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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ich würde gehen«, brachte sie schließlich mit hocherhobenem Kopf hervor. Schwalbe tänzelte mit kokett gekrümmtem Hals zur Seite, doch Faile brachte die Stute beinahe unbewußt wieder zum Stillstand. »Ich sagte nicht, wie weit weg. Du kannst nicht behaupten, ich hätte dir etwas anderes versprochen.« Er brachte nichts heraus. Sie war so schön. Er wollte sie einfach nur ansehen, sie so schön, so sprühend vor Leben an seiner Seite sehen. Ihre Witterung war die von sauberem Schweiß, vermischt mit ein wenig Duft nach Kräuterseife. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen sollte. Vielleicht beides auf einmal. Er hätte am liebsten all ihren Duft in sich aufgesogen.
    Sie runzelte die Stirn und sprach weiter: »Sie standen bereit, Perrin. Sie waren wirklich zum Kampf bereit. Ich mußte kaum etwas zu ihnen sagen, um sie zum Mitkommen zu überreden. Die Trollocs hatten sie kaum belästigt, aber sie hatten sehr wohl die Rauchwolken gesehen. Wir haben den Weg so schnell zurückgelegt, wie es nur ging, Bain und ich, und haben Wachhügel eine Weile vor Tagesanbruch erreicht. Bei Sonnenaufgang sind wir schon wieder nach hier aufgebrochen.« Aus ihrem angespannten Gesichtsausdruck wurde ein breites Lächeln, erwartungsvoll und stolz zugleich. Was für ein schönes Lächeln. Ihre dunklen Augen funkelten. »Sie gehorchten und folgten mir, Perrin. Sie gehorchten mir! Selbst Tenobia hat noch nie Männer in die Schlacht geführt. Sie wollte einmal, als ich acht war, doch Vater nahm sie sich unter vier Augen in ihren Gemächern vor, und als er zur Fäule losritt, blieb sie zu Hause.« Mit bedauerndem Lächeln fügte sie hinzu: »Ich glaube, du und ich, wir benützen manchmal die gleichen Methoden. Tenobia hat ihn verbannt, doch sie war erst sechzehn und der Rat der Lords hat es nach ein paar Wochen geschafft, sie umzustimmen. Sie wird grün vor Neid, wenn ich es ihr erzähle.« Wieder hielt sie inne, und diesmal holte sie tief Luft und stützte eine Faust auf die Hüfte. »Hast du mir denn nichts zu sagen?« wollte sie ungeduldig wissen. »Willst du nur hier wie ein haariger Klumpen herumsitzen? Ich habe nie gesagt, daß ich die Zwei Flüsse verlassen werde. Du hast das gesagt, aber ich nicht. Du hast kein Recht, wütend zu sein, weil ich nicht getan habe, was ich auch nie versprochen hatte. Und überhaupt du! Schickst mich weg, weil du glaubst, du wirst sterben! Ich bin zurückgekommen, weil... « »Ich liebe dich.« Das war alles, was er herausbrachte, aber seltsamerweise schien es zu genügen. Er hatte kaum ausgesprochen, da lenkte sie Schwalbe nahe genug heran, legte einen Arm um ihn und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Sie schien ihn entzweidrücken zu wollen. Er strich ihr sanft über das dunkle Haar, fühlte, wie seidig es war, fühlte sie ganz und gar.
    »Ich hatte solche Angst, ich würde zu spät kommen«, sagte sie in sein Wams hinein. »Die Männer aus Wachhügel marschierten, so schnell sie konnten, aber als wir ankamen und ich sah, daß die Trollocs bereits zwischen den Häusern kämpften, so viele von ihnen, als wollten sie das Dorf wie eine Lawine überrollen, und ich konnte dich nicht sehen...« Sie atmete zittrig ein und dann langsam wieder aus. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme ruhiger. Ein wenig. »Sind die Männer aus Devenritt gekommen?« Er fuhr zusammen, und seine Hand hielt über ihrem Haar inne. »Ja, sind sie. Woher weißt du das? Hast du etwa auch dafür gesorgt?« Sie begann zu zittern und er brauchte einen Moment lang, um zu bemerken, daß sie lachte.
    »Nein, mein Herz, obwohl ich das bestimmt getan hätte, wäre es mir möglich gewesen. Als dieser Mann mit seiner Botschaft kam - ›Wir kommen‹ -, glaubte ich - hoffte ich -, daß es das zu bedeuten habe.« Sie zog ihr Gesicht ein wenig zurück und blickte ernst zu ihm auf. »Ich konnte es dir nicht sagen, Perrin. Ich konnte deine Hoffnung nicht wecken, auf eine bloße Ahnung von mir hin. Es wäre grausam gewesen, falls... Sei mir nicht böse, Perrin.« Lächelnd hob er sie aus dem Sattel und setzte sie quer vor sich ab. Sie protestierte lachend und reckte sich über das hohe Sattelhorn, um beide Arme um ihn zu schlingen. »Ich werde nie, nie auf dich böse sein, das schw...« Sie unterbrach ihn, indem sie eine Hand auf seinen Mund legte.
    »Mutter sagt, das Schlimmste, was Vater ihr jemals angetan hat, war, ihr zu schwören, daß er ihr niemals böse sein werde. Sie brauchte ein Jahr, bis sie ihn so weit hatte, daß

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