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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alle zu ihnen herüber. Die Aiel, die mit ihr im Stein von Tear gewesen waren, hatten sich zumindest höflich verhalten, wenn auch nicht unbedingt freundlich. Doch diese Zuschauer wirkten weder freundlich noch höflich. Die Versuchung lag nahe, nach Saidar zu greifen. Nur Moiraine, ernst und kühl wie immer trotz des Schweißes auf ihrer Stirn, und Lan, der so unbeeindruckt schien wie die Steine ihrer Umgebung, hielten sie davon ab. Sie wußten es bestimmt, falls ihnen irgendeine Gefahr drohte. Solange sie die Situation ertrugen, würde sie das auch. Doch sie wünschte, die Aiel würden aufhören, sie anzustarren.
    Rhuarc kletterte lächelnd den Hang empor. »Ich bin zurück, Amys, wenn auch nicht auf dem Weg, den wir erwartet hatten, wette ich.« »Ich wußte, daß du heute hiersein würdest, Schatten meines Herzens.« Sie faßte hoch, um seine Wange zu berühren. Ihre braune Stola rutschte auf ihre Unterarme hinunter. »Meine Schwesterfrau schickt dir ihr Herz.« »Das habt Ihr also gemeint, als Ihr vom Träumen spracht«, sagte Egwene leise zu Moiraine. Nur Lan befand sich noch nahe genug, um zu hören, was sie sagte. »Deshalb wart Ihr gewillt, Rand versuchen zu lassen, uns mit Hilfe des Portalsteins hierherzubringen. Sie wußten davon und haben in ihrem Brief davon geschrieben. Nein, das ergibt auch keinen Sinn. Falls sie einen Portalstein erwähnt hätten, hättet Ihr nicht versucht, Rand das Ganze auszureden. Aber sie wußten, daß wir heute ankommen würden.« Moiraine nickte, ohne den Blick von den Weisen Frauen zu wenden. »Sie schrieben, daß sie uns heute hier am Chaendaer treffen würden. Ich glaubte, das sei... unwahrscheinlich, bis Rand die Steine erwähnte. Als er sicher war, daß hier einer stand, und sich von mir auch nicht mehr abbringen ließ... Sagen wir einmal, da erschien es mir auch höchst wahrscheinlich, daß wir heute den Chaendaer erreichen würden.« Egwene atmete die heiße Luft tief ein. Also gehörte dies wohl zu den Fähigkeiten eines Träumers. Sie konnte es nicht erwarten, mehr darüber zu lernen. Sie wollte hinter Rhuarc herlaufen und sich von ihm Amys vorstellen lassen, erneut vorstellen lassen, doch Rhuarc und Amys blickten sich versunken in die Augen. Da waren Eindringlinge nicht erwünscht.
    Von jedem der Lager war ein Mann herangekommen. Der eine war groß, breitschultrig, hatte Haar von der Farbe der Flammen und war noch nicht ganz von mittleren Jahren, der andere älter und dunkelhäutiger, nicht weniger groß, dafür aber schlanker. Sie blieben ein paar Schritt entfernt von Rhuarc und den Weisen Frauen zu beiden Seiten stehen. Der ältere Mann mit dem ledernen Gesicht trug keine sichtbare Waffe, bis auf ein Messer mit breiter Klinge an seinem Gürtel, doch der andere trug sowohl Speere wie auch einen Lederschild, und er hatte den Kopf stolz erhoben. Er sah Rhuarc wild und finster an.
    Rhuarc ignorierte ihn und wandte sich dem älteren Mann zu. »Ich sehe Euch, Heirn. Hat einer der Septimenführer angenommen, ich sei bereits tot? Wer will meinen Platz einnehmen?« »Ich sehe Euch, Rhuarc. Keiner der Taardad hat Rhuidean betreten oder beabsichtigt das. Amys sagte, sie würde herkommen und Euch heute hier treffen, und diese anderen Weisen Frauen kamen mit ihr. Ich nahm diese Männer aus der Jindo-Septime mit, um sie sicher herzubegleiten.« Rhuarc nickte ernst. Egwene hatte das Gefühl, irgend etwas Wichtiges sei gerade ausgesprochen oder angedeutet worden. Die Weisen Frauen sahen den Mann mit dem Flammenhaar nicht an, genausowenig wie Rhuarc und Heirn, doch dessen Gesicht lief so rot an, als blickten sie ihm direkt in die Augen. Sie sah hilfesuchend zu Moiraine hinüber und erhielt nur ein kaum sichtbares Kopfschütteln zur Antwort. Die Aes Sedai verstand es auch nicht.
    Lan beugte sich zwischen ihnen herab und erklärte leise: »Eine Weise Frau kann in Sicherheit überall hingehen, in jede Festung, gleich, welchem Clan sie gehört. Ich glaube, nicht einmal eine Blutfehde kann daran etwas ändern. Dieser Heirn kam her, um Rhuarc vor denen zu schützen, die sich im anderen Lager befinden, aber es würde die Ehre verletzen, so etwas auszusprechen.« Moiraine hob eine Augenbraue ein wenig, und er fügte hinzu: »Ich weiß nicht viel von ihnen, aber ich habe oft gegen sie gekämpft, bevor ich Euch kennenlernte. Ihr habt mich nie danach gefragt.« »Das wird sich ändern«, sagte die Aes Sedai trocken.
    Als sie sich wieder den Weisen Frauen und den drei Männern zuwandte, wurde

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