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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dem Körper des anderen und knurrte ihn mit gefletschten Bockszähnen an. Die Ohren neben den Hörnern zuckten. Dann rannte er weg. Seine scharfen Hufe klapperten auf den Fußbodenkacheln.
    Rand hievte den Körper des toten Trollocs halb betäubt von sich herunter. Ein Trolloc hat mich gerettet. Ein Trolloc? Er war über und über mit dickem, dunklem Trollocblut beschmiert. Weiter unten im Gang, in entgegengesetzter Richtung zu der, in der der Trolloc mit den Bockshörnern geflüchtet war, blitzte es blauweiß auf, und zwei Myrddraal kamen in Sicht. Sie kämpften mit nicht endenwollenden, fließenden Bewegungen gegeneinander! Der eine drängte den anderen in einen Seitenkorridor, und das immer wieder aufblitzende Licht verschwand aus seiner Sicht. Ich bin verrückt! Das muß es sein. Ich bin verrückt und das ist alles nur ein wahnwitziger Traum.
    »Du riskierst wirklich alles, wenn du so wild mit diesem... diesem Schwert herumrennst.« Rand wandte sich zu Lanfear um. Sie hatte sich wieder das Aussehen eines Mädchens zugelegt, nicht älter als er selbst, vielleicht sogar jünger. Sie hob ihren weißen Rock etwas an, um über den zerhackten Körper der tairenischen Lady hinwegsteigen zu können. Ihrem unbeteiligten Gesichtsausdruck nach hätte es auch ein Baumstamm sein können.
    »Du baust dir eine Hütte aus Reisig«, sagte sie, »wenn du statt dessen mit einem Fingerschnippen Marmorpaläste haben könntest. Du hättest sie töten und ihnen das bißchen Seele nehmen können, das ein Trolloc besitzt, und doch hättest du dich beinahe von ihnen umbringen lassen. Du mußt lernen. Schließ dich mir an!« »War das dein Werk?« wollte er wissen. »Dieser Trolloc, der mich gerettet hat? Diese Myrddraal? Stimmt's?« Sie überlegte einen Augenblick lang und dann schüttelte sie ein wenig bedauernd den Kopf. »Wenn ich das für mich beanspruche, wirst du das nächstemal wieder auf so etwas warten, und das könnte sich als tödlich erweisen. Keiner der anderen ist sich vollkommen sicher, wo ich eigentlich stehe, und das paßt mir. Du kannst von mir keine offene Unterstützung erwarten.« »Deine Unterstützung erwarten?« grollte er. »Du willst mich zum Schatten bekehren. Du willst mich mit schönen Worten davon ablenken, was du bist.« Er griff nach der Macht, und sie wurde so hart gegen einen Wandbehang geschleudert, daß sie aufstöhnte. Er hielt sie dort fest, mit gespreizten Beinen über einer gewebten Jagdszene hängend, die Füße ein paar Handbreit über dem Boden und das schneeweiße Kleid ausgebreitet und flach angedrückt. Wie hatte er nur Egwene und Elayne abgeschirmt? Er mußte sich daran erinnern.
    Plötzlich flog er selbst durch den Gang und krachte gegen die gegenüberliegende Wand. Irgend etwas drückte ihn wie ein lästiges Insekt dagegen und erlaubte ihm kaum zu atmen.
    Lanfear schien mit dem Luftholen keinerlei Schwierigkeiten zu haben. »Was du auch tun kannst, Lews Therin, das kann ich auch. Und sogar besser.« Obwohl sie an die Wand gepreßt war, schien sie von allem unberührt. In der Nähe erhob sich neuer Kampfeslärm, und dann wurde er wieder schwächer, als sich die Kämpfenden entfernten. »Du benützt nur den kleinsten Teil dessen, was dir zur Verfügung steht, und auch den nur zur Hälfte. Und dann rennst du weg vor dem, was dir ermöglichen würde, alle deine Gegner zu vernichten. Wo ist Callandor, Lews Therin? Immer noch oben in deinem Schlafzimmer wie nutzloser Zierat? Glaubst du, daß nur deine Hand es führen kann, nun, da du es befreit hast? Falls Sammael hier ist, wird er es an sich nehmen und gegen dich einsetzen. Sogar Moghedien würde es nehmen, damit du es nicht benützen kannst. Sie könnte viel gewinnen, wenn sie es einem der männlichen Erwählten zum Tausch anböte.« Er kämpfte gegen die Kraft an, die ihn festhielt, doch nichts außer seinem Kopf bewegte sich. So drehte er den wütend nach der einen und dann nach der anderen Seite. Callandor in den Händen eines der männlichen Verlorenen: der Gedanke machte ihn verrückt vor Angst und Frustration. Er lenkte die Macht und versuchte, sich von dem loszureißen, was ihn band, fand aber nichts. Und dann war es mit einem Schlag weg und er taumelte von der Wand fort, bis er endlich begriff, daß er frei war. Und er hatte nichts dazu beigetragen.
    Er sah Lanfear an. Sie hing noch immer in aller Ruhe dort, als nähme sie ein Sonnenbad neben einem Bach. Sie versuchte natürlich, ihn einzulullen, ihn dazu zu bringen, daß er ihr

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