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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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Übelkeit verspürt, aber das gibt sich. Versuchen Sie einfach, ein bisschen länger im Bett liegen zu bleiben. Wenn es möglich ist. Setzen Sie sich nicht unter Druck, und lassen Sie es ruhig angehen.«
    Seine Hand auf ihrer, kurz zuvor hatte er sie untersucht, ihren Unterleib mit kaltem Metall geweitet, ihr wehgetan.
    »Es sieht gut aus«, hatte er festgestellt. »Sie sind in der zehnten Woche.«
    Zehn Wochen Übelkeit. Hoffentlich dauert das nicht noch länger! Schwangerschaft ist keine Krankheit. Es handelt sich um einen ganz natürlichen Prozess, für den die Frau wie geschaffen ist, nämlich ihre Kinder auszutragen und zu gebären.
    »Lassen Sie es morgens nur ein wenig ruhiger angehen, dann wird es Ihnen bald wieder gut gehen.« Er wiederholte es noch einmal, als sie sich zum Gehen wandte, wollte sich vergewissern, dass sie ihn verstanden hatte.
    Doch ihr war nicht nur morgens übel, sondern den gesamten verdammten Tag lang, am Tage, in der Nacht, morgens und abends. Ein ätzendes Brennen im Rachen und ein Brechreiz bei allem, was einen Geruch an sich hatte. Und natürlich roch alles, der Staub auf den Lehnstühlen, die Tommy geerbt hatte, der Bezug ihrer Sitzflächen, die Seife im Badezimmer, ihre eigenen Fingernägel, wenn sie sie schnitt, und die Zeitung, Dagens Nyheter, durch die sie sich beharrlich hindurchzuarbeiten bemühte.
    Sie versuchte, die Luft anzuhalten, doch irgendwann drangen unweigerlich Geruchsfetzen in ihre Nase, die bewirkten, dass ihr gesamter Körper sich krümmte, sein Innerstes nach außen kehrte und sie sich erbrach.
    Sie hatte noch keine Arbeit. Um einen Job zu bekommen, musste man die Sprache können. Also verbrachte sie die Tage in der Wohnung. Doch irgendwann schienen die Wände auf sie zuzukommen, sodass sie es nicht länger zu Hause aushielt. Also stopfte sie ihre Jackentaschen mit Plastikbeuteln voll und floh nach draußen.
    Die frische Luft linderte die Übelkeit ein wenig. Sie wich Straßenrestaurants und Ladeneingängen aus. Ließ sich ziellos die Gehwege entlangtreiben und setzte sich der gleißenden Aprilsonne aus, die nach frostigen Nächten dafür sorgte, dass die Tage relativ warm wurden. In dieser Zeit erfasste sie manchmal eine übermächtige Sehnsucht nach dem, was gewesen war, nach der Zeit, als sie das Leben noch vor sich hatte, denn genauso empfand sie es, dass ihr Leben dabei war, dem Ende zuzugehen. Ein Zustand als Invalide, der sich nicht verbesserte, obwohl die Monate vergingen und ihrem Körper schon anzusehen war, was mit ihr los war.
    Bei ihrem zweiten Arztbesuch konnte sie schon ein wenig besser Schwedisch. Der Arzt war besorgt, als er ihre Blutwerte kontrollierte.
    »Ist Ihnen denn immer noch übel? Tatsächlich?«
    Als ob sie log oder übertrieb.
    Er stellte ihr ein Rezept über kleine weiße Tabletten aus und forderte sie auf, sorgfältige Mundhygiene zu betreiben. Das war alles.
    »Es könnte sein, dass Sie leicht schläfrig oder müde davon werden, aber das dürfte Ihnen nicht sonderlich viel ausmachen, da Sie ja, wenn ich das richtig verstanden habe, keiner Arbeit nachgehen, die Ihre volle Konzentration erfordert. Sie sind doch Hausfrau, oder?«
    Und das Unglaubliche traf ein, nämlich, dass die Tabletten halfen. Das stimmte sie zuversichtlich, ließ sie wieder normal werden. Es war wie ein Segen, der natürlich auch Tommy erleichterte. Ihre Schwäche hatte ihm enorm zugesetzt, seine Laune verschlechtert.
    Ariadne rief ihre Mutter an und überbrachte ihr die gute Nachricht von ihrer Schwangerschaft. Die Stimme der Mutter war vor Rührung ganz erstickt.
    »Ist das wahr, kleine Raupe?«
    »Ja, ja, es stimmt! Und du musst unbedingt herkommen und uns besuchen, wenn es so weit ist. Tommy hat ein Haus gekauft. Wir werden im Sommer einziehen. Er sagte, dass dort genügend Platz für eine Oma sein wird.«
     
    Eines Abends öffnete er den Badezimmerschrank und entdeckte die Tabletten. Mit ernster Miene kam er in die Küche.
    »Ariadne, auf dieser Verpackung steht dein Name.«
    Der Boden unter ihren Füßen begann zu schwanken.
    »Ja, und?«
    »Es handelt sich um ein Medikament.«
    »Ja, weil mir so übel war. Du weißt doch.«
    »Hat dir dein Arzt etwa Medikamente verschrieben, obwohl du schwanger bist?«
    Sie nickte stumm.
    »Weiß er denn nicht, dass Medikamente den Embryo schädigen können?«
    Sie blickte ihn erschrocken an.
    »Aber … aber er sagte nur …«
    »Ein Junge, der bei uns in der Siedlung wohnte, ihm wuchsen die Hände direkt aus den

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