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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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müssen, wenn diese Axt - seine Axt - ihr etwas zuleide täte. Er riß sie so heftig von ihr weg, daß der dicke Dorn ihn beinahe an der Brust verletzte. Er hätte das gern in Kauf genommen, um sie vor einer Verletzung zu bewahren, aber mit flauem Gefühl im Magen mußte er sich eingestehen, daß vielleicht alles nichts mehr helfen würde.
    Die Waffe wand sich in seinem Griff wie ein lebendiges und noch dazu ein bösartiges Wesen. Es hatte es auf Perrin abgesehen; das war ihm so klar, als hätte es die Axt ihm zugerufen. Aber sie kämpfte durchaus raffiniert. Als er sie von Faile wegriß, nutzte sie seine eigene Bewegung, um ihn wieder anzugreifen. Als er sie von sich wegdrückte, versuchte sie, Faile zu erreichen, als wisse sie, daß dann sein Druck nachlassen würde. Gleich, wie fest er den Schaft zu halten versuchte, wand sie sich doch in seinem Griff herum und bedrohte ihn entweder mit dem Dorn oder der gekrümmten Schneide. Seine Hände schmerzten bereits vor Anstrengung. Seine Muskeln verkrampften sich. Schweiß rann ihm über das Gesicht. Er wußte nicht, wie lange es noch dauern würde, bis die Axt sich von ihm losriß. Das war alles blanker Wahnsinn, reiner Wahnsinn, und er hatte keine Zeit zu überlegen.
    »Raus!« knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Raus aus dem Zimmer, Faile!« Ihr Gesicht war totenblaß, aber sie schüttelte den Kopf und griff wieder nach der Axt. »Nein! Ich werde dich nicht im Stich lassen!« »Dann wird sie uns beide umbringen!« Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Er grollte tief in seiner Kehle und ließ mit einer Hand los. Sein Arm bebte, als er das Ding mit einer Hand festzuhalten versuchte, und der sich drehende Schaft brannte auf seiner Handfläche. Mit der freien Hand stieß er Faile weg. Sie schrie leicht auf, als er sie zur Tür drängte.
    Er beachtete ihre Schreie nicht und auch nicht ihre auf ihn eintrommelnden Fäuste und preßte sie schließlich mit der Schulter gegen die Wand. Dann endlich gelang es ihm, die Tür zu öffnen und sie in den Flur zu stoßen.
    Er knallte die Tür hinter ihr zu und stemmte sich mit dem Rücken dagegen. Mit Mühe konnte er den Riegel vorschieben, und dann packte er die Axt wieder mit beiden Händen. Die schwere, schimmernde, messerscharfe Klinge zitterte nur wenige Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Mühsam schob er sie auf eine Armlänge Entfernung von sich weg. Failes gedämpfte Schreie drangen durch die dicke Tür, und er fühlte förmlich, wie sie von außen dagegenschlug, doch das alles geschah nur am Rande seines Bewußtseins. Seine gelben Augen schienen zu leuchten, als reflektierten sie jedes bißchen Licht im Zimmer.
    »Nur noch ich und du«, fauchte er die Axt an. »Blut und Asche, wie ich dich hasse!« In seinem Innern war etwas nahe daran, hysterisch zu lachen. Rand ist derjenige, von dem man annimmt, daß er verrückt wird, und nun stehe ich hier und spreche mit einer Axt! Rand! Seng dich!
    Er fletschte vor Anstrengung die Zähne und zwang die Axt einen ganzen Schritt weit von der Tür weg. Die Waffe vibrierte, kämpfte darum, seine Haut zu erreichen; er konnte ihren Blutdurst beinahe schmecken. Mit einem Aufbrüllen riß er plötzlich die gekrümmte Schneide auf sich zu und warf sich gleichzeitig zurück. Wäre die Axt wirklich ein lebendiges Wesen, dann hätte er nun bestimmt einen Triumphschrei gehört, als sie auf seinen Kopf zuschoß. Im letzten Moment schwang er sich herum. Mit einem dumpfen Schlag grub sich die Klinge ins Holz der Tür.
    Er spürte deutlich, wie alles Leben - anders konnte er es nicht bezeichnen - aus der festsitzenden Waffe wich. Langsam nahm er die Hände weg. Die Axt blieb, wo sie war. Sie bestand nur noch aus Holz und Stahl. Die Tür schien ihm nun ein guter Platz, sie vorerst stecken zu lassen. Er wischte sich mit einer zitternden Hand den Schweiß von der Stirn. Wahnsinn. Wo immer sich Rand befindet, ist der Wahnsinn nicht weit.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er Failes Schreie und an die Tür trommelnden Fäuste nicht mehr hörte. Er schob den Riegel zurück und zog schnell die Tür auf. An der Außenseite stand eine schimmernde Stahlschneide hervor. Sie glänzte im Schein der in weiten Abständen an den Wänden des mit Gobelins geschmückten Ganges befestigten Lampen. Faile stand da, mit erhobenen Fäusten, als sei sie im Stehen erstarrt. Mit weit aufgerissenen, staunenden Augen berührte sie ihre Nasenspitze. »Ein Stückchen weiter«, sagte sie mit schwacher Stimme,

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