Der Schatten des Highlanders
getroffen.
Sie betastete den Boden um sich herum und fand einen Steinbrocken, einen sehr scharfkantigen, aber sonst nichts. Neben ihrem Kopf spürte sie etwas Feuchtes.
War das Blut?
Bevor sie sich darauf einen Reim machen konnte, hörte sie ein Geräusch. Es klang, als sei jemand draußen vor der Tür. Sie tastete nach einer Waffe, fand aber nichts. Camerons Messer hatte sie nicht mehr. Sie hatte es einem seiner Gefolgsmänner entgegengeschleudert und zugesehen, wie er davonwankte und sich dabei die Kehle hielt.
War das Cameron an ihrer Türe? Aber er konnte nicht an der Tür sein, er müsste direkt neben ihr liegen. Sie griff nach dem Steinbrocken, nur für den Fall, dass es jemand war, gegen den sie sich zur Wehr setzen musste. Sie würde sich und Cameron beschützen, bis sie herausbekam, was da vor sich
ging.
Die Tür zu ihren Füßen ging auf. Sie versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Das Licht ging an und sie schrie auf vor Schmerz.
»Sunny!«
Sie umschlang ihren Kopf mit beiden Armen, aber dann zwang sie sich, zu blinzeln, um zu erkennen, was da vor ihr war.
Patrick MacLeod stand dort und sah sie verblüfft an.
Patrick MacLeod, und nicht Robert Francis Cameron Mac Cameron.
Sunny hielt die Hände weiter an den Kopf gepresst und blickte sich um. Sie war in Moraigs Cottage, Moraigs Haus aus dem 21. Jahrhundert, das jetzt ihr Haus war, mit ihrem Mantel am Haken bei der Tür und ihren Bildern an den alles andere als ebenen Wänden und der Einrichtung, die aus Moraigs und ihren eigenen Möbeln bestand.
Aber sie war allein.
Sie begann zu hyperventilieren. Gleichzeitig spürte sie, wie starke Arme sie umschlangen, dann hörte sie Patricks Stimme.
»Sie ist hier, Liebes. Nein, ich glaube, ich sollte sie besser nicht bewegen. Ihr Kopf blutet. Ruf Jamie für mich an, ja? Er wird Ian informieren.«
Natürlich. Diese MacLeod-Burschen hatten eine perfekt funktionierende Telefonkette, die jede Society-Lady vor Neid erblassen ließe.
»Nein, Liebes, mach dir keinen Sorgen, du brauchst nichts mitzubringen. Sunny hat sicher alles Nötige hier.«
Sunny hörte, wie er auflegte.
»Sunny, du blutest«, sagte er mit besorgter Stimme.
Sunny legte sich die Hand über die Augen, um sie gegen das Licht abzuschirmen, und spähte zu ihm hinüber.
»Wo ist Cam?«
»Wer?«
Sie schob ihn beiseite und rappelte sich mühsam hoch. »Hilf mir auf«, bat sie. »Bitte. Ich muss zur Türschwelle.«
»Das ist keine gute Idee, Mädchen«, sagte er. »Lass mich zumindest erst noch einen Blick auf diese Beule werfen. Und merkst du eigentlich, dass du auf Gälisch vor dich hin stammelst?«
»Hilf mir einfach auf die Beine, verdammt«, befahl sie grimmig. »Oder geh mir aus dem Weg.«
Er stand auf und zog sie hoch. Sie schwankte und das ganze Zimmer drehte sich. Patrick legte seinen Arm um sie und hielt sie fest, bis sie es schaffte, ohne Hilfe zu stehen. Sie blickte sich im Haus um. Das Licht stach ihr in die Augen, aber sie zwang sich, auf den Boden zu sehen, auf ihr Bett, in die Küche hinein.
Doch sie sah nichts außer einem unschönen Blutfleck und einem scharfen Steinbrocken auf dem Boden. Sie war allein -abgesehen von Patrick natürlich.
»Bist du« - sie musste eine Weile nach dem Wort suchen -»hergefahren?«
»Nein, Schwester, ich bin zu Fuß gegangen«, sagte er mit verwirrter Miene. »Warum?«
»Ich brauche Licht für draußen«, sagte sie und streckte ihre Hand aus.
Er zog seine Taschenlampe aus seiner Jackentasche, schaltete sie ein und reichte sie ihr.
»Sunny, wo warst du?«
»Nicht hier«, erwiderte sie. Sie zog ihn mit sich, um sich
auf ihn stützen zu können. Sie leuchtete mit der Lampe über die Türschwelle, suchte nach Stiefelabdrücken oder nach Blut oder irgendetwas, das darauf hindeutete, dass auch Cameron hier gewesen war.
Doch da war nichts.
Sie ging, zunehmend panisch, zurück ins Haus und suchte alles ab, aber das einzige Außergewöhnliche war die Blutlache, in der sie gelegen hatte, und daneben der Stein. Sonst nichts. Kein Hinweis darauf, dass jemand mit ihr in die Zukunft zurückgekommen war.
Die Taschenlampe fiel ihr aus der Hand, weil sie einfach nicht mehr die Kraft aufbrachte, sie festzuhalten. Sie spürte, dass Patrick sie in seine Arme nahm, krallte ihre Finger in seine Jacke und rang verzweifelt nach Luft. Er hatte es nicht geschafft.
Cameron hatte nicht mit ihr zusammen das Zeittor durchschritten.
Nach einer Weile hörte sie andere Leute ins Haus kommen, aber sie
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