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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erblickte, und es gab nichts Schöneres auf der Welt. Außer, wenn die Zeit stillgestanden wäre.
    Drei kurze Tage rannen ihr durch die Finger wie Wasser. Man würde Joiya und Amico nach Norden schicken, und damit bestand kein Grund mehr für sie, in Tear zu verweilen. Es war an der Zeit, daß sie, Egwene und Nynaeve abreisten. Natürlich würde sie gehen; sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, sich ihrer Aufgabe zu entziehen. Es war ihr bewußt und machte sie stolz, daß sie sich wie eine Frau verhielt und nicht wie ein kleines Mädchen, aber sie hätte am liebsten geweint.
    Und Rand? Er empfing die Hochlords in seinen Gemächern und gab Anordnungen. Er überraschte sie, indem er mehrfach bei heimlichen Treffen von drei oder vier Hochlords auftauchte, von denen Thom erfahren hatte. Dann gab er vor, lediglich irgendeinen Teilaspekt seiner Befehle noch einmal abklären zu wollen. Sie lächelten und verbeugten sich und schwitzten Blut und fragten sich, wieviel er wußte. Er mußte irgendein Ziel für ihre Energie finden, bevor einer von ihnen entschied, daß es Zeit sei, Rand zu töten, weil man ihn nicht manipulieren konnte. Aber was auch notwendig war, um sie abzulenken - einen Krieg würde er deshalb auf keinen Fall beginnen. Wenn er sich mit Sammael auseinandersetzen mußte, gut, aber er würde keinen Krieg anfangen.
    Die Planung nahm den größten Teil seiner Zeit in Anspruch, soweit er nicht die Hochlords bei ihren Zusammenkünften überraschte. Er reimte sich Bruchstücke aus den Büchern zusammen, von denen er sich von Bibliothekaren ganze Armladungen in seine Gemächer bringen ließ, und aus seinen Gesprächen mit Elayne. Ihre Ratschläge hinsichtlich der Hochlords waren ausgesprochen nützlich. Er konnte beinahe zusehen, wie sie ihn langsam anders einschätzten, da er über Dinge Bescheid wußte, von denen sie selbst nur wenig verstanden. Elayne hielt ihn davon ab, zuzugeben, daß es ihr Wissen war, was er benützte.
    »Ein weiser Herrscher hört auf gute Ratschläge«, sagte sie ihm lächelnd, »aber er läßt sich nicht dabei erwischen, wie er sich beraten läßt. Laß sie ruhig glauben, du wüßtest erheblich mehr, als du tatsächlich weißt. Das schadet ihnen nicht, aber es hilft dir.« Doch sie freute sich ganz offensichtlich, daß er den Vorschlag gemacht hatte.
    Er war sich selbst nicht ganz sicher, ob er nicht ihretwegen eine Entscheidung immer weiter hinausschob. Drei Tage der Planung, des Versuchs, herauszufinden, was noch fehlte. Irgend etwas fehlte tatsächlich noch. Er konnte nicht einfach nur auf die Verlorenen reagieren. Statt dessen mußte er sie dazu zwingen, auf seine Handlungen zu reagieren. Drei Tage, und am vierten würde sie abreisen -zurück nach Tar Valon, wie er hoffte -, aber sobald er etwas unternahm, wären ihre kurzen Momente miteinander beendet, soviel war sicher. Drei Tage heimlicher Küsse und zärtlicher Augenblicke, in denen er vergessen konnte, daß er etwas anderes war als ein Mann, der eine Frau in den Armen hielt. Er wußte, daß dieser Grund für sein Zögern närrisch war, aber so war es eben. Er war erleichtert, daß sie nicht mehr von ihm forderte als seine Gesellschaft, aber nur während dieser Augenblicke konnte er alle Entscheidungen vergessen, genau wie das Schicksal, das den Wiedergeborenen Drachen erwartete. Mehr als einmal überlegte er, ob er sie bitten sollte zu bleiben, aber es war nicht anständig, in ihr Erwartungen zu wecken, solange ihm selbst nicht einmal klar war, was er über ihre Gesellschaft hinaus eigentlich von ihr wollte. Falls sie überhaupt etwas von ihm erwartete. Viel besser, sich einfach nur vorzustellen, sie seien ein Mann und eine junge Frau, die gemeinsam einen festlichen Abend genießen wollten. Das machte es um vieles leichter. Er vergaß manchmal schon, daß sie die Tochter-Erbin war und er ein Schafhirte. Doch er wünschte, sie könnte bleiben. Drei Tage. Er mußte sich entscheiden. Er mußte den nächsten Zug machen. In einer Richtung, die niemand erwartete.
    Die Sonne sank am Abend des dritten Tags langsam dem Horizont entgegen. Die halb zugezogenen Vorhänge von Rands Schlafzimmer dämpften das rotgelbe Glühen. Callandor funkelte wie der reinste aller Kristalle auf seinem verzierten Ständer.
    Rand musterte Meilan und Sunamon, und dann warf er die dicke Mappe mit Pergamentbögen nach ihnen. Ein Vertrag, alles fein säuberlich ausgefüllt und fertiggestellt, so daß nur noch die Unterschriften und Siegel fehlten. Er traf

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