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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mann darum zu bitten... Es war ein Wunder, daß sie diese Worte überhaupt herausgebracht hatte. »Siehst du irgend etwas?« fragte sie Elayne. »Oder spürst du etwas?« Rand blickte immer noch von einer zur anderen, und dazwischen wurde er rot und blickte zu Boden. Warum war er derart aus dem Gleichgewicht? Die Tochter-Erbin musterte ihn eindringlich und schüttelte den Kopf. »Nein. Er steht einfach nur so da, soweit ich das beurteilen kann. Bist du sicher, daß er überhaupt etwas tut?« »Er ist vielleicht stur, aber nicht blöd. Jedenfalls stellt er sich die meiste Zeit über nicht unbedingt dumm an.« »Na ja, stur oder dumm oder sonst was, jedenfalls spüre ich absolut nichts.« Egwene runzelte die Stirn. »Du sagtest doch, du würdest tun, was wir verlangen, Rand. Wie ist das jetzt? Wenn du etwas gespürt hast, sollten wir das eigentlich auch, und ich...« Sie brach mit einem kaum unterdrückten Schmerzensschrei ab. Irgend etwas hatte sie gewaltig in ihr Hinterteil gezwickt. Rands Lippen zuckten. Er kämpfte gegen ein breites Grinsen an. »Das«, sagte sie ihm kurz angebunden, »war nicht sehr nett von dir.« Er bemühte sich, eine Unschuldsmiene aufzusetzen, aber das Grinsen ließ sich nicht ganz unterdrücken. »Du sagtest, du wolltest etwas spüren, und ich dachte doch nur... « Sein plötzliches Aufbrüllen ließ Egwene zusammenfahren. Er hielt sich mit der Hand die linke Hinterbacke und hüpfte auf einem Bein vor Schmerz im Kreis herum. »Blut und Asche, Egwene! Das war nicht notwendig...« Er knurrte Unverständliches in sich hinein. Egwene war ganz froh, daß sie seine Flüche nicht verstehen konnte.
    Sie nahm die Gelegenheit wahr und fächelte sich mit dem Ende ihres Schals ein wenig Luft zu und lächelte Elayne leicht an, worauf diese das Lächeln erwiderte. Das Glühen um die Tochter-Erbin herum verblaßte. Beide hätten fast losgekichert, als sie sich verstohlen die Hände rieben. Das sollte wohl reichen. Hundert zu eins für sie, schätzte Egwene.
    Sie wandte sich Rand zu und machte ein strenges Gesicht. »So etwas hätte ich vielleicht von Mat erwartet. Ich dachte, wenigstens du wärst inzwischen erwachsen geworden. Wir sind gekommen, um dir zu helfen, wenn es möglich ist. Versuche bitte, mit uns zusammenzuarbeiten. Mache irgend etwas mit Hilfe der Macht, aber nicht wieder etwas Kindisches wie vorhin. Vielleicht sind wir in der Lage, dann etwas zu spüren.« Zusammengekrümmt funkelte er sie an. »Tu was«, knurrte er. »Ihr hattet kein Recht... ich werde tagelang hinken... Ihr wollt, daß ich etwas mit der Macht anfange?« Plötzlich schwebte sie nach oben und Elayne mit ihr. Sie starrten sich mit weit aufgerissenen Augen an, als sie einen Schritt über dem Teppich schwebten. Nichts hielt sie dort, jedenfalls kein Strom, den Egwene fühlen oder sehen konnte. Nichts. Ihr Mund verzog sich ärgerlich. Er hatte kein Recht, so etwas zu tun. Nicht das geringste Recht, und es war Zeit, ihm das klarzumachen. Die gleiche Art von Abschirmung des Elements Geist wie bei Joiya sollte auch bei ihm wirken, ihn von der Quelle abschneiden. Die Aes Sedai benützten das bei den wenigen Männern, die sie aufgespürt hatten, weil sie mit der Einen Macht arbeiten konnten.
    Sie öffnete sich Saidar, und ihre Stimmung sank auf den Nullpunkt. Saidar war schon da und seine Wärme und das Licht spürbar, doch zwischen ihr und der Wahren Quelle stand irgend etwas, ein Nichts, wie die Abwesenheit eines Trägerelements, das sie wie eine Steinmauer von der Quelle abschnitt. Es war ein hohles Gefühl in ihrem Innern, und schnell stieg Panik in ihr auf. Ein Mann gebrauchte die Macht, und sie war in seinem Strom gefangen. Natürlich war es Rand, aber so hilflos hier zu hängen und nur daran denken zu können, daß ein Mann die Macht benützte, und an das befleckte Saidin... Sie wollte ihn anschreien und brachte doch nur ein Krächzen zustande.
    »Du willst, daß ich etwas mit Hilfe der Macht tue?« grollte Rand. Zwei kleine Tischchen streckten mühevoll und unter lautem Knarren die Beine und dann begannen sie, mit steifen Bewegungen einen Tanz aufzuführen, die Parodie eines Tanzes. Blattgold blätterte dabei von ihnen ab. »Gefällt euch das?« Feuer flammte im Kamin auf. Die Flammen erfüllten den Innenraum ganz und gar und brannten auf kahlem Stein ohne Holz und ohne Asche. »Oder das?« Der goldene Hirsch und die Wölfe auf dem Kaminsims wurden weich und fielen in sich zusammen. Dünne Rinnsale aus Gold und Silber flossen

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