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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einem Stuhl sitzen mußte. Sie war auch mächtig erschrocken, als sie Egwene im Bad sitzend vorfand. Die Majhere hatte ihr eine versilberte Badewanne hinaufbringen lassen. Aviendhas Schreck galt nicht der Tatsache, daß Egwene nackt war, sondern daß sie bis zur Brust im Wasser saß. Ihr fielen fast die Augen heraus, daß man soviel Wasser auf einmal schmutzig machte. Ansonsten bemerkte sie, daß Egwene sich ihrer Nacktheit schämte, und so schälte sie sich selbst kurzerhand aus ihrer Kleidung und setzte sich nackt auf den Fußboden, damit sie sich unterhalten konnten. Aviendha konnte auch nicht verstehen, wieso sie und Elayne nicht zu drastischeren Mitteln Berelain gegenüber gegriffen hatten, obwohl sie sie doch aus dem Weg haben wollten. Es war natürlich einem Krieger verboten, eine Frau zu töten, die nicht dem Speer angetraut war, aber da sowieso weder Elayne noch Berelain Töchter des Speers waren, war es in Aviendhas Augen völlig normal, wenn Elayne die Erste von Mayene zu einem Messerduell herausforderte oder sie wenigstens mit Fäusten und Füßen traktierte. In ihrer Sichtweise waren Messer allerdings am besten. Berelain machte den Eindruck einer Frau, die man wohl mehrmals niederschlagen konnte, ohne daß sie aufgab. Am besten, sie einfach zu fordern und zu töten. Oder Egwene als Freundin und Beinahe-Schwester konnte das für sie erledigen.
    Trotzdem war es ein Vergnügen, jemanden zum Unterhalten und Lachen dazuhaben. Elayne war natürlich die meiste Zeit über beschäftigt und Nynaeve, die genauso deutlich wie Egwene spürte, wie die Zeit verrann, verbrachte ihre freien Augenblicke mit Mondscheinspaziergängen auf den Festungsanlagen mit Lan oder kochte für den Behüter seine Lieblingsspeisen. Dabei fluchte sie manchmal derart, daß die Köche aus ihrer Küche flüchteten. Nynaeve verstand eben nicht viel vom Kochen. Ohne Aviendha hätte Egwene nichts mit den trüben Stunden zwischen den Verhören der Schattenfreunde anzufangen gewußt. Wahrscheinlich wäre sie beim Grübeln ins Schwitzen gekommen und hätte die ganze Zeit über gefürchtet, sie müsse etwas tun, was ihr schon beim bloßen Gedanken daran Alpträume verursachte.
    Sie hatten sich darauf geeinigt, daß Elayne bei diesen Verhören nicht zugegen sein werde. Ein weiteres Paar Ohren hätte auch keinen Unterschied gemacht. Statt dessen war die Tochter-Erbin immer zufällig zugegen, wenn Rand etwas Zeit hatte, unterhielt sich mit ihm oder ging einfach an seinem Arm mit ihm spazieren, selbst wenn er nur von einer Zusammenkunft mit einem Hochlord kam und in einen Raum mußte, wo wieder andere auf ihn warteten, oder wenn er eine überraschende Inspektion der Quartiere der Verteidiger vornahm. Sie entwickelte viel Geschick darin, abgelegene Ecken aufzufinden, wo sie gemeinsam und ungesehen eine kleine Pause einlegen konnten. Natürlich wurde er immer in einigem Abstand von Aiel begleitet, aber das war ihr nach einiger Zeit genauso gleich wie die Meinung ihrer Mutter. Sie ging sogar eine Art von Verschwörung mit den Töchtern des Speers ein. Die kannten wohl jeden verborgenen Winkel im Stein und sie ließen sie wissen, wenn Rand allein war. Sie schienen das für ein prächtiges Spiel zu halten.
    Das Überraschendste war, daß er ihren Rat in bezug auf das Regieren eines Landes suchte und auch tatsächlich auf sie hörte. Sie wünschte, ihre Mutter hätte das miterlebt. Mehr als einmal hatte Morgase halb verzweifelt gelacht und ihr gesagt, sie müsse unbedingt lernen, sich besser zu konzentrieren. Es mochten wohl sehr trockene Entscheidungen sein, welches Handwerk man schützen mußte und wie und welches nicht und warum, aber sie waren genauso wichtig, wie zu wissen, wie man Kranke versorgt. Es mochte Spaß machen, einen starrköpfigen Lord oder Kaufmann dazu zu bringen, daß er Dinge tat, die er ablehnte, und dabei noch glaubte, die Idee entstamme dem eigenen Kopf, es mochte herzerwärmend sein, den Hungrigen Nahrung zu verschaffen, doch wenn man eben diese Hungrigen ernähren wollte, war es nötig, zu entscheiden, wie viele Beamte und Fahrer und Wagen man brauchte. Man konnte diese Entscheidungen anderen überlassen, doch dann erfuhr man erst, wenn es zu spät war, daß sie vielleicht einen Fehler begangen hatten. Er hörte ihr zu und befolgte oftmals ihren Ratschlag. Sie glaubte, ihn allein schon deshalb lieben zu müssen. Berelain wagte sich nicht aus ihren Gemächern heraus. Rand hatte angefangen, jedesmal zu lächeln, sobald er sie

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