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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schwarzen Marmorboden zu erheben schienen, hielt sie es doch für besser. Nicht, daß sie irgendwelche Anstalten machten, Elayne und sie aufzuhalten. Doch diese Männer waren alle so groß, hatten solch steinharte Gesichter und trugen diese Kurzspeere und Hornbögen, als wäre deren Gebrauch ihre zweite Natur... Wenn man von diesen grauen Augen so eindringlich gemustert wurde, erinnerte man sich nur zu schnell an die Geschichten über schwarzverschleierte, gnaden- und mitleidslose Aiel, an den Aielkrieg und Männer wie diese, die jedes gegen sie ausgesandte Heer bis hin zum letzten vernichteten und erst in ihre Wüste zurückgekehrt waren, nachdem sie das Heer der vereinigten Nationen während dreier blutgetränkter Tage und Nächte vor den Mauern Tar Valons zurückgeschlagen hatten. Beinahe hätte sie Saidar gesucht.
    Gaul, der Anführer der Steinhunde, nickte. Er blickte voller Respekt auf Elayne und sie herab. Er war ein gutaussehender Mann, wenn er auch etwas rauh in der Schale wirkte, ein wenig älter als Nynaeve, mit Augen, so grün wie geschliffene Gemmen, und langen Wimpern, die so dunkel waren, daß sie wie ein schwarzer Kontrapunkt die Farbe seiner Augen zur Geltung brachten. »Sie schmerzen ihn möglicherweise noch. Er hat heute morgen ganz schlechte Laune.« Gaul grinste. Es war nur ein kurzes Aufblitzen weißer Zähne. Aber er hatte Verständnis für schlechte Launen, wenn man verwundet war und Schmerzen ausstehen mußte. »Er hat bereits eine Gruppe dieser Hochlords verjagt und einen davon sogar persönlich hinausgeworfen. Wie hieß er gleich wieder?« »Torean«, antwortete ein anderer, noch größerer Mann. Er hielt lässig seinen kurzen Bogen mit aufgelegtem Pfeil in der Hand. Der Blick aus seinen grauen Augen ruhte einen Moment lang auf den beiden Frauen und huschte dann zurück zu den Säulen des Vorraums und den dunklen Zwischenräumen, die er unter Beobachtung halten mußte.
    »Torean«, bestätigte Gaul. »Ich glaubte schon, er werde bis zu diesen hübschen Schnitzereien hinüberrutschen... « Er deutete mit dem Speer auf die Gruppe strammstehender Verteidiger, die sich nicht vom Fleck rührte. »... aber drei Schritt davor war die Rutschpartie zu Ende. Ich habe einen schönen tairenischen Wandbehang mit Habichten aus Goldfäden an Mangin verloren.« Der größere Mann lächelte kurz und zufrieden.
    Egwene riß die Augen auf, als sie sich vorstellte, wie Rand persönlich einen Hochlord auf den Flur beförderte. Er hatte nie zu Gewalt geneigt - ganz im Gegenteil! Inwieweit hatte er sich verändert? Sie war zu sehr mit Joiya und Amico beschäftigt gewesen und er zu sehr mit Moiraine oder Lan oder den Hochlords, als daß sie mehr als ein paar Worte im Vorübergehen gewechselt hätten. Und in diesen kurzen Gesprächen war es um die Heimat gegangen, wie wohl das Bel-Tein-Fest dieses Jahr ausgefallen sein mochte und wie es am Sonnentag würde. Alles nur hastig und nebenher. Inwieweit hatte er sich wohl verändert?
    »Wir müssen zu ihm«, sagte Elayne mit leicht zitternder Stimme.
    Gaul verbeugte sich und stellte einen Speer mit der Spitze nach unten auf den schwarzen Marmorboden. »Selbstverständlich, Aes Sedai.« So betrat Egwene Rands Gemächer mit einem unangenehmen Gefühl im Magen und Elaynes Gesicht sprach Bände, welche Überwindung sie diese wenigen Schritte kostete.
    Vom Schrecken der vergangenen Nacht war nichts mehr zu entdecken, außer vielleicht der Abwesenheit von Spiegeln. Helle Flecken an der Wand zeigten, wo welche abgenommen worden waren. Der Raum wirkte trotzdem keineswegs ordentlich; überall lagen Bücher, auf jeder möglichen Fläche, manche davon geöffnet, als habe er sie beim Nachlesen einfach liegen lassen. Das Bett war auch noch nicht gemacht. An allen Fenstern hatte er die tiefroten Vorhänge weggezogen. Sie zeigten nach Westen und erlaubten den Blick auf die Schlagader Tears: den Fluß. Callandor glitzerte wie ein geschliffener Kristall von einem hohen, vergoldeten und überreich verzierten Ständer herunter. Egwene hielt ihn für das kitschigste und häßlichste Objekt, das je einen Raum hatte schmücken sollen, bis sie auf dem Kaminsims die silbernen Wölfe erblickte, die einen goldenen Hirsch rissen. Das war denn doch noch schlimmer. Eine leichte Brise vom Fluß her kühlte den Raum überraschend stark ab, wenn man es mit dem übrigen Stein verglich.
    Rand lag in Hemdsärmeln auf einem Stuhl, hatte ein Bein über die Lehne gehängt und ein ledergebundenes Buch an sein

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