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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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änderte seine Stellung. »Das ist aber nicht das erste Mal, oder?«
    »Nein. Aber sie ist etwas unbeholfen, wie sie selber sagt, sie treibt ja selbst ihre Scherze damit.«
    »Ich frage mich, wie es ihr sonst so geht. Zu Hause, meine ich.«
    Ulf zuckte mit den Schultern. »Tja.«
    »Bist du ihrem Mann schon mal begegnet?«
    »Hab ihn wohl mal gesehen.«
    »Er ist Polizist.«
    »Ja, irgendwas in der Richtung. Sie haben es ja nicht gerade leicht mit dem Mädchen. Erfordert viel Engagement, kann ich mir vorstellen.«
    »Ja. Bestimmt.«
    Ulf war inzwischen vollständig angezogen. Er setzte sich in den Sessel und schlug die Beine übereinander. Weiche Slipper aus Leder, schwarze Strümpfe. Draußen auf der Straße näherte sich das Geräusch von Sirenen, schrill und aufdringlich. Das Fenster war leicht gekippt. Die Sirenen entfernten sich wieder, und es waren nur noch die üblichen Straßengeräusche zu hören, das Klappern von Absätzen, Lachen. Hans Peter ließ seinen Blick durch die Gardine nach draußen schweifen. Eine Taube flog vorbei und verschwand in Richtung des Daches vom gegenüberliegenden Haus. Ulf saß schweigend da und schaute hinunter auf seine Daumen. Er drehte sie in ungleichmäßigen Kreisen vor und zurück.
    »Du hattest etwas in Bezug auf Probleme angedeutet«, begann Hans Peter vorsichtig.
    »Genau.«
    »Hat es etwas mit Ariadne zu tun?«
    »Ariadne? Nein, es betrifft wohl eher mich selbst.«
    Sein Magen zog sich zusammen. »Tatsächlich?«
    »Ja. Obwohl es sie letztlich wohl auch betreffen wird. Und dich auch. Ehrlich gesagt, euch alle, die ihr im Hotel arbeitet.«
    Er hob das Gesicht und schaute Hans Peter direkt in die Augen. Seine Stimme klang aggressiv und schrill.
    »Also, ich habe gerade erfahren, dass ich krank bin.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, so ist es. Sie haben einen Tumor an einer Stelle gefunden, an der es nicht gerade gut ist, einen Tumor zu haben. Genauer gesagt, ganz und gar nicht gut.«
    »Was sagst du da? Wo … wo denn?«
    Sein Chef tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf.
    »Meinst du … im Gehirn?«
    »Ja.«
    »Oh, verdammt.«
    »Tja, also. So ist es.«
    »Was wirst du … sie müssen doch …?«
    »Operieren, meinst du?«
    »Ja?«
    »Sicher. Aber sie behaupten … Dieser Dilettant von Doktor …« Seine Stimme brach, und es schien, als schrumpfe er in seinem Sessel zusammen, sein Körper kippte nach vorne und fiel steif und dumpf auf den Boden. Fast augenblicklich richtete er sich wieder auf. Verharrte kniend vor dem Sessel.
    Hans Peter stand unbeholfen und mit ausgestreckten Händen da.
    »Ulf?«
    Sein Gegenüber schluckte, sodass die Sehnen an seinem Hals hervortraten.
    »Ist schon okay«, antwortete er mit belegter Stimme. Und fügte nach einer Weile hinzu: »Sie sagen, dass es nicht möglich sei, diesen verdammten Knoten zu entfernen, dass er inoperabel sei.« Er betonte jede Silbe einzeln. In-o-pe-ra-bel.
    »Aha«, flüsterte Hans Peter.
    Ulf schlug die Handflächen zusammen, sodass es klatschte, und stand auf.
    »Aber so schnell gebe ich nicht auf. Noch ist ihnen nicht klar, mit wem sie es zu tun haben.«
    Es klingelte unten am Eingang, ein Zeichen, dass die Außentür geöffnet wurde. Kurz darauf war Ariadnes angestrengtes Keuchen auf der Treppe zu hören. Ulf trat hinaus in den Flur, ruckartig und mechanisch wie eine Puppe.
    »Du kannst auch gleich hereinkommen!«, rief er ihr zu.
    Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß. Das rosafarbene T-Shirt hatte feuchte Flecken.
    »Ja?«, fragte sie tonlos.
    Ulf hob das Handtuch auf, das direkt vor der Türschwelle liegen geblieben war. Er wand und drehte es unablässig in seinen blassen, feingliedrigen Händen.
    »Ich verkaufe den ganzen Mist«, brach es aus ihm hervor. »Ich bin krank, musst du wissen, hier, im Gehirn. Dort sitzt ein kleines Tier und nagt, es ist der Krebs, der hier drinnen sitzt und an meiner Hirnsubstanz nagt. Aber ich werde es ihnen zeigen. Ich werde es ihnen zeigen! Es gibt Experten, in den USA gibt es geschickte Leute, die etwas davon verstehen, das ist etwas anderes als in Schweden, und sie werden mir helfen, ich werde sie bezahlen, und sie werden mir helfen und mich wieder gesund machen.«

ULF WAR INZWISCHEN GEGANGEN. Ulf Santesson, ihr Chef. Keiner von ihnen schaffte es, ihn aufzuhalten oder wenigstens den Mund zu öffnen, um all die Fragen zu stellen, die sich in ihren Köpfen auftaten. Er verschwand den Korridor entlang, die Treppe hinunter und geradewegs zur Tür hinaus. Die kleine Glocke klingelte

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