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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wiedergeborene, gezeichnet und blutend, tanzt in Träumen und Nebel den Tanz des Schwerts, bindet die dem Schatten Zugeschworenen an seinen Willen,
    die aus der Stadt, der verirrten und verlorenen, führt wieder die Speere in den Krieg, zerbricht die Speere und zeigt ihnen die Wahrheit, die lange schon in uralten Träumen verborgen lag.« Sie verzog das Gesicht. »Man kann das auf diese Situation genauso beziehen wie auf jede andere. Illian unter Sammael ist bestimmt eine verlorene Stadt. Führe die Speere Tears in den Krieg, leg Sammael in Ketten, und er hat die Weissagung erfüllt. Der uralte Traum vom Wiedergeborenen Drachen. Aber er will das nicht sehen. Er hat sogar ein Exemplar in der Alten Sprache, als verstünde er die. Er verfolgt Schatten, und Sammael oder Rahvin oder Lanfear haben ihn vielleicht schon an der Kehle gepackt, bevor ich ihn davon überzeugen kann, daß er einen Fehler gemacht hat.« »Er ist verzweifelt.« Nynaeves sanfter Tonfall galt nicht Moiraine, da war Elayne sicher, sondern Rand. »Verzweifelt sucht er nach seiner Bestimmung.« »Ich bin auch verzweifelt«, sagte Moiraine mit fester Stimme. »Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, ihn zu finden, und ich werde nicht zulassen, daß er versagt, wenn ich es verhindern kann. Ich bin fast schon verzweifelt genug, um...« Sie brach ab und schürzte die Lippen. »Belassen wir es dabei, daß ich tun werde, was ich tun muß.« »Aber das reicht nicht«, sagte Egwene in scharfem Ton. »Und was werdet Ihr tun?« »Ihr habt andere Dinge, um die Ihr euch kümmern müßt«, sagte die Aes Sedai. »Die Schwarzen Ajah... « »Nein!« Elaynes Stimme klang eisenhart und ließ keinen Widerspruch zu. Wo ihre Hand sich in den hellblauen Rock verkrampfte, war ihr Knöchel vor Anstrengung weiß. »Ihr haltet vieles geheim, Moiraine, aber sagt uns dies: Was wollt Ihr ihm antun?« Ein Bild ging ihr durch den Kopf, wie sie Moiraine packte und die Wahrheit aus ihr herausschüttelte, falls das notwendig war.
    »Ihm antun? Nichts. Ach, nun denn. Es gibt keinen Grund, warum Ihr das nicht wissen könnt. Ihr habt gesehen, was von den Tairenern als die Große Sammlung bezeichnet wird?« Es war eigenartig bei einem Volk, das die Macht derart fürchtete, aber im Stein befand sich eine Sammlung von Objekten, die alle mit der Macht zu tun hatten. Nur in der Weißen Burg fand man eine noch größere Ansammlung solcher Dinge. Elayne glaubte, es liege daran, daß sie so lange Zeit über gezwungen gewesen waren, Callandor aufzubewahren, ob sie nun wollten oder nicht. Sogar das Schwert, Das Kein Schwert Ist sah nach weniger aus, wenn es sich unter vielen anderen ähnlichen Dingen befand. Aber die Tairener hatten es niemals übers Herz gebracht, ihre Schätze herzuzeigen. Die Große Sammlung wurde in schmutzigen und vollgestopften Räumen noch unterhalb der Kerker aufbewahrt. Als Elayne sie zum erstenmal gesehen hatte, waren alle Türschlösser längst zugerostet, soweit die Türen nicht sowieso schon vermodert waren.
    »Wir haben einen ganzen Tag dort unten verbracht«, sagte Nynaeve. »Um herauszufinden, ob Liandrin und ihre Freundinnen etwas gestohlen haben. Ich glaube aber nicht. Alles war unter Schichten von Staub und Moder begraben. Man wird drei Schiffe brauchen, um alles zur Burg zu transportieren. Vielleicht können sie dort mehr herausfinden; ich war nicht dazu in der Lage.« Die Versuchung, zu sticheln, war offensichtlich so stark, daß sie nicht vermeiden konnte, hinzuzufügen: »Aber das wüßtet Ihr alles längst, wenn Ihr uns ein wenig mehr von Eurer Zeit gewidmet hättet.« Moiraine nahm keine Notiz davon. Sie schien in sich hineinzublicken, ihre eigenen Gedanken zu überprüfen, und sie führte beinahe ein Selbstgespräch. »Es gibt einen besonderen Ter'Angreal in der Sammlung, der aussieht, wie ein aus Sandstein gefertigter Türrahmen, der dem Auge jedoch seltsam verdreht erscheint. Wenn ich ihn nicht zu einem Entschluß treiben kann, muß ich vielleicht hindurchgehen.« Der kleine blaue Edelstein auf ihrer Stirn bebte und funkelte. Offensichtlich war sie nicht erpicht darauf, diesen Schritt zu unternehmen.
    Bei der Erwähnung des Ter'Angreal hatte Egwene instinktiv das Oberteil ihres Kleids berührt. Sie hatte eine kleine Tasche dort eingenäht, um den Steinring darin aufzubewahren. Der Ring war ein Ter'Angreal, wohl klein, aber trotzdem sehr stark, und Elayne war eine von nur drei Frauen, die wußten, daß sie ihn in Besitz hatte. Moiraine gehörte nicht zu

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