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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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fühlten sich an wie die beiden Tasten einer Computermaus. Sollte er einfach drücken?
    »Hier! Bei den anderen sind auch Lücken«, sagte Rascal. »Das muss eine Falle sein. Wenn du den falschen drückst, dan n …« Sie führte den Satz nicht zu Ende, sondern starrte senkrecht nach oben. Sid folgte ihrem Blick. Bis auf die Einstiegsluke bestand die Decke des Raums aus zwei grob behauenen Sandsteinplatten, jede von ihnen sicherlich mehrere Tonnen schwer.
    »Di e … die würden uns zerquetschen!«, stammelte Rascal geschockt.
    Sids Kopf schüttelte sich. »Nein. Die Käfer werden lebendig. Wie eine Kugel Dung rollen sie jeden Eindringling in ihr Nest. Als Futter, für die Larven.« Sid schnappte mit dem Kiefer und machte eine gierige Kaubewegung.
    »Warte mal«, sagte Sid und legte seine Hand auf Rascals Schulter. Warum zuckte sie denn so zusammen? »Wenn das Zellgedächtnis keine Spinnerei ist, dann muss ich lernen, es zu nutzen.« Er schloss die Augen.
    Die Käfer glänzten. Eine alte, runzlige Hand glitt über ihre bunten Rücken. Die Fingernägel waren angespitzt, die faltige Haut pergamentartig, beinahe durchscheinend. Sehr, sehr alt. Zittrig presste sie den rechten Flügel eines der Käfer herunter.
    Sid schlug die Augen auf. »Der da ist es!« Er zeigte auf einen Skarabäus, der sich durch nichts von seinen Brüdern unterschied. Rascal zauderte und machte Anstalten, ihn zurückzuhalten. Aber es gab keinen Zweifel! Entschlossen drückte Sid auf den Flügel, wie er es schon Tausende von Malen zuvor gemacht hatte.
    Knarrend schwang die Wand auf. Kühle Luft wehte ihnen entgegen. Sid leuchtete durch das Portal. In den massiven Fels war ein Gang gehauen, der stetig bergab führte. Als er seinen Fuß in den Stollen setzte, gab der Stein unter ihm leicht nach. Augenblicklich flammten im Abstand von fünf Metern handtellergroße Feuer auf. Es roch nach Öl und einem feinen Gas.
    »Tolle Technik!«, schwärmte Rascal begeistert.
    So ist es gut! Der Herrscher kehrt heim! Leuchtet mir, feiert und tanzt, und lasst das Wissen meines Herzens wachsen!
    Als Sid und Rascal den feierlich beleuchteten Tunnel durchschritten, entdeckten sie, dass die rot grundierten Wände mit unzähligen Szenen aus dem Leben von Seth bemalt waren. Seth in der Unterwelt, mit einem Finger an der Waagschale, auf der ein Herz lag. Das Standbild des Seth umlagert von Tausenden von Menschen, jeder von ihnen mit anderen, individuellen Gesichtszügen. Seth im Kampf mit einem einäugigen Falken, das andere Auge blutverschmiert in seiner Pranke.
    » Das ist Horus, mein Neffe «, sagte Sid mit emotionsloser Stimme. »Ich habe mit ihm gekämpft und ihm das Auge ausgerissen, am Tag des Grauens.«
    Er sah, dass Rascal kreidebleich wurde. »Da s … das macht mir Angst, Sid!«, stammelte sie.
    »Warum?«, erkundigte er sich. »Das sind doch alles nur Legenden, die einer vor zwölftausend Jahren oder so an die Wand gepinselt hat!« Trotzdem fröstelte jetzt auch ihn bei ihrem Anblick, schnell rannte er an dem gemalten Herz auf der Waage vorbei. Eine Treppe führte steil nach unten. Ohne zu zögern, sprang Sid abwärts, zwei Stufen auf einmal nehmend. Plötzlich erkannte er alles wieder, jeden Vorsprung, jede Furche im Stein. Jetzt folgte ein schnurgerader Tunnel, zweihundert Meter geradeaus. Er merkte, dass Rascal Mühe hatte, hinterherzukommen. Ihre Schritte hallten von der Decke wider, als wären zehn Mann hinter ihm her. Der Gang endete an einem straff gespannten, fleckigen Fell, das stark nach Hund roch. Als Rascal endlich bei ihm war, schlug er den haarigen Vorhang zur Seite. Es war dunkel und stank fürchterlich. Sid ging einen Schritt vorwärts und schaltete die Taschenlampe wieder an. Ihm stockte der Atem. Waren das wirklic h …? Er trat bis an die gegenüberliegende Wand. Kein Zweifel, der ganze Raum war voll vo n …

60. Kapitel
    Giza-Plateau, 7 . November, 2 Uh r 43
    » Aha’ek mi iner cheft merit Seth! «
    Mit blutverschmierten Händen war Birger Jacobsen in den Raum gesprungen. Die Formel lähmte jeden Muskel, die beiden würden sich nicht bewegen, bis er sich in Ruhe umgesehen hatte. Draußen im Gang schon hatte er sich den halben Flakon übergekippt, u m …
    Das Mädchen fuhr herum!
    »Was zu m …?« Birger Jacobsen war wie vom Donner gerührt, er zitterte. Die Formel hatte bei ihr nicht gewirkt. Das war einfach nicht möglich! Nur der Junge stand stocksteif da. Birger Jacobsens Körper war darauf trainiert, blitzschnell zu handeln, ohne den

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