Der Schatten im Norden
macht
nichts. Für eine solche Spannung war er nicht ausgelegt.
Die Nadel ging bis zum Anschlag! Fantastisch!«
Freudestrahlend nickte er den verblüfften Spiritisten zu,
die alle noch vom grellen Licht blinzelten.
Jim machte die Leitungen von der Batterie los, während
sich Mrs. Budd die Handgelenke rieb.
»Entschuldigen Sie bitte, Mrs. Wilcox«, sagte
Frederick. »Ich habe die Séance nicht sprengen wollen,
aber nun habe ich einen wissenschaftlichen Beweis! Mit
der Publikation des Ergebnisses wird dieses Treffen der Streatham and District Spiritualist League zum
Markstein in der Geschichte der psychologischen
Forschung. Daran habe ich nicht die geringsten Zweifel.
Ein fantastisches Ergebnis!« Von dieser Aussicht
belohnt, löste sich die Runde auf. Witwe Wilcox, deren
Natur in Augenblicken der Krise automatisch auf
Nahrungszufuhr umschaltete, schlug den Damen und
Herren eine Tasse Tee und Lachsbrötchen vor. Der Tee
ließ nicht lange auf sich warten. Um Mrs. Budd bildete
sich eine Gruppe von Bewunderern, Frederick führte am
Kamin ein wissenschaftliches Gespräch mit Mr.
Humphries und Jim packte, assistiert vom hübschesten
Mädchen der Versammlung, die Stecker und Leitungen
des Elektro-Dermographen wieder ein.
Bald darauf erhoben sich die ersten Gäste, und die
beiden Wissenschaftler verabschiedeten sich mit ihnen.
Frederick gab allen Anwesenden die Hand, löste Jim von
seinem Mädchen und bedachte Mrs. Budd mit besonderer
Aufmerksamkeit, ehe er das Haus verlies. Ein dünner,
nervöser Herr mittleren Alters trat wie zufällig zur
gleichen Zeit wie Frederick und Jim ebenfalls aus dem
Haus und ging mit ihnen zur nächsten Bahnstation. Kaum
waren sie jedoch um die Ecke gebogen, da hielt
Frederick an und nahm die Brille ab. »So geht es besser«,
sagte er, während er sich die Augen rieb. »Nun, Mr.
Price, sind Ihre Erwartungen erfüllt worden? Macht sie
das immer so?«
Mr. Price nickte. »Ich bedaure, dass das mit Ihrem
Apparat passieren musste«, sagte er bekümmert. Er sah
aus, als sei er wegen der meisten Dinge bekümmert.
»Nicht der Rede wert. Was wissen Sie über
Elektrizität?« »So gut wie nichts, muss ich leider
gestehen... « »So geht es den meisten Menschen. Wissen
Sie, ich könnte den Apparat an eine Gurke anschließen
und vor den Herrschaften behaupten, sie enthalte die
Seele des guten Onkels Albert, und wenn die
Anzeigenadel wieder ausschlägt, spielt das überhaupt
keine Rolle. Ohne Flachs, das hier ist eine Kamera. «
»Oh! Aber ich dachte, zum Fotografieren brauche man
Chemikalien und alle möglichen Arten... «
»Mit den alten Kollodiumplatten war das tatsächlich so.
Man musste das Zeug jedes Mal neu auf die Platte
gießen. Bei dieser Kamera hier verwendet man
Gelatinetrockenplatten - ein neues Verfahren, viel
einfacher zu bedienen. « »Ach... «
»Und das Blitzlicht war volle Absicht. Fotografieren
kann man nicht im Dunkeln. Ich bin schon gespannt,
Nellie Budds Tricks zu sehen, wenn ich erst mal die
Platte entwickelt habe... Aber die Geschichte mit den
Funken, den Schatten und dem Nordstern, die steht auf
einem anderen Blatt. «
»In der Tat, Mr. Garland. Und das ist es, was mich vor
allem beunruhigt. Ich habe Mrs. Budd jetzt viermal
gesehen, und jedes Mal fiel sie in eine Trance, die gar
nicht in ihre sonstige spiritistische Praxis passt. Jedes
Mal wusste sie Einzelheiten von Angelegenheiten, die
ich aus meiner Arbeit im Finanzviertel kenne finanzielle Transaktionen und Ähnliches ---, darunter
streng vertraulich zu behandelnde Dinge. Ich kann mir
das nicht erklären. « »Ist Ihnen manches heute Abend
bekannt vorgekommen? Wer ist zum Beispiel dieser
Hopkinson?«
»Mit dem Namen weiß ich leider nichts anzufangen,
Mr. Garland. Mrs. Budds Rede heute Abend war dunkel
und rätselhaft. Nur die Sache mit den Schiffsglocken und
dem Nordstern... « »Ja?«
»Der Mann mit den Schiffsglocken, damit ist mein Chef
gemeint --- Mr. Bellmann, Axel Bellmann, ein
schwedischer Finanzier, dem unter anderem eine
Schifffahrtsgesellschaft gehört. Und bei Nordstern denke
ich sofort an North Star - so heißt das neue Unternehmen,
das er gegründet hat. Wenn diese Information nach
draußen dringt, dann, so fürchte ich, wird der Verdacht
auf mich fallen... Ein Buchhalter hat nur seinen guten
Ruf. Meine Frau ist krank, und wenn mir etwas passieren
sollte, dann... « »Ich verstehe. «
»Ich fürchte, die gute Frau --- ich meine Mrs. Budd ---
befindet sich in der Gewalt einer
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