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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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er es zurücknahm, und sie sagt, daß er in dieser Zeit einfach unausstehlich war, weil er alles in sich hineinfraß.
    Du wirst böse auf mich sein, Perrin, und ich auf dich. Wenn du mir noch ein Heiratsversprechen geben willst, dann versprich mir, daß du es nicht zurückhalten wirst, wenn du mir böse bist! Ich kann nichts gegen Dinge unternehmen, von denen du mir nichts sagst, mein Gatte. Mein Gatte«, wiederholte sie in zufriedenem Tonfall, wobei sie sich an ihn drückte. »Der Klang gefällt mir.« Er bemerkte, daß sie ihm nicht versprochen hatte, sie werde ihn immer wissen lassen, wenn sie ihm böse sei. Seinen bisherigen Erfahrungen nach würde er das selbst herausbekommen müssen, jedenfalls in der Hälfte aller Fälle. Und sie versprach auch nicht, keine Geheimnisse mehr vor ihm zu haben. Aber in diesem Moment spielte das keine Rolle, solange sie nur bei ihm war. »Ich werde dich wissen lassen, wenn ich böse auf dich bin, meine Frau«, versprach er. Sie sah ihn ein wenig mißtrauisch an, als sei sie nicht sicher, wie das zu verstehen war. Du wirst sie niemals richtig verstehen lernen, Cousin Jaim, aber es wird dir gleich sein.
    Mit einemmal wurde er der toten Trollocs in ihrer Umgebung gewahr, wie ein schwarzes Feld, das mit federgespickten Unkräutern überwuchert war. Die zuckenden Myrddraal weigerten sich immer noch, endgültig zu sterben. Langsam ließ er Traber wenden. Ein Schlachthof, übersät von den Leichen der Schattenabkömmlinge, erstreckte sich Hunderte von Schritten in jede Richtung. Es hüpften bereits Krähen herum, und über ihnen kreiste ein ganzer Schwarm von Geiern. Aber keine Raben. Und Jaims Worten nach sah es im Süden genauso aus. Er konnte den Beweis an den Geiern ablesen, die auch dort jenseits des Dorfes kreisten. Nicht genug, um Deselle oder Adora oder den kleinen Paet zu rächen, und... und... und... Nicht genug. Es würde niemals reichen. Nichts konnte sie jemals wiederbringen. Er umarmte Faile so hart, daß sie stöhnte, aber als er schnell nachließ, schlang sie ihre Arme um ihn und packte ihn genauso hart wie er zuvor sie. Sie würde immer reichen.
    Die Menschen strömten aus Emondsfeld heraus. Bran hinkte und benützte seinen Speer als Krückstock; Marin lächelte und hatte einen Arm um ihn gelegt; Daise wurde von ihrem Mann Wit in den Arm genommen und Gaul und Chiad kamen Hand in Hand mit abgehängten Schleiern einher. Loials Ohren hingen erschöpft herunter, Tam hatte ein blutiges Gesicht, und Flann Lewin konnte nur mit Hilfe seiner Frau Adine überhaupt stehen. Beinahe jeder blutete und hatte sich irgendwelche Wunden notdürftig verbinden lassen. Aber sie kamen in immer größerer Anzahl heraus, Elam und Dav, Ewin und Aram, Eward Candwin und Buel Dowtry, Hu und Tad, die Stallburschen der Weinquellenschenke, Ban und Tell und die anderen der ›Kameraden‹, immer noch mit ihrer Flagge. Diesmal sah er vor sich nicht die fehlenden Gesichter, sondern nur die, die immer noch da waren. Verin und Alanna auf ihren Pferden, und Tomas und Ihvon ritten dicht hinter ihnen. Der alte Bili Congar fuchtelte mit einem Krug herum, in dem sicherlich Bier war, oder vielleicht auch Schnaps; Cenn Buie wirkte genauso verknorzt wie immer, wenn er auch ziemlich verschrammt aussah. Jac al'Seen hatte einen Arm um seine Frau gelegt, und um ihn herum hatte sich seine ganze Familie versammelt, die Söhne und Töchter mit ihren Ehefrauen und Ehemännern. Raen und Ila, immer noch mit den Babies auf den Rücken. Mehr. Andere Gesichter kannte er überhaupt nicht: Männer, die aus Devenritt und von den Höfen dort unten stammen mußten. Jungen und Mädchen rannten lachend durch das Gewühl.
    Sie schwärmten nach beiden Seiten aus und bildeten zusammen mit den Männern aus Wachhügel einen großen Kreis, in dessen Mitte sich er und Faile befanden. Jeder mied die sterbenden Blassen, aber es war, als sähen sie die überall herumliegenden Schattenabkömmlinge gar nicht. Sie hatten nur Augen für das Paar auf Traber. Sie beobachteten sie schweigend, bis Perrin nervös wurde. Warum sagt denn niemand etwas? Warum starren sie uns so an?
    Die Weißmäntel erschienen. Sie ritten langsam in einer langen, schimmernden Viererkolonne aus dem Dorf, Dain Bornhald zusammen mit Jaret Byar an der Spitze. Jeder weiße Umhang leuchtete, als sei er frisch gewaschen. Jede Lanze stand genau im gleichen Winkel nach oben. Mürrisches Gemurmel erhob sich, aber die Menschen wichen aus und ließen sie in den Kreis hinein.
    Bornhald

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