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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Gegenstand.
    »Willst du mich verarschen!?«, keifte Birger Jacobsen. Das Echo kam dutzendfach zurück. »Heb es auf und bring es mir her!«
    Gehorsam bückte sich der Junge und reichte das Ei mit ausgestrecktem Arm zu ihm hinauf. Birger Jacobsen war verblüfft. Es war eine lederne Kapsel, die aus zwei ineinandergesteckten Hälften bestand. Er schüttelte sie vorsichtig, etwas Hartes flog in dem Behältnis herum. Doch mit einer Hand konnte er die Kapsel unmöglich öffnen. Eben wollte er dem Jungen seinen Fund zurückgeben, als er etwas hinter seinem Ohr spürte.
    Einen wuchtigen Schlag. Kaltes Metall. Schwarz.

61. Kapitel
    Giza-Plateau, 7 . November 2007, 3 Uh r 17
    Nichts hätte ihn in diesem Augenblick mehr überraschen können. Sid starrte auf den Narbenmann, der genau vor seinen Füßen zusammenklappte, und dann wieder hoch zu der Pistole, die dafür verantwortlich war. Nur ein wuchtiger, sehr präziser Schlag konnte so eine Wirkung haben. Yusuf trat ihrem Verfolger auf den Unterarm und zog das Messer aus seiner Faust. Er fühlte ihm den Puls, aus einer Platzwunde unterhalb des roten Haaransatzes sickerte dickflüssiges Blut. Yusuf richtete sich wieder auf.
    »Bist du okay?« Sid streichelte Rascal mit dem Handrücken über die Wangen. Sie wirkte etwas mitgenommen, war aber unverletzt. Er fiel ihr um den Hals. »Ich hatte solche Angst um dich«, presste er hervor.
    Rascal entwand sich seinen Armen. »Ich hatte auch Angst um mich«, antwortete sie sarkastisch. »Nimm dem Scheißkerl die Kapsel ab und dann lass uns verschwinden!«
    Sid bückte sich. Widerstrebend zog er dem Mann die Finger auseinander und nahm die Kapsel an sich. »Sollen wir den denn einfach hier liegen lassen?«, murmelte er.
    Yusuf zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, ich habe ihn ein bisschen zu fest erwischt. Der stellt keinen kleinen Mädchen mehr nach.«
    Rascal spuckte neben ihm auf den Boden. »Verdient hat er’s ja, das Dreckschwein. Entschuldigt, aber ich bin mir sicher, der hätte mich glatt kaltgemacht, wenn er gefunden hätte, worauf er scharf war.«
    Yusuf nickte. »Das glaube ich auch. Wie gut, dass mir ein Vogel auf den Kopf ge… Na, ihr wisst schon. Sonst wäre ich sicher nicht pünktlich aufgewacht.« Seine Uhr zeigte kurz nach vier.
    Sid ergriff seine Hand und drückte sie. »Ich muss mich bei dir entschuldigen, Yusuf.«
    Ihr Führer ließ seine Augenbrauen tanzen. »Warum? Du hast doch nichts Schlimmes gesagt!«
    »Aber gedacht. Ich bin schon so oft hintergangen worde n …«
    »Was immer es war, es sei dir verziehen«, antwortete Yusuf. »Vielleicht habe ich durch meinen Gleichmut bessere Chancen vor Allah, wenn er mich einst auf diesen Totschlag anspricht. Wenn er ihn überhaupt bemerkt hat, schließlich sind wir hier tief unter der Erde!« Er verzog das Gesicht, man sah deutlich, dass er sich hier nicht wohlfühlte.
    Rascal stand am Ausgang der Höhle und winkte zu ihnen herüber. »Kommt endlich. Ich bin scharf drauf zu erfahren, was in der Kapsel ist.«
    Sie stürmten durch den Gang zurück, die Treppe hinauf und an den Gemälden vorbei bis in die Eingangskammer. Draußen dämmerte es bereits, sie durften keine Zeit verlieren. Mit vereinten Kräften zogen sie den Balken unter der Platte weg, knirschend schlug sie wieder auf ihrem angestammten Platz auf. Nach einer weiteren halben Stunde schwerer Arbeit war von ihrem nächtlichen Besuch nichts mehr zu sehen.
    Schweigend fuhren sie durch die erwachende Stadt, sie hatten einen Menschen getötet, so niederträchtig er auch gewesen war, ein Mensch blieb er doch. Selbst wenn er den Schlag überlebt hatte, die Steinplatte konnte er von innen nicht öffnen.
    »Zu welchem Hotel fährst du uns eigentlich?«, fragte Rascal, als der Ford über einen fast autofreien Platz jagte, Midan Ataba las sie auf einem weißen Schild mit grünen Buchstaben.
    »Hotel Yusuf, very clean !«, antwortete Yusuf lachend. »Ich habe mich mit einem Freund getroffen, der Polizist ist, er hat sich für mich umgehört. Man sucht immer noch nach euch. Wer jemanden aus dem Tora Prison befreit, und wenn es nur eine Leiche ist, den vergisst man in Kairo nicht so schnell.« Ohne zu hupen bog er in eine kleine Seitengasse ab. Die Luft roch ungewöhnlich gut, die Smogglocke musste sich für wenige Stunden angehoben haben, um al-Qahira, die Siegreiche, mit Sauerstoff zu versorgen.
    Hundemüde stapfte Sid ein sauberes Treppenhaus nach oben bis in den dritten Stock. Yusuf legte den Finger an die Lippen und

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