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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Elayne schnappte nach Luft und hielt sich unbewußt einen Moment lang den linken Arm. Egwene verzog verständnisvoll den Mund. Sie erinnerte sich daran, wie dieser Arm von Brandblasen übersät gewesen war, als die Tochter-Erbin das gleiche versucht hatte, was Rand gerade beschrieben hatte, das aber nur mit der Lampe in ihrem Zimmer. Sheriam hatte gedroht, sie werde die Blasen auf natürliche Art heilen lassen, aber sie hatte die Drohung dann nicht wahrgemacht. Das war eine der Warnungen, die man den Novizinnen zukommen ließ: Nimm niemals Hitze in dich auf! Man konnte eine Flamme mit Hilfe von Luft oder Wasser löschen, aber Feuer zu benützen, um die Hitze wegzuziehen, führte bei einer Flamme jeder beliebigen Größe immer zu einem Unfall. Das habe nichts mit der eigenen Stärke zu tun, hatte Sheriam gesagt. Man könne einmal aufgenommene Hitze nicht mehr loswerden - auch nicht die stärkste Aes Sedai, die jemals von der Weißen Burg hervorgebracht worden war. Es hatte sogar schon Frauen gegeben, die sich auf diese Weise selbst verbrannten, die in Flammen aufgegangen waren. Egwene atmete tief, aber unruhig ein.
    »Was ist los?« fragte Rand.
    »Ich glaube, du hast mir gerade bewiesen, daß es wirklich einen Unterschied gibt.« Sie seufzte.
    »Oh. Heißt das, du bist bereit, aufzugeben?« »Nein!« Sie bemühte sich, ein wenig sanfter weiterzusprechen. Sie war nicht böse auf ihn. Genau. Sie wußte überhaupt nicht, auf wen sie eigentlich wütend war. »Vielleicht hatten meine Lehrerinnen recht, aber vielleicht gibt es eben doch einen Weg. Irgendeinen. Nur fällt mir gerade keiner ein.« »Du hast es jedenfalls versucht«, sagte er einfach. »Dafür danke ich dir. Es ist nicht dein Fehler, wenn es nicht geht.« »Es muß einen Weg geben«, murmelte Egwene, und Elayne sagte beruhigend: »Wir werden einen finden. Bestimmt.« »Natürlich wird euch das gelingen«, sagte er mit gekünsteltem Optimismus. »Aber heute nicht.« Er zögerte. »Ich schätze, ihr werdet nun gehen?« Das klang zur Hälfte bedauernd und zur Hälfte froh. »Ich muß den Hochlords heute morgen noch einiges in bezug auf Steuern mitteilen. Sie scheinen der Meinung zu sein, sie könnten einem Bauern in einem schlechten Jahr genausoviel abnehmen wie in einem guten, ohne daß er dadurch zum Bettler wird. Und ich denke, ihr müßt diese Schattenfreunde wieder verhören.« Er runzelte die Stirn.
    Er hatte wohl nichts gesagt, aber Egwene war sicher, daß er sie am liebsten so weit wie möglich von den Schwarzen Ajah ferngehalten hätte. Sie war ein wenig überrascht, daß er sie noch immer nicht gebeten hatte, zur Weißen Burg zurückzukehren. Vielleicht ahnte er, daß in diesem Fall sie und Nynaeve ihm ganz gewaltig den Kopf gewaschen hätten.
    »Machen wir«, sagte sie mit fester Stimme. »Aber nicht sofort. Rand...« Die Zeit war gekommen, den zweiten Grund für ihre Anwesenheit ins Spiel zu bringen, aber das war noch schwieriger, als sie geglaubt hatte. Es würde ihm weh tun, davon überzeugte sie ein Blick in diese traurigen, mißtrauischen Augen. Aber es mußte sein. Sie zog den Schal etwas fester zusammen, so daß er sie von den Schultern bis zur Hüfte einhüllte. »Rand, ich kann dich nicht heiraten.« »Ich weiß«, sagte er.
    Sie blinzelte überrascht. Er nahm es wohl nicht so schwer, wie sie erwartet hatte. Sie sagte sich, das sei doch gut. »Ich will dir nicht weh tun - wirklich nicht - aber ich will dich nicht heiraten.« »Das verstehe ich, Egwene. Ich weiß, was ich bin. Keine Frau würde... « »Du wollköpfiger Idiot!« schimpfte sie. »Das hat nichts damit zu tun, daß du die Macht benützen kannst! Ich liebe dich einfach nicht! Jedenfalls nicht so, daß ich dich heiraten möchte.« Rand fiel die Kinnlade herunter. »Du... du liebst mich nicht?« Es klang so überrascht, wie er aussah. Und auch verletzt.
    »Versuche das bitte zu verstehen«, sagte sie in sanfterem Tonfall. »Die Menschen ändern sich, Rand. Gefühle ändern sich. Wenn Menschen voneinander getrennt sind, leben sie sich manchmal auseinander. Ich liebe dich wie einen Bruder, vielleicht auch etwas mehr, aber heiraten würde ich dich nicht. Kannst du das verstehen?« Er brachte ein bedauerndes Grinsen zuwege. »Ich bin wirklich ein Narr. Ich habe einfach nicht glauben können, daß du dich auch geändert hast. Egwene, ich will dich auch nicht heiraten. Ich wollte mich nicht ändern und habe mich auch nicht bemüht, aber es ist eben so gekommen. Wenn du wüßtest, wieviel

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