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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Frau Elwards Wäschekorb in der Nähe des steinernen Bauernhauses umgekippt am Boden lag. Feuchte Leintücher waren zuhauf hinausgefallen. Halb betäubt dachte sie, das sei doch eigenartig. Moria Elward würde doch nie ihre Wäsche so liegen lassen.
    »Alles, Mädchen«, sagte die Aes Sedai kalt. Sie stand nun über Sahra gebeugt und machte keine Anstalten, ihr zu helfen. Sie hatte sie verletzt, und das durfte eigentlich nicht sein. »Jede Person, mit der diese Elmindreda gesprochen hat, jedes Wort, das sie sagte, jede Nuance und jeden Gesichtsausdruck.« »Sie hat mit Lord Gawyn gesprochen, Aes Sedai«, schluchzte Sahra zum Erdboden gewandt. »Das ist alles, was ich weiß, Aes Sedai. Alles.« Sie begann, richtig zu weinen, weil sie sicher war, daß die Frau mit ihrer Antwort nicht zufrieden sein würde. Sie hatte recht. Lange Zeit hörte ihr Schreien nicht auf, und als die Aes Sedai ging, hörte man keinen Laut mehr aus der Umgebung des Bauernhauses bis auf das Gackern der Hühner - nicht einmal Atemgeräusche.

KAPITEL
18

    In die Kurzen Wege
    P errin knöpfte sich die Jacke zu und stand dann noch einen Augenblick lang da, um die Axt zu betrachten, die an der Wand befestigt hing, seit er sie aus der Tür herausgezogen hatte. Ihm paßte der Gedanke überhaupt nicht, sie wieder als Waffe zu tragen, aber er band den Gürtel vom Haken los und legte ihn sich trotzdem an. Den Hammer band er auf seine prall gefüllten Satteltaschen. Alsdann schulterte er Satteltaschen und Deckenrolle, nahm den gefüllten Köcher und holte seinen unbespannten Langbogen aus der Ecke hervor.
    Die Hitze und das grelle Licht der aufgehenden Sonne drangen durch die engen Fensteröffnungen. Das zerwühlte Bett war das einzige Anzeichen dafür, daß hier jemand gewohnt hatte. Das Zimmer machte einen verlassenen Eindruck, roch sogar irgendwie leer, obwohl er seinen Körpergeruch noch auf den Bettlaken wittern konnte. Er blieb nirgendwo lange genug, daß ein solcher Raum etwas von seiner Persönlichkeit hätte ausstrahlen können. Niemals lange genug, um Wurzeln zu schlagen, um ein Zimmer zu einem Heim zu machen. Na ja, ich gehe dafür jetzt nach Hause. Er wandte dem unbelebten Zimmer den Rücken zu und ging hinaus.
    Gaul hatte vor einem Wandbehang gehockt, der Reiter auf der Jagd nach Löwen zeigte. Nun erhob er sich. Er trug bereits alle seine Waffen, dazu zwei lederne Wasserflaschen, und auf seinen Rücken hatte er neben das reichverzierte Lederfutteral für seinen Bogen noch eine zusammengerollte Decke und einen kleinen Kochtopf geschnallt. Er war allein.
    »Die anderen?« fragte Perrin, und Gaul schüttelte den Kopf.
    »Zu lange schon vom Dreifachen Land weg. Ich habe dich ja vorgewarnt, Perrin. Diese Länder hier bei euch sind viel zu naß. Es ist, als atme man Wasser statt Luft. Es gibt zu viele Menschen, und sie wohnen zu eng aufeinander. Sie haben mehr als genug von diesen fremdartigen Ländern.« »Ich verstehe schon«, sagte Perrin, aber das, was er wirklich verstand, war die Tatsache, daß es doch keine Rettung geben werde, keine Aielkompanie, um die Weißmäntel von den Zwei Flüssen zu vertreiben. Er behielt seine Enttäuschung für sich. Sie war bitter, nachdem er gehofft hatte, seinem Schicksal doch noch entkommen zu können, aber er hatte sich ja auf alles vorbereitet. Hat keinen Zweck zu weinen, wenn das Eisen reißt; man muß es eben noch einmal schmieden. »Hast du irgendwelche Schwierigkeiten bei dem gehabt, worum ich dich gebeten hatte?« »Keine. Bei jedem Stück, das du haben wolltest, gab ich einem anderen Tairener den Auftrag, es zum Stall am Tor der Drachenmauer zu bringen und niemandem etwas davon zu erzählen. Sie haben sich dort vielleicht gegenseitig angetroffen, aber sie werden glauben, die Sachen seien für mich bestimmt, und sie werden den Mund halten. Das Tor zur Drachenmauer. Da könnte man denken, das Rückgrat der Welt befände sich gleich hinter dem Horizont und nicht hundert Wegstunden oder weiter entfernt.« Der Aiel zögerte. »Das Mädchen und der Ogier machen keine Anstalten, ihre Reisevorbereitungen heimlich zu treiben, Perrin. Sie hat versucht, den Gaukler aufzuspüren, und dann auch noch jedem erzählt, daß sie vorhabe, durch die Kurzen Wege zu reiten.« Perrin kratzte sich im Bart und seufzte schwer. Es war schon beinahe ein Grollen. »Falls sie es auch noch Moiraine erzählt, dann schwöre ich, daß sie sich eine Woche lang nicht mehr wird hinsetzen können.« »Sie kann sehr gut mit diesen Messern

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