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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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des Mädchens nicht mehr anzusehen. Drei Tage abgewartet wegen ein paar heimlicher Küsse. Hätte er vor drei Tagen bereits etwas unternommen... Und doch hatte er während dieser drei Tage einiges gelernt, was nützlich werden konnte, wenn er alles richtig verarbeitete und in den Griff bekam. Falls. Wenigstens war er nicht zu spät gekommen, was das Leben seiner Freunde betraf. Wenigstens das hatte er erreicht. »Wie sind die Trollocs hereingekommen? Ich glaube nicht, daß sie wie die Aiel die Mauern hochgeklettert sind. Außerdem war ja noch heller Tag. Wie spät ist es eigentlich?« Er schüttelte den Kopf, um ein wenig klarer denken zu können. »Spielt keine Rolle. Die Trollocs. Wie?« Lan war derjenige, der ihm darauf antwortete: »Acht große Getreideleichter machten diesen Nachmittag im Hafen des Steins fest. Offensichtlich hat niemand daran gedacht, sich zu fragen, wieso vollbeladene Getreideschiffe den Fluß hinunter fuhren« - seine Stimme triefte vor Verachtung - »oder warum sie gerade am Stein festmachten, oder warum die Besatzungen die Luken beinahe bis Sonnenuntergang geschlossen ließen. Dann erschien auch ein Planwagenzug, das war vor etwa zwei Stunden, mit dreißig Wagen, die angeblich die Einrichtung eines Lords vom Land zurücktransportierten, da dieser sich wieder im Stein niederlassen wolle. Als die Planen zurückgeschlagen wurden, steckten auch sie voll Trollocs und Halbmenschen. Falls sie noch aus einer anderen Richtung Verstärkung erhielten, habe ich das bisher nicht erfahren.« Rand nickte wieder, und selbst diese Anstrengung ließ ihn in die Knie gehen. Plötzlich war Lan bei ihm und zog Rands Arm über die eigene Schulter, um ihn zu stützen. Moiraine nahm sein Gesicht in die Hände. Ein Schauer durchlief ihn, nicht die eisige Kälte einer totalen Heilung, aber ein Schauer, die die Ermüdung mit sich nahm, als er verflog. Den größten Teil seiner Erschöpfung jedenfalls. Ein kleiner Teil verblieb, als habe er den ganzen Tag über mit der Hacke auf dem Tabaksfeld geschafft. Er zog seinen Arm von Lans Schultern, da er diese Stütze nun nicht mehr benötigte. Lan beobachtete ihn mißtrauisch, weil er wohl nicht sicher war, ob Rand wieder allein stehen konnte, oder vielleicht auch, weil der Behüter sich nicht im klaren darüber war, wie gefährlich und inwieweit er überhaupt noch normal sei.
    »Ich habe absichtlich nicht alle Erschöpfung von Euch genommen«, sagte Moiraine zu ihm. »Ihr müßt unbedingt heute nacht schlafen.« Schlafen. Es gab zuviel zu tun, um einfach zu schlafen. Aber er nickte erneut. Er wollte nicht, daß sie ihn beschattete. Doch dann sagte er: »Lanfear war da. Das hier hatte aber nichts mit ihr zu tun. Das sagte sie, und ich glaube ihr. Ihr scheint nicht überrascht, Moiraine?« Wäre sie von Lanfears Angebot überrascht? Konnte überhaupt irgend etwas sie überraschen? »Lanfear war hier und ich habe mit ihr gesprochen. Sie hat nicht versucht, mich zu töten, und ich habe nicht versucht, sie zu töten. Und Ihr seid gar nicht überrascht.« »Ich bezweifle, daß Ihr in der Lage wärt, sie zu töten. Noch nicht.« Ihr Blick in Richtung Callandor war nicht mehr als ein kurzes Zucken ihrer Augen. »Nicht ohne Hilfe. Und ich bezweifle, daß sie Euch töten will. Wir wissen nur sehr wenig über die Verlorenen und über Lanfear am wenigsten von allen, aber es ist klar, daß sie Lews Therin Telamon liebte. Es wäre sicher vermessen, zu behaupten, Ihr wärt vor ihr sicher, denn es gibt eine Menge Dinge, mit denen sie Euch schaden könnte, ohne Euch gleich umzubringen, aber ich glaube nicht, daß sie versuchen wird, Euch zu töten, solange sie hofft, Lews Therin zurückzugewinnen.« Lanfear wollte ihn haben. Die Tochter der Nacht, deren Name von Müttern benützt wurde, die gerade soweit an ihre Existenz glaubten, um ihre Kinder damit zu erschrecken. Er hatte jedenfalls Angst vor ihr. Es reichte beinahe, ihn zum Lachen zu bringen. Er hatte immer Schuldgefühle, wenn er eine andere Frau ansah als Egwene, und Egwene wollte ihn gar nicht haben, aber zumindest die Tochter-Erbin von Andor wollte ihn küssen, und eine der Verlorenen behauptete, ihn zu lieben. Das reichte doch wirklich beinahe, um einen Mann zum Lachen zu bringen, aber eben doch nur beinahe. Lanfear schien auf Elayne eifersüchtig zu sein. Sie hatte sie eine Schlampe mit hellen Haaren genannt. Wahnsinnig. Reiner Wahnsinn.
    »Morgen.« Er schritt langsam weg.
    »Morgen?« fragte Moiraine.
    »Morgen sage ich Euch,

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