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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ein und stellt Eure Fragen.« Diesmal war es Mat, der tief durchatmen mußte. Dann verzog er das Gesicht und kratzte sich an der Nase. Dieser schwere, beißende Geruch war nicht leicht zu ertragen. Er tat einen zögernden Schritt auf die Tür zu und sah sich noch einmal nach seinem Führer um. Doch der war verschwunden. Licht! Ich weiß nicht, warum mich hier noch irgend etwas überrascht. Na ja, seng mich, wenn ich jetzt noch umkehre. Er bemühte sich, nicht daran zu denken, ob er sich jemals allein zu dem Ter'Angreal zurückfinden könne, und trat ein.
    Er befand sich wieder in einem runden Saal mit spiralförmig ausgelegten Fußbodenplatten in Rot und Weiß unter einem Kuppeldach. Es waren diesmal keine Säulen zu sehen und keine Einrichtungsgegenstände irgendeiner Art, bis auf drei hohe, spiralige Podeste genau im Herz der Spiralen auf dem Fußboden. Mat sah keine andere Möglichkeit, dort hinaufzuklettern, als immer außenherum zu gehen, bis man oben war. Und oben auf jedem saß mit übergeschlagenen Beinen ein Mann wie ihr Führer, nur waren alle drei in rote Tücher gehüllt. Auf den zweiten Blick erkannte er jedoch, daß nicht alle Männer waren. Zwei dieser langen Gesichter mit den fremdartigen Augen hatten etwas eindeutig Weibliches an sich. Sie blickten ihn an. Ihre Blicke waren durchdringend und eindringlich. Dabei atmeten sie tief und schwer. Er fragte sich, ob seine Anwesenheit sie irgendwie nervös mache. Ach, wohl kaum. Aber diese Schnauferei und diese Blicke gehen mir langsam unter die Haut.
    »Es ist schon so lange her«, sagte die Frau zur Rechten.
    »Sehr lange«, fügte die Frau auf der linken Seite hinzu.
    Der Mann nickte. »Und doch kommen sie wieder.« Alle drei sprachen mit der gleichen rauchigen Stimme wie ihr Führer, kaum von seiner zu unterscheiden, und ihre Aussprache war genauso hart. Dann sprachen sie im Chor, als kämen alle Worte aus dem gleichen Mund: »Tretet ein und stellt Eure Fragen, wie es der alten Vereinbarung entspricht.« Nun überlief es Mat erst richtig kalt. Er zwang sich dazu, näher heranzutreten. Vorsichtig, so daß er keine Frage irgendeiner Art stellte, erklärte er ihnen die Situation. Die Weißmäntel, die sich mit Sicherheit in seinem Heimatdorf befanden, die sicherlich seine Freunde suchten, vielleicht auch ihn... Seine Familie, wahrscheinlich nicht in Gefahr, aber bei diesen blutigen Kindern des blutigen Lichts in der Gegend... Ein Ta'veren, der ihn derart anzog, daß er kaum noch Bewegungsfreiheit hatte... Er sah keinen Grund, irgendwelche Namen zu nennen oder zu erwähnen, daß Rand der Wiedergeborene Drache sei. Er hatte seine erste Frage und natürlich auch die anderen beiden bereits formuliert, bevor er hinunterging, um die Große Sammlung zu suchen. »Sollte ich nach Hause zurückkehren, um meinen Leuten zu helfen?« fragte er schließlich.
    Drei Paar geschlitzter Augen hoben ihren Blick -zögernd, wie ihm schien - von ihm und betrachteten die Luft über seinem Kopf. Schließlich sagte die Frau auf der linken Seite: »Ihr müßt nach Rhuidean gehen.« Im gleichen Moment blickten sie ihn alle wieder an und beugten sich schwer atmend vor, doch plötzlich läutete eine Glocke. Der wohltönende Messingklang rollte durch den Raum. Sie schwankten hoch, blickten sich gegenseitig an und dann erneut in die Luft über Mat.
    »Da ist noch einer«, flüsterte die Frau auf der linken Seite. »Diese Belastung. Diese Belastung.« »Dieser Genuß«, sagte der Mann. »Es ist so lange her.« »Die Zeit reicht noch«, sagte die andere Frau zu ihnen. Es klang ruhig - sie hatten alle so eine ruhige Art - aber ihre Stimme wies doch eine gewisse Schärfe auf, als sie sich wieder Mat zuwandte: »Fragt. Fragt.« Mat funkelte sie wütend an. Rhuidean! Licht! Das war irgendwo in der Aiel-Wüste. Das Licht und die Aiel allein wußten, wo. Mehr wußte er nicht darüber. In die Wüste! Der Zorn vertrieb die anderen zurechtgelegten Fragen aus seinem Kopf. Er hatte an sich fragen wollen, wie er die Aes Sedai loswerden könne und die Lücken in seinem Gedächtnis wieder füllen. Statt dessen rief er verärgert: »Rhuidean! Das Licht soll meine Knochen zu Asche verbrennen, wenn ich nach Rhuidean gehen will! Mein Blut soll im Boden versickern, wenn ich das mache! Warum sollte ich überhaupt? Ihr beantwortet meine Fragen nicht. Man erwartet von Euch, daß Ihr Fragen beantwortet und keine Rätsel aufgebt!« »Wenn Ihr nicht nach Rhuidean geht«, sagte die Frau zu seiner Rechten, »werdet

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