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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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was ich zu unternehmen gedenke.« Einen Teil davon würde er ihr sagen. Wenn er sich Moiraines Gesicht vorstellte, falls er ihr alles sagte, hätte er am liebsten gelacht. Falls ihm selbst überhaupt alles klar war. Lanfear hatte ihm unbewußt den letzten Hinweis gegeben. Nur noch ein weiterer Schritt heute abend. Die Hand, die Callandor hielt, zitterte. Damit konnte er alles vollbringen. Ich bin noch nicht wahnsinnig. Nicht verrückt genug dafür. »Morgen. Eine gute Nacht uns allen, falls das Licht es gestattet.« Morgen würde er damit beginnen, eine andere Art von Blitz zu schleudern. Eine Art von Blitz, die ihn vielleicht retten konnte. Oder töten. Aber wahnsinnig war er jedenfalls noch nicht.

KAPITEL
11

    Was im verborgenen liegt
    E gwene, nur mit ihrem Unterhemd bekleidet, atmete tief ein und legte den Steinring neben ein geöffnetes Buch auf den Nachttisch. Er war fleckig und braun, rot und blau gestreift und etwas zu groß für einen Fingerring. Außerdem hatte er die falsche Form, war flach und verdreht, so daß man mit der Fingerspitze seinen Rand nachfahren konnte und ohne abzusetzen wieder dort ankam, wo man begonnen hatte. Es gab nur eine Kante, auch wenn das unmöglich schien. Sie ließ den Ring deshalb dort liegen, weil sie ohne ihn möglicherweise keinen Erfolg haben würde, weil sie gar keinen haben wollte. Sie mußte es früher oder später auch ohne den Ring ausprobieren, sonst würde sie ewig nur die Zehenspitzen ins Wasser baumeln lassen, obwohl sie eigentlich schwimmen wollte. Warum also nicht jetzt? Das war der einzige Grund. In der Tat der einzige.
    Das dicke, ledergebundene Buch war Eine Reise nach Tarabon von Eurian Romavni aus Kandor. Wenn man den Daten gleich in der ersten Zeile glauben konnte, war es vor dreiundfünfzig Jahren verfaßt worden, aber in solch kurzer Zeit würde sich nicht zuviel Wesentliches in Tanchico geändert haben. Außerdem war es das einzige Buch unter den aufgefundenen, das einige nützliche Zeichnungen enthielt. Die meisten dieser Bücher enthielten lediglich die Portraits von Königen oder phantasievolle Schlachtengemälde von Künstlern, die sowieso nicht dabei gewesen waren.
    Hinter beiden Fenstern lag Dunkelheit, aber die Lampen warfen genügend Licht in den Raum. Eine hohe Bienenwachskerze brannte in einem vergoldeten Kerzenhalter auf ihrem Nachttisch. Sie hatte Kerze und Halter selbst besorgt. Das war keine Nacht, in der man eine Dienerin nach einer Kerze schickt. Die meisten Angehörigen der Dienerschaft pflegten Verwundete, beweinten geliebte Menschen, die sie verloren hatten oder mußten sich selbst pflegen lassen. Es waren einfach zu viele gewesen, so daß sie nur diejenigen mit Hilfe der Macht hatten heilen können, die ansonsten gestorben wären.
    Elayne und Nynaeve hatten ihre hochlehnigen Stühle auf jeder Seite an das Bett mit den hohen, mit Schwalbenschnitzereien verzierten Bettpfosten herangezogen und warteten. Sie bemühten sich, ihre Nervosität mehr oder weniger zu verbergen. Elayne machte äußerlich einen halbwegs ruhigen Eindruck, der nur durch ihre gerunzelte Stirn und das ständige Kauen auf ihrer Unterlippe etwas gestört wurde, obwohl sie das nur tat, wenn sie glaubte, daß Egwene gerade nicht hinsehe. Nynaeve wirkte hellwach und voller Selbstsicherheit. So flößte sie Vertrauen ein, wenn sie jemanden auf dem Krankenbett betreute, aber Egwene sah genauer hin und bemerkte auch ihre Blicke, die aussagten, daß Nynaeve Angst hatte.
    Aviendha saß mit übergeschlagenen Beinen neben der Tür. Ihre graubraune Kleidung hob sich deutlich von dem tiefen Blau des Teppichs ab. Diesmal trug die Aielfrau ihr langes Messer an der einen Seite ihres Gürtels. An der anderen hing ein mit Pfeilen gespickter Köcher. Über die Knie hatte sie vier Kurzspeere gelegt. Ihr runder Lederschild lag neben ihr auf einem Hornbogen in einem gehämmerten Lederfutteral mit Riemen, mit denen sie es sich über den Rücken hängen konnte. Nach dem heutigen Abend würde Egwene ihr nie wieder vorwerfen, daß sie immer bewaffnet herumlief. Sie hätte am liebsten selbst noch immer einen Blitz bereitgehalten, um ihn jeden Augenblick auf einen Gegner schleudern zu können.
    Licht, was war das, was Rand tat? Seng mich, er hat mir fast ebensoviel Angst eingejagt wie die Blassen. Oder noch mehr. Es ist nicht fair, daß er so etwas fertigbringt und ich noch nicht einmal die Stränge sehen kann.
    Sie kletterte auf das Bett und nahm das ledergebundene Buch auf die Knie. Dann

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