoll.
Gilly blickte ihn wütend an. »Er lebt, er ist nur nicht bei Sinnen.«
»Na, dann hat sich ja wenig verändert«, sagte er zufrieden. »Viel Glück mit ihm, Schwägerin.«
Er wandte sich um und ging davon. Es würde ihn nicht überraschen, von ihr ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen, aber vielleicht nicht gerade an diesem Tag. Sicher hatte sie mit Girics Wehwehchen, wenn er nach einiger Zeit aufwachte, alle Hände voll zu tun, um sie eine Weile auf Trab zu halten.
Er stieg mit Sunny die Treppe hinauf und blickte immer wieder zu ihr, um herauszufinden, wie es ihr ging. Sie hielt sich krampfhaft sein Plaid an den Hals, als erwarte sie jeden Moment, dass es ihr jemand vom Körper riss. Vermutlich wäre jeder vernünftige Mann versucht gewesen, genau das zu tun, aber er besaß mehr Selbstbeherrschung als die meisten. Er führte sie in seine Schlafkammer, verriegelte die Tür hinter ihnen, dann suchte er für sich selbst ein anderes Plaid heraus. Dabei verhielt er sich viel zurückhaltender, als er es normalerweise getan hätte. Er reichte Brianna ihre Sachen, die sie am Feuer aufhängte, dann blickte er Sunny an.
»Ihr könnt im Bett schlafen, Sunshine«, sagte er lächelnd. »Ich werde auf dem Boden nächtigen.«
»Danke, Cam«, erwiderte sie ruhig.
Er ging zu ihr hinüber, weil sie ihn einfach magisch anzog, und legte ihr seine Hände auf die Arme.
»Sagt nochmals meinen Namen«, bat er.
»Robert Francis ...«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so. Den anderen Namen.«
Sie sah ernst zu ihm auf. »Danke, Cam.«
Er beugte den Kopf zu ihr hinunter und küsste sie sanft, da er sich einfach nicht zurückhalten konnte. Dann küsste er sie noch einmal, diesmal viel länger, als es sich geziemte, aber dennoch konnte er sich davon abhalten, nach seinen Plaids zu greifen und sie ihr vom Leibe zu reißen. Er hob den Kopf, holte tief Luft, drehte sie herum und schob sie sanft in Richtung seines Bettes.
»Legt Euch allein hinein, Mädchen, solange Ihr noch könnt.«
Sie ging zum Bett, dann zögerte sie. »Machen Sie Ihre Augen zu - nein, drehen Sie sich um und schließen Sie die Augen.«
Er drehte sich mit einem schweren Seufzer um und wartete, bis er sie in die Bettstatt hineinsteigen und das Laken über sich ziehen hörte, bevor er sich daneben auf den Boden setzte. »Ihr solltet jetzt schlafen, meine Liebe«, sagte er und lehnte sich an die Wand. »Ich kann mir vorstellen, dass hier morgen die Hölle losbricht, und dafür müssen wir beide gut ausgeruht sein.«
Sie faltete eines der Plaids, die er ihr gegeben hatte, zu einem Kissen und legte ihr Kinn darauf. »Machen Sie sich Sorgen?«
»Sorgen? Nein. Ich bin ein wenig ratlos, ja, das gebe ich gerne zu.« Er lächelte, aber er merkte selbst, dass es eher gequält wirkte. »Ich hatte immer Gefolgsleute um mich herum, denen ich vertraut habe. Mein Vater war der loyalste Mensch, den ich kannte. Breac hätte jederzeit sein Leben für mich gegeben. Und das hat er ja auch tatsächlich getan. Er hat in jener letzten Schlacht einen Schwerthieb abgefangen, der eigentlich mir gegolten hatte. Selbst Sim, dieser leichtsinnige Bursche, der eher dem Wein zugeneigt war als dem Schwertkampf, stand stets an meiner Seite, bereit, mir den Rücken freizuhalten. Aber auf wen kann ich mich jetzt verlassen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie ernst. »Auf wen?«
»Auf Giric jedenfalls nicht, das steht fest«, sagte er grimmig. »Er bildet sich ein, fähig zu sein, diesen Haufen anzuführen, aber selbst sein Vater traute ihm das nicht zu.« Er seufzte und fuhr ihr mit den Händen durch das feuchte Haar. »Nein, ich bin der einzige, der versucht, Zusammenhalt unter diesen widerspenstigen Heißspornen herzustellen. Und jetzt stehe ich ganz allein da.«
Sie streckte die Hand aus und legte sie auf seine, die auf seinen Knien ruhte. »Es tut mir leid, was mit Ihren Brüdern geschehen ist, Cam. Besonders, dass ich für Breac nichts tun konnte.«
»Ihr habt getan, was Ihr konntet.« Er brachte ein mattes Lächeln zustande. »Und wenn Ihr nicht gewesen wärt, mit Euren
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