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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dörfer werden verbrannt, Bauernhöfe und Felder verwüstet. Hunger, Krankheiten und Tod für die Unschuldigen genau wie für die Schuldigen. Was macht diesen Euren Krieg zu etwas Besserem, Moiraine? Wodurch wird er sauberer?« »Elayne?« forderte Moiraine sie ruhig auf.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht diejenige sein, die ihr das erklären mußte. Aber sie war nicht sicher, ob selbst ihre Mutter auf dem Löwenthron ruhig geblieben wäre, wenn Moiraine sie mit ihren großen, dunklen Augen so auffordernd angeblickt hätte. »Der Kriegt kommt, ob Rand ihn nun beginnt oder nicht«, sagte sie zögernd. Egwene trat einen Schritt zurück und sah sie genauso ungläubig an wie Nynaeve. Doch als sie weitersprach, verschwand das Unverständnis aus den Gesichtern der beiden. »Die Verlorenen werden nicht ruhig bleiben und zuschauen. Sammael kann nicht der einzige von ihnen sein, der die Führung eines Staates an sich gerissen hat. Er ist eben nur der einzige, von dem wir es wissen. Sie werden schließlich alle hinter Rand her sein, vielleicht persönlich, aber auf jeden Fall mit Hilfe der Heere, die sie anführen. Und die Länder, die frei sind von den Verlorenen? Wie viele davon werden Loblieder auf den Wiedergeborenen Drachen singen und seiner Flagge bis Tarmon Gai'don folgen, und wie viele werden sich täuschen, glauben, der Fall des Steins sei eine Lüge und Rand nur ein neuer falscher Drache, den man besiegen müsse, vielleicht ein so starker, daß man gegen ihn sofort losschlagen muß, bevor er zu einer Bedrohung werden kann? So oder so wird dieser Krieg kommen.« Sie brach abrupt ab. Es war noch mehr dazu zu sagen, doch sie konnte und wollte ihnen den Rest nicht erzählen.
    Moiraine hatte da keine Hemmungen. »Sehr gut«, sagte sie und nickte, »aber unvollständig.« Der Blick, den sie Elayne zuwarf, sagte, sie habe bemerkt, daß sie diesen Teil absichtlich weggelassen hatte. Mit vor ihrem Mieder gefalteten Händen wandte sie sich ruhig an Nynaeve und Egwene. »Es gibt nichts, was diesen Krieg sauberer und besser werden ließe. Außer, daß er die Tairener an ihn binden wird, und am Ende werden ihm die Illianer genauso folgen, wie jetzt Tear. Wie könnten sie es auch verweigern, wenn die Drachenflagge über Illian flattert? Allein die Nachricht von seinem Sieg könnte die Kriege in Tarabon und Arad Doman zu seinen Gunsten entscheiden. Und damit würden diese Kriege beendet!
    Mit einem Schlag kann er dadurch, soweit es Männer und Schwerter betrifft, so stark werden, daß nur noch eine Koalition aller übriggebliebenen Nationen von hier bis zur Fäule ihn besiegen könnte, und mit dem gleichen Schlag würde er den Verlorenen beweisen, daß er keine fette Wachtel ist, die auf dem Ast sitzt und auf das Netz des Jägers wartet. Das wird sie vorsichtig machen und ihm Zeit verschaffen, in der er lernen kann, seine Stärke richtig einzusetzen. Er muß zuerst losschlagen, der Hammer sein und nicht der Nagel.« Die Aes Sedai verzog leicht das Gesicht, und eine Andeutung des vorherigen Zorns schlich sich in die Gelassenheit ihrer Miene. »Er muß einfach zuerst handeln. Und was macht er? Er liest. Liest und bringt sich damit immer mehr in Schwierigkeiten.« Nynaeve wirkte erschüttert, als sehe sie all diese Schlachten und Tode vor sich. Egwenes dunkle Augen waren in erschrecktem Verstehen weit aufgerissen. Elayne schauderte beim Anblick ihrer Mienen. Die eine hatte Rand aufwachsen sehen, die andere war mit ihm zusammen aufgewachsen. Und nun sahen sie zu, wie er Kriege in Gang brachte. Nicht einfach der Wiedergeborene Drache, sondern Rand al'Thor.
    Egwene kämpfte sichtlich mit sich und verlegte sich schließlich darauf, den kleinsten Teil, das Unwichtigste von dem aufzugreifen, was Moiraine gesagt hatte. »Wie kann Lesen ihn in noch größere Schwierigkeiten bringen?« »Er hat sich entschlossen, selbst herauszufinden, was die Prophezeiungen des Drachen vorhersagen.« Moiraines Gesichtsausdruck blieb kühl und unberührt, doch mit einemmal hörte sie sich so müde an, wie Elayne sich fühlte. »Sie waren in Tear vielleicht verboten, aber der Vorsteher der Bibliothek hatte neun verschiedene Übersetzungen in einer verschlossenen Truhe. Rand hat sie jetzt alle bei sich. Ich habe ihm den Teil gezeigt, der uns hier angeht, und er hat ihn mir auswendig hergesagt, wie er früher einmal in Kandor übersetzt wurde:
    Die Macht des Schattens erweckte das menschliche Fleisch
    zu Aufruhr, Rivalität und Ruin.
    Der

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