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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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umgehen«, meinte Gaul mit unbeteiligter Stimme.
    »Nicht gut genug. Nicht, falls sie mich verpfiffen hat.« Perrin zögerte. Keine Aielkompanie. Der Galgen wartete immer noch. »Gaul, falls mir irgend etwas zustößt und ich es dich wissen lasse, dann bringe bitte Faile fort. Sie will vielleicht nicht weg, aber tu's trotzdem. Bringe sie sicher von den Zwei Flüssen weg. Versprichst du mir das?« »Ich werde mein Bestes geben, Perrin. Ich stehe noch immer in deiner Blutschuld.« Gauls Tonfall deutete Zweifel an, aber Perrin glaubte nicht, daß Failes Messer ausreichen würden, um den Mann davon abzuhalten.
    Sie benützten soweit wie möglich Gänge ganz hinten im Stein und enge Treppen, die wohl dazu da waren, damit Diener unauffällig überall hingelangen konnten. Perrin fand es schade, daß die Tairener den Dienern nicht auch noch eigene Flure gebaut hatten. Trotzdem sahen sie nur wenige Menschen in den breiten Gängen mit ihren vergoldeten Lampenhaltern und den kunstvollen Gobelins. Adelige sahen sie überhaupt nicht.
    Er machte eine Bemerkung über deren Abwesenheit, und Gaul sagte: »Rand al'Thor hat sie alle zum Herzen des Steins einberufen.« Perrin gab lediglich ein Knurren als Antwort, hoffte aber im stillen, daß auch Moiraine dorthin bestellt worden sei. Er fragte sich, ob Rand ihm auf diese Art helfen wolle, aus dem Stein ungesehen zu entkommen. Was auch immer der Grund sein mochte, er ergriff jedenfalls gern die Gelegenheit.
    Sie traten von der letzten schmalen Treppenstufe hinunter auf den eigentlichen Grund des Steins. Von hier aus führten höhlenartige Gänge, so breit wie Straßen, zu den Außentoren. Hier sah man auch keine Wandbehänge mehr. Schwarze Eisenlampen hingen in Eisenklammern hoch droben an den Wänden, erleuchteten die fensterlosen Gänge, und der Boden war mit breiten, groben Steinplatten gepflastert, die schon unzählige Pferdehufe hatten aushalten müssen. Perrin lief nun schneller. Die Stallungen kamen am Ende des großen Tunnels in Sicht, und das breite Tor zur Drachenmauer stand offen. Nur eine Handvoll Verteidiger stand dort Wache. Moiraine konnte sie jetzt nicht mehr abfangen, es sei denn, sie hätte wirklich das Glück des Dunklen Königs gepachtet.
    Das Tor zum Stall war ein Mauerbogen von mindestens fünfzehn Schritt Durchmesser. Perrin trat einen Schritt hinein und blieb stehen.
    Die Luft war schwer vom Geruch nach Stroh und Heu, nach Weizen und Hafer, nach Leder und Pferdedung. Die Wände entlang zogen sich Boxen mit edlen tairenischen Pferden darin, wie man sie überall schätzte, und weitere Boxen befanden sich im Innenraum. Dutzende von Stallburschen gingen ihrer Arbeit nach, striegelten und kämmten, misteten aus oder reparierten Geschirre. Ohne in der Arbeit innezuhalten, blickte der eine oder andere gelegentlich hinüber zu Faile und Loial, die gestiefelt und reisefertig dastanden. Neben ihnen standen Bain und Chiad, wie Gaul mit Waffen und Decken, Wasserflaschen und Kochtöpfen ausgerüstet.
    »Sind sie der Grund, warum du vorhin so gezögert hast?« fragte Perrin leise.
    Gaul zuckte die Achseln. »Ich werde mein Bestes tun, aber sie werden sich auf ihre Seite schlagen. Chiad ist eine Goshien.« »Macht ihr Clan einen Unterschied?« »Ihr Clan und der meine tragen eine Blutfehde aus, Perrin, und ich bin ja auch nicht gerade ihre Speerschwester. Vielleicht werden die Wassereide sie zurückhalten. Ich werde jedenfalls nicht den Speertanz mit ihr tanzen, wenn sie mich nicht herausfordert.« Perrin schüttelte den Kopf. Seltsame Leute. Was waren nun wieder Wassereide? Aber er sagte bloß: »Warum sind sie dabei?« »Bain sagt, sie wollten mehr von euren Ländern sehen, aber ich glaube, vor allem der Streit zwischen dir und Faile interessiert sie. Sie mögen Faile, und als sie von dieser Reise hörten, entschlossen sie sich, mit Faile zu gehen anstatt mit dir.« »Na ja, solange sie dazu beitragen, daß Faile sich nicht in Schwierigkeiten bringt.« Er war überrascht, als Gaul den Kopf in den Nacken legte und schallend lachte. Besorgt kratzte er sich am Bart.
    Loial kam auf sie zu. Seine langen Augenbrauen hingen traurig herunter. Seine Manteltaschen quollen beinahe über, aber das war immer so, wenn er verreiste. Die eckigen Umrisse von Büchern waren klar zu erkennen. Wenigstens hinkte er nicht mehr so stark. »Faile wird ungeduldig, Perrin. Ich glaube, sie wird gleich verlangen, daß wir losreiten. Beeil dich bitte. Ihr könntet das Wegetor ohne meine Hilfe nicht

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