Der Schatten erhebt sich
aus der zusammenfallenden Masse, in feinen, sich schlängelnden Linien, verwebten sich zu einem schmalen Streifen metallischen Stoffs. Das glitzernde Gewebe schwebte in der Luft und wuchs. Nur das hintere Ende hing noch an der schmelzenden Statue auf dem Kaminsims, wie der Faden an einem Wollknäuel, aus dem ein Kleidungsstück gestrickt wurde. »Tu etwas, Rand«, sagte Rand ironisch. »Tu etwas! Hast du eine Ahnung, wie das ist, Saidin zu berühren, zu halten? Ja? Ich kann spüren, wie dahinter der Wahnsinn auf mich wartet. In mich einsickert!« Mit einem Schlag brannten die tanzenden Tischchen wie Fackeln, tanzten aber weiter. Bücher wirbelten durch die Luft; ihre Seiten wurden von unsichtbarer Hand durchgeblättert. Das Oberbett explodierte, und es schneite Federn im ganzen Raum. Als Federn auf die brennenden Tische fielen, füllte sich die Luft mit beißendem, rußigem Gestank.
Einen Augenblick lang sah Rand mit wilden Blicken die brennenden Tische an. Dann verschwand das, was Egwene und Elayne festgehalten hatte, und auch die Abschirmung war weg. Ihre Füße schlugen im gleichen Moment auf dem Boden auf, in dem die Flammen erstarben, als würden sie in das Holz zurückgesaugt, das sie genährt hatte. Auch die Flammen im Kamin verschwanden, und die Bücher fielen zu einem noch schlimmeren Durcheinander als zuvor auf den Boden zurück. Und auch das aus Gold und Silber gewebte Tuch fiel herab. Es hingen noch lose Fäden aus halbgeschmolzenem Metall daran, die nun aber fest und kalt waren. Nur drei größere Klumpen, zwei aus Gold und einer aus Silber, waren kalt und völlig verformt auf dem Sims zurückgeblieben.
Egwene war bei der unsanften Landung taumelnd mit Elayne zusammengeprallt. Sie hielten sich aneinander fest, damit sie nicht umfielen, aber Egwene spürte, wie die andere blitzschnell das gleiche tat wie sie selbst, nämlich nach Saidar greifen. Augenblicke später stand ihre Abschirmung um Rand herum für den Fall, daß er noch einmal die Macht benützte, doch er stand nur wie betäubt da und starrte die verkohlten Tischchen und die herumfliegenden Federn an, die wie Schneeflocken auf seine Jacke landeten.
Er schien jetzt keine Gefahr mehr darzustellen, aber der Raum war ein einziges Durcheinander. Sie verwebte winzige Rinnsale des Elements Luft, um alle Federn zusammenzuholen, auch die auf dem Teppich liegenden. Dann dachte sie an die auf seinem Mantel und holte auch sie herbei. Den Rest mußte die Majhere herrichten lassen, oder er mußte eben selbst zupacken.
Rand zuckte zusammen, als die Federn an ihm vorbeischwebten und auf den Fetzen des Oberbettes landeten. Der Gestank wurde davon allerdings auch nicht besser. Verbrannte Federn und verbranntes Holz... Aber wenigstens machte der Raum nun einen etwas ordentlicheren Eindruck, und die schwache Brise, die durch die geöffneten Fenster drang, würde auch den Gestank schnell verfliegen lassen.
»Die Majhere wird mir nun wohl kein neues Oberbett mehr bringen«, meinte er unter gezwungenem Lachen. »Jeden Tag ein neues dürfte über dem liegen, was sie genehmigt...« Er vermied es, sie oder Elayne direkt anzuschauen. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht... Manchmal geht es mit mir durch. Manchmal ist nichts da, wenn ich danach greife, und dann wieder geschehen Dinge, die ich... Tut mir leid. Vielleicht solltet ihr besser gehen. Das scheine ich auch recht oft zu sagen, nicht wahr?« Er errötete wieder und räusperte sich. »Ich berühre die Quelle jetzt nicht, aber trotzdem ist es wohl besser, wenn ihr geht.« »Wir sind hier noch nicht fertig«, sagte Egwene sanft. Sanfter, als es ihren Gefühlen entsprach. Am liebsten hätte sie ihm rechts und links eine heruntergehauen. Was für eine Idee, sie und Elayne einfach schweben zu lassen und noch dazu abzuschirmen! Aber er war mit den Nerven völlig am Ende. Woher das rührte, wußte sie nicht, und sie wollte es jetzt und hier auch gar nicht wissen. So viele hatten über ihre Stärke gestaunt. Jede hatte behauptet, sie und Elayne gehörten zu den stärksten Aes Sedai seit über tausend Jahren, seien vielleicht sogar die stärksten! Sie hatte angenommen, daß sie genauso stark seien wie er. Oder wenigstens nahezu genauso stark. Und doch war sie gerade auf unsanfte Weise eines Besseren belehrt worden. Vielleicht konnte Nynaeve dem nahekommen, wenn sie wütend genug war, aber Egwene war klar, daß sie selbst, was er gerade geschafft hatte, niemals fertigbringen würde, nämlich ihre Ströme in viele kleine
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