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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dessen zwischen den auf dem Teppich verstreuten Büchern herum. Auf den Stühlen und den zerknüllten Bettüchern lagen noch mehr. »Ich habe hier ein Exemplar... irgendwo... von...« »Rand.« Egwene wiederholte es noch einmal lauter: »Rand, ich kann die Alte Sprache nicht lesen.« Sie warf Elayne einen Blick zu, der sie warnen sollte, ihre Kenntnisse nicht preiszugeben. Sie waren nicht gekommen, um für ihn die Prophezeiungen des Drachen zu übersetzen. Die Saphire im Haar der Tochter-Erbin schwangen hin und her, als sie zustimmend nickte. »Wir mußten andere Sachen lernen.« Er richtete sich seufzend auf. »Es wäre auch zuviel des Guten gewesen.« Einen Moment lang schien er noch etwas sagen zu wollen, doch dann blickte er nur auf seine Stiefel herunter. Egwene fragte sich, wie er es fertiggebracht hatte, diese arroganten Hochlords hinauszuwerfen, wenn Elayne und sie ihn bereits aus dem Gleichgewicht brachten.
    »Wir sind gekommen, um dir bei der Beherrschung der Macht zu helfen«, sagte sie zu ihm. Man hielt wohl allgemein Moiraines Behauptung für wahr, daß eine Frau einem Mann das Lenken der Macht genausowenig beibringen konnte wie das Kinderkriegen, doch Egwene war sich da nicht so sicher. Sie hatte einmal etwas gespürt, was aus Saidin gewoben war. Oder richtiger, sie hatte nichts gefühlt, wo etwas hätte sein sollen. Ihre eigenen Machtströme waren abgeblockt gewesen wie von einem Damm, der das Wasser zurückhält. Aber sie hatte sowohl in der Burg wie auch außerhalb vieles gelernt, und sicher war irgend etwas dabei, was sie ihm vermitteln konnte, eine Anleitung, die sie ihm geben konnte.
    »Falls uns das möglich ist«, fügte Elayne hinzu.
    Mißtrauen flackerte wieder über sein Gesicht. Es war nervtötend, wie schnell seine Launen wechselten. »Da sind meine Chancen ja noch besser, ein Buch in der Alten Sprache zu lesen, als... Seid ihr sicher, nicht in Moiraines Auftrag zu handeln? Hat sie euch hergeschickt? Glaubt, sie kann mich auf einem Umweg herumkriegen, ja? Eine so geschickt gesponnene Intrige der Aes Sedai, daß ich nichts merke, bis ich schon mittendrin stecke?« Er knurrte empört und hob eine dunkelgrüne Jacke vom Boden hinter einem der Stühle auf. Hastig zog er ihn an. »Ich habe zugestimmt, heute morgen noch ein paar weitere Hochlords zu empfangen. Wenn ich sie nicht ständig im Auge behalte, finden sie irgendeinen Weg, sich um meine Anordnungen herumzudrücken. Sie werden noch einiges zu lernen haben. Ich herrsche jetzt in Tear. Der Wiedergeborene Drache. Das muß ich ihnen noch beibringen. Jetzt müßt ihr mich entschuldigen.« Egwene hätte ihn am liebsten geschüttelt. Er herrschte in Tear? Nun ja, vielleicht war dem so, aber sie erinnerte sich noch an den Jungen mit einem Lamm, das er unter den Mantel gesteckt hatte, und wie stolz er darauf gewesen war, daß er den Wolf vertrieben hatte, der es reißen wollte. Er war Schafhirte und kein König, und selbst wenn er ein Recht auf ein gewisses Auftreten hatte, stand ihm das ganz und gar nicht zu Gesicht.
    Sie war drauf und dran, ihm das zu sagen, als Elayne zornig herausplatzte: »Niemand hat uns geschickt. Niemand! Wir sind gekommen, weil... weil uns etwas an dir liegt. Vielleicht klappt es nicht, aber du kannst es wenigstens versuchen. Wenn uns... soviel daran liegt, es zu probieren, dann kannst du dir wenigstens Mühe geben. Ist dir das so unwichtig, daß du keine Stunde dafür erübrigen kannst? Für dein eigenes Leben?« Er hörte damit auf, seine Jacke zuzuknöpfen, und blickte die Tochter-Erbin einen Augenblick lang so intensiv an, daß Egwene sich schon vergessen wähnte. Dann riß er sich unter leichtem Zittern von Elayne los. Er sah Egwene an, trat von einem Fuß auf den anderen und senkte die Augen.
    »Ich werde es versuchen«, sagte er kleinlaut. »Es wird nicht helfen, aber trotzdem... Was soll ich tun?« Egwene atmete tief durch. Sie hatte nicht geglaubt, daß es so leicht würde, ihn zu überreden. Wenn er nicht wollte, war er immer wie ein Felsblock gewesen, der halb im Schlamm versunken war. Und das war viel zu oft der Fall gewesen.
    »Sieh mich an«, sagte sie, wobei sie Saidar anzapfte. Sie ließ sich so vollständig von der Macht erfüllen, wie noch nie zuvor, sog jeden Tropfen des Stroms in sich auf, den sie überhaupt halten konnte. Es war, als durchdringe das Licht jedes Teilchen ihres Ichs, als fülle es jede Ritze in ihrem Inneren. Das Leben sprühte in ihr wie ein Feuerwerk. Noch nie zuvor hatte sie sich so

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