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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Knie gestützt. Beim Geräusch ihrer Schritte klappte er das Buch zu und ließ es zu den anderen auf den mit Runen verzierten Teppich fallen. Er sprang kampfbereit auf. Doch der düstere Gesichtsausdruck hellte sich auf, sobald er sah, wer ihn besuchte.
    Zum erstenmal, seit sie sich im Stein aufhielten, suchte Egwene in seinem Gesicht nach Veränderungen und fand sie auch.
    Wie viele Monate war es her, seit sie ihn zum letztenmal vor den Erlebnissen im Stein gesehen hatte? Lange genug jedenfalls, um sein Gesicht härter erscheinen zu lassen. Die Offenheit, die einst in seinen Zügen gelegen hatte, war verblaßt. Er bewegte sich auch anders - ein bißchen wie Lan, ein bißchen wie die Aiel. Bei seiner Größe, dem rötlichen Haar und den je nach Beleuchtung einmal blau und dann wieder grau erscheinenden Augen wirkte er nur zu sehr wie ein Aielmann. Die Ähnlichkeit war beunruhigend. Doch hatte er sich auch innerlich verändert?
    »Ich glaubte, jemand... anders käme«, murmelte er in die allgemeine Verlegenheit hinein. Das war wieder der Rand, wie sie ihn kannte, bis hin zu den geröteten Wangen, jedesmal, wenn er Elayne oder sie direkt anblickte. »Manche... manche Leute wollen Dinge, die ich ihnen nicht geben kann. Nicht geben werde.« Mit erschreckender Plötzlichkeit wandelte sich sein Gesichtsausdruck zu einer Maske des Mißtrauens und sein Tonfall verschärfte sich: »Was wollt ihr denn nun? Hat Moiraine euch geschickt? Sollt ihr mich dazu bringen, daß ich tue, was sie will?« »Sei kein Idiot«, entschlüpfte es Egwene, bevor sie sich unter Kontrolle hatte. »Ich will auf keinen Fall, daß du einen Krieg anfängst.« Elayne fügte bittend hinzu: »Wir sind gekommen, um... um dir zu helfen, wenn wir können.« Das war auch einer ihrer Gründe und der am leichtesten einsehbare. Dazu hatten sich beim Frühstück entschieden.
    »Ihr kennt ihre Pläne bezüglich...«, fing er grob an, doch dann wechselte er mit einem Mal das Thema. »Mir helfen? Wie? Das sagt Moiraine auch immer.« Egwene faltete mit strengem Blick die Arme unter der Brust und packte fest ihren Schal, so wie Nynaeve das immer getan hatte, wenn sie vor der Ratsversammlung des Dorfes gesprochen hatte und sich unbedingt durchsetzen wollte, gleich, wie stur sie auch sein mochten. Jetzt war es zu spät, noch einmal von vorn zu beginnen. Es blieb ihr nur übrig, auf dem einmal eingeschlagenen Weg fortzufahren. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht wie ein Narr benehmen, Rand al'Thor! Die Leute aus Tear küssen dir ja vielleicht die Stiefel, aber ich erinnere mich nur zu gut daran, wie dir Nynaeve einmal das Hinterteil versohlt hast, als du dich von Mat hattest überreden lassen, einen Krug Apfelschnaps zu stehlen.« Elayne bemühte sich, ihr Gesicht nicht zu verziehen. Zuviel der Mühe. Egwene konnte deutlich sehen, wie sie sich das Lachen verbiß.
    Rand bemerkte das natürlich nicht. Männern entging so etwas gewöhnlich. Er grinste Egwene an und hätte selbst beinahe laut losgelacht. »Da waren wir gerade dreizehn geworden. Sie hat uns hinter dem Stall deines Vaters schlafend gefunden, und uns taten die Köpfe so weh, daß wir ihre Rute kaum gespürt haben.« So war das aber Egwenes Erinnerungen nach nicht gewesen. »Im Gegensatz zu dem Tag, als du ihr diese Schüssel an den Kopf geworfen hast. Denkst du noch daran? Sie hatte dich mit Hundskrauttee beruhigt, nachdem du die ganze Woche liebeskrank herumgehangen hattest, und mit dem Geschmack auf der Zunge hast du ihre beste Schüssel genommen und nach ihr geworfen. Licht, hast du vielleicht gekreischt! Wann war das? Muß fast zwei Jahre her sein... « »Wir sind nicht hier, um über alte Zeiten zu klatschen«, sagte Egwene und rückte unangenehm berührt ihren Schal zurecht. Die Wolle war zwar nur dünn, aber dennoch zu heiß. Er erinnerte sich tatsächlich an die unmöglichsten Sachen.
    Er grinste, als habe er ihre Gedanken erraten, und fuhr erheblich besser gelaunt fort: »Ihr seid hier, um mir zu helfen, sagt ihr? Womit? Ich nehme nicht an, daß ihr wißt, wie man einen Hochlord dazu bringt, sein Wort zu halten, sobald man ihm nicht mehr über die Schulter schaut. Oder wie man unerwünschte Träume abbricht. Ich könnte nun wirklich Hilfe gebrauchen bei... « Sein Blick wanderte zu Elayne und dann zurück zu ihr. Er wechselte abrupt wieder das Thema. »Wie ist das mit der Alten Sprache? Habt ihr die in der Weißen Burg gelernt?« Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern kramte statt

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