Der Schatten erhebt sich
streichelte seinen Bart und stellte fest: »Den sollte man zurechtstutzen. Er gefällt mir, aber er muß ja nicht gerade bis auf deine Brust wachsen.« Er hätte beinahe Augen und Mund aufgerissen. Sie wechselte ja oft das Thema, aber meist nur, wenn sie dabei war, den kürzeren zu ziehen. »Faile, bitte. Ich brauche dich, um den Bericht nach Caemlyn zu bringen.« Ihre Hand packte seinen Bart fester und sie neigte den Kopf, als wiege sie die Argumente im Geist sorgfältig ab. »Ich gehe schon«, sagte sie schließlich, »aber ich will eine Belohnung dafür. Du versuchst immer, mich mit Gewalt dazu zu bringen, daß ich etwas mache. In Saldaea wäre ich ganz bestimmt nicht diejenige, die dich um so etwas bitten müßte. Meine Belohnung ist... eine Hochzeit. Ich will dich heiraten«, schloß sie etwas überstürzt.
»Und ich dich.« Er lächelte. »Wir können uns heute nacht noch vor der Versammlung der Frauen verloben, aber ich fürchte, mit der Hochzeit müssen wir noch ein Jahr warten. Wenn du aus Caemlyn zurück bist... « Sie hätte ihm fast ein Büschel Haare aus dem Bart gerissen.
»Ich will dich noch heute nacht zum Ehemann haben«, sagte sie mit gefährlich sanfter Stimme, »sonst gehe ich nicht!« »Von mir aus gern, aber es geht doch nicht!« protestierte er. »Daise Congar würde mir eins über den Schädel geben, wenn ich alle guten Sitten außer acht ließe. Um der Liebe des Lichts willen, Faile, überbringe den Bericht, und ich heirate dich, sobald sich auch nur eine Möglichkeit auftut.« Und das würde er tatsächlich. Falls dieser Tag jemals käme.
Mit einemmal beschäftigte sie sich ganz auffällig mit seinem Bart, strich ihn glatt und mied seinen Blick. Dann begann sie in bedächtigem Ton, sprach aber bald schneller und schneller, bis sich ihre Worte fast überschlugen: »Ich... habe nur zufällig... so im Vorbeigehen... habe ich nur mal Frau al'Vere gegenüber erwähnt, wie wir miteinander herumgezogen sind... ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf dieses Thema kamen - und sie sagte - und Frau Congar stimmte ihr zu - nicht, daß ich gleich mit allen darüber gesprochen hätte! - sie sagte, man könne uns vielleicht -ganz eindeutig - man könnte uns bereits als verlobt betrachten, euren Bräuchen nach, und das Verlobungsjahr hält man ja nur ein, um festzustellen, ob man wirklich miteinander auskommt - und das ist ja bei uns der Fall, wie jeder sehen kann - und jetzt bin ich schon so frech wie eine Domanischlampe oder eines dieser leichten Mädchen aus Tear - wehe, wenn du auch nur an Berelain zu denken wagst! - oh, Licht, ich stottere schon fast, und du hast noch nicht einmal um... « Er unterbrach sie, indem er sie packte und so gründlich küßte, wie er nur konnte.
»Willst du mich heiraten?« fragte er atemlos, als er fertig war. »Heute nacht noch?« Er konnte doch offensichtlich besser küssen, als er geglaubt hatte. Er mußte das Ganze sechsmal wiederholen. Sie kicherte jedesmal und verlangte, er solle es noch mal sagen, aber schließlich hatte sie es wohl kapiert.
Und so fand er sich keine halbe Stunde später ihr gegenüber im Schankraum wieder, und vor ihnen standen Daise Congar und Marin al'Vere, Alsbet Luhhan und Neysa Ayellin und die gesamte Versammlung der Frauen. Man hatte Loial geweckt, um zusammen mit Aram für ihn den Trauzeugen zu spielen, während Bain und Chiad für Faile zuständig waren. Es gab keine Blumen, die man in sein oder ihr Haar hätte stecken können, aber Bain legte ihm mit Marins Hilfe ein langes, rotes Hochzeitsband um den Hals und Loial flocht eines in Failes dunkles Haar. Seine dicken Finger taten das überraschend geschickt und sanft. Perrins Hände zitterten, als er ihre damit umschloß.
»Ich, Perrin Aybara, verspreche hiermit, dich, Faile Bashere, zu lieben und zu ehren, solange ich lebe.« Solange ich lebe und danach. »Was auf dieser Welt mein ist, das gebe ich dir.« Ein Pferd, eine Axt und einen Bogen. Ach ja, und einen Hammer. Nicht gerade viel für eine Braut. Aber ich gebe dir mein Leben und meine Liebe. Das ist alles, was ich habe. »Ich werde dich halten, dir beistehen, dich pflegen, beschützen und behüten, mein ganzes Leben lang.« Ich kann dich nicht bei mir behalten; der einzige Weg, dich zu beschützen, ist, dich fortzuschicken. »Ich bin immer und auf ewig dein.« Als er damit fertig war, zitterten seine Hände deutlich sichtbar.
Faile entzog ihm ihre Hände und umschloß nun seine damit. »Ich, Zarine Bashere...« Das war eine
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