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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aber jedesmal traf ihn ihr Blick. Sie schien immer genau zu wissen, was er dachte und wünschte, und überzeugt zu sein, daß sie ihn auf jeden Fall dazu bringen werde, zu tun, was sie wollte. In einer Hinsicht aber spielte das keine Rolle: Er fand immer noch Ausreden, um seine Abreise einen Tag um den anderen hinauszuschieben. Wie er es auffaßte, hatte er Egwene wohl nicht versprochen, daß er bleiben würde, aber er blieb da.
    Einmal trug er eine Lampe hinunter in den Bauch des Steins zur sogenannten Großen Sammlung bis vor die halbverfallene Tür am Ende des engen Ganges. Ein paar Minuten lang spähte er in das düstere Innere des Raumes, sah undeutliche Umrisse, mit staubigen Laken bedeckt, aufeinandergestapelte Kisten und Fässer, deren Oberseiten man benützt hatte, um ein Durcheinander von kleinen Statuen, Schnitzereien und seltsamen - Dingen - aus Glas und Kristall und Metall darauf abzustellen. Nach ein paar Minuten also hatte er genug und eilte zurück. »Ich müßte ja der größte aller Narren auf der ganzen verfluchten Welt sein!« knurrte er im Weggehen.
    Nichts hielt ihn jedoch davon ab, in die Stadt zu gehen, und in den Tavernen des Hafenviertels Maule traf er Moiraine ganz bestimmt nicht an, genausowenig wie im Speicherviertel Chalm. Die Schenken dort waren schlecht beleuchtet, eng und oft schmutzig, stanken nach billigem Wein oder dünnem Bier; es gab häufig Raufereien und unendlich lange Würfelspiele. Die Einsätze beim Würfeln waren klein, verglichen mit denen, an die er sich im Stein gewöhnt hatte, aber das war nicht der Grund, warum er nach wenigen Stunden doch regelmäßig wieder oben in der Festung anzutreffen war. Er bemühte sich, nicht daran zu denken, was ihn immer zurückzog in Rands Nähe.
    Perrin traf Mat manchmal in einer der Tavernen am Hafen und bemerkte, daß der Freund zuviel billigen Wein trank und würfelte, als sei es ihm völlig gleich, ob er gewann oder verlor. Einmal zog er sogar ein Messer, als ein stämmiger Seemann von ihm wissen wollte, wie oft er gewonnen hatte. Das sah Mat gar nicht ähnlich, daß er so leicht erregbar war, aber statt zu versuchen, die Gründe herauszufinden, mied ihn Perrin lieber. Perrin war nicht dort unten, um zu trinken oder zu spielen, und die rauflustigen Männer vergaßen ihre Absicht schnell, nachdem sie einen Blick auf seine Muskelpakete geworfen hatte - und in seine Augen. Doch er lud Seeleute in weiten Lederhosen oder Händlergehilfen mit dünnen Silberketten vorn am Mantel oftmals zu einem Bier ein - überhaupt jeden Mann, der aussah, als käme er aus einem fernen Land. Er suchte nach Gerüchten, nach irgendwelchen Neuigkeiten, die Faile vielleicht von Tear und von ihm weglocken könnten.
    Er war sicher, wenn er für sie ein Abenteuer aufspürte, etwas, das ihr eine Chance verschaffte, ihren eigenen Namen in den Legenden zu verewigen, würde sie gehen. Sie gab wohl vor, zu verstehen, warum er bleiben mußte, aber gelegentlich deutete sie doch an, sie wolle lieber gehen und hoffe, er werde mitkommen. Er war sicher, der richtige Köder würde sie auch ohne seine Begleitung weglocken.
    Bei den meisten Gerüchten wurde ihr genauso schnell wie ihm klar, daß es sich um verdrehte Wahrheiten handelte. Man sagte, der Krieg an der Küste des Aryth-Meeres sei das Werk eines bis dato unbekannten Volkes, das sich Schaukinn oder so ähnlich nannte. Der Name variierte von Erzähler zu Erzähler. Dieses seltsame Volk war möglicherweise der Nachfahre des Heeres, das Artur Falkenflügel vor über tausend Jahren ausgesandt hatte. Ein Bursche, er war aus Tarabon und trug einen runden, roten Hut und einen Schnurrbart, so dick wie die Hörner eines Stiers, erzählte ihm ganz ernsthaft, daß Falkenflügel selbst diese Leute anführe und dabei sein legendäres Schwert namens Gerechtigkeit in der Hand halte. Es gab Gerüchte, das berühmte Horn von Valere sei wiedergefunden worden, mit dem man tote Helden aus den Gräbern herbeirufen konnte, um in der Letzten Schlacht zu kämpfen. In Ghealdan war es überall im Land zu Aufständen gekommen; Illian litt unter Ausbrüchen von Massenhysterie; in Cairhien brachte die Hungersnot fast den Bürgerkrieg zum Erliegen, und irgendwo in den Grenzlanden begannen sich die Trolloc-Überfälle zu häufen. Dorthin konnte Perrin Faile nicht schicken, nicht einmal, um sie aus Tear wegzubringen.
    Berichte über Unruhen in Saldaea schienen ihm vielversprechend. Sie mußte sich doch zu ihrer eigenen Heimat hingezogen fühlen,

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