Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
blickte die Weisen Frauen wohl nicht trotzig, aber dennoch entschlossen an. Er hatte diese Frage entschieden Egwene kannte das bei ihm; er würde keinen Deut davon abweichen, mochten sie sagen, was sie wollten.
    »Es ist nicht gestattet«, sagte Melaine entschieden, wobei sie ihre Schwestern ansprach. Sie zog die Stola hoch und bedeckte ihren Kopf. »Das Gesetz ist ganz klar. Keine Frau darf mehr als zweimal nach Rhuidean gehen und kein Mann mehr als einmal, und niemals jemand, der kein Aielblut in den Adern hat.« Seana schüttelte den Kopf. »Es ändert sich so viel, Melaine. Die alten Sitten... « »Wenn er derjenige ist«, sagte Bair, »dann ist die Zeit der Änderungen über uns gekommen. Aes Sedai stehen auf dem Chaendaer und mit ihnen Aan'allein in seinem farbverändernden Umhang. Können wir uns immer noch stur an die alten Sitten halten? Obwohl wir wissen, wieviel sich nun ändern wird?« »Das können wir nicht«, sagte Amys. »Alles befindet sich nun am Rande der Veränderung. Melaine?« Die Frau mit dem rotgoldenen Haar sah sich um, sah die Berge an und die in Nebel gehüllte Stadt unter ihnen, seufzte dann und nickte. »Damit ist es entschieden«, sagte Amys und wandte sich Rand und Mat zu. »Ihr«, begann sie, doch dann unterbrach sie sich. »Welchen Namen führt Ihr eigentlich?« »Rand al'Thor.« »Mat. Mat Cauthon.« Amys nickte. »Ihr, Rand al'Thor, müßt Euch ins Herz Rhuideans begeben, genau ins Zentrum der Stadt. Wenn Ihr wünscht, mit ihm zu kommen, Mat Cauthon, dann sei es, doch Ihr mußt wissen, daß die meisten Männer nie aus Rhuidean zurückkehren, und manche von denen, die wiederkommen, sind wahnsinnig. Ihr dürft weder Lebensmittel noch Wasser mit Euch führen, in Erinnerung an unsere Wanderung nach der Zerstörung der Welt. Ihr müßt auch unbewaffnet nach Rhuidean gehen, außer mit Euren Händen und Euren Herzen, um die Jenn zu ehren. Falls Ihr Waffen bei Euch habt, legt sie auf den Boden vor uns hin. Sie werden hier auf Euch warten, bis Ihr zurückkehrt. Falls Ihr zurückkehrt.« Rand zog sein Messer aus der Scheide und legte es Amys zu Füßen. Dann, einen Moment später, legte er noch die kleine, grüne Steinfigur dazu. »Mehr habe ich nicht«, sagte er.
    Mat begann mit dem Messer an seinem Gürtel und machte dann weiter. Er zog Messer aus seinen Ärmeln und unter seinem Mantel hervor, selbst eines aus einer Nackenscheide, und häufte sie vor den Aielfrauen auf. Selbst die schienen davon beeindruckt. Er wollte schon aufhören, sah die Frauen noch einmal an und holte aus den Stiefelschäften auch noch je ein Messer heraus. »Ich habe sie vergessen«, sagte er grinsend und mit einem Achselzucken. Die ernsten Blicke der Weisen Frauen wischten ihm das Grinsen vom Gesicht.
    »Sie haben gelobt, nach Rhuidean zu gehen«, sagte Amys in rituellem Singsang, und sie blickte über die Köpfe der Männer hinweg. Die anderen drei reagierten gemeinsam: »Rhuidean gehört den Toten.« »Sie dürfen nicht mit den Lebenden sprechen, bis sie zurückkehren«, sang sie heraus, und wieder antworteten die anderen: »Die Toten sprechen nicht mit den Lebenden.« »Wir sehen sie nicht mehr, bis sie sich wieder unter den Lebenden befinden.« Amys zog sich die Stola über die Augen, und eine nach der anderen folgten ihr die drei. Mit verborgenen Gesichtern sprachen sie im Chor: »Hebt Euch hinweg von den Lebenden und verfolgt uns nicht mit Erinnerungen an das Verlorene. Sprecht nicht von dem, was die Toten sehen.« Dann standen sie schweigend da, hielten die Stolen vor ihre Gesichter und warteten.
    Rand und Mat sahen einander an. Egwene wäre gern zu ihnen hinübergegangen und hätte mit ihnen gesprochen. Sie wirkten wie Männer, die niemandem zeigen wollten, daß sie Angst hatten. Doch das hätte möglicherweise die Zeremonie gestört.
    Schließlich lachte Mat hart auf. »Na ja, ich schätze, die Toten können wenigstens miteinander sprechen. Ich frage mich, ob das auch für... Ach, spielt keine Rolle. Denkst du, es ist in Ordnung, wenn wir reiten?« »Ich glaube nicht«, sagte Rand. »Ich glaube, wir müssen zu Fuß gehen.« »O je, seng meine schmerzenden Füße. Also, gehen wir halt los. Wir werden den halben Nachmittag brauchen, bis wir dort sind. Wenn wir Glück haben.« Rand lächelte Egwene beruhigend zu, als sie sich bergab wandten, als wolle er ihr sagen, daß keine Gefahr bestünde und nichts Schlimmes sie erwarte. Mats Grinsen war typisch für ihn, wenn er etwas besonders Idiotisches unternahm, wie

Weitere Kostenlose Bücher