Der Schatten von nebenan - Roman
zufrieden.
Ich zog das »In-Flight Magazin« heraus, um die Unterhaltung zu beenden.
-13-
A ls ich das Flugzeug in Tucson verließ, merkte ich, dass ich humpelte. Mein linkes Bein schien steif und schwerer und ich zog es nach, obwohl ich bei meiner Untersuchung in der Flugzeugtoilette die Beinverletzung für harmlos gehalten hatte. Als ich bei der Autovermietung an die Reihe kam, sagte ich der Frau hinter dem Schalter, dass ich keine Kreditkarte hätte und in bar bezahlen müsse. Sie sah mich etwas zu lange an und sagte, »Oh, das wird meistens nicht so gemacht«.
Ich glaube nicht, dass ich in Gefahr war, als sie hinter einer grauen Metalltür verschwand, um die Lage mit ihrem Manager zu besprechen. Aber jetzt, da ich Claire so nahe war, wollte ich kein Risiko eingehen. So humpelte ich davon und trat ins Freie. Die abendliche Wüstenluft fühlte sich in meinen Lungen vollkommen leicht an. Ich winkte nach einem Taxi und bat den Fahrer, mich zu einem nahe gelegenen Motel zu bringen. Anstatt Claire noch in derselben Nacht zu suchen, beschloss ich, die Weiterreise auf den nächsten Tag zu verschieben. Der Fahrer sah mich aus zusammengekniffenen Augen an und fragte: »Ärger gehabt?«
Er ließ mich vor einem Mesa Inn heraus, einem kleinen Bungalow-ähnlichen Motel eine halbe Meile von der Interstate entfernt. Es war eine gute Wahl, ruhig und den zwei geparkten Autos vor den Zimmertüren zufolge fast leer. Ich bat den Fahrer, mich am nächsten Tag um acht Uhr abzuholen.
»Damit Sie mich zu einem Autoverkäufer bringen«, sagte ich.
»Neu oder gebraucht?«, fragte er.
»Was näher liegt«, sagte ich.
Dann gab der Mann Gas, und seine Rücklichter verwandelten sich in zwei rotglühende Insekten. Ich bezahlte achtundzwanzig Dollar für das Zimmer und fragte nach etwas Wechselgeld, damit ich mir eine Tüte Chips und eine Cola aus dem Automaten ziehen konnte. Ich dachte daran, Claire anzurufen, verwarf den Gedanken aber. »Ich muss lernen, vorsichtiger zu werden«, sagte ich zu mir. Die Nacht schlief ich wenig und schlecht. Wenn ich schlief, träumte ich von Kaffeelastern und von Palmer, wenn ich wach war, fieberte ich dem Morgen entgegen.
»Fühlen Sie sich besser?«, fragte der Taxifahrer am nächsten Morgen, und ich nickte.
»Also, Sie wollen ein Auto kaufen? Was für eins denn? Falls Sie’s nicht wissen, sollten Sie einen Pontiac nehmen«, meinte er. Als wir unterwegs an einem Kaufhaus vorbeikamen, bat ich ihn anzuhalten, damit ich mir eine neue Hose und ein Hemd kaufen konnte. Ich fühlte mich gut, als ich die Sachen anbehielt.
Er ließ mich schließlich bei einem Gebrauchtwagenhändler mit Hunderten von gewachsten Autos aller Marken hinaus. Ich hatte mich schon für einen acht Jahre alten, dunkelblauen Pontiac Catalina entschieden, als der Verkäufer auf mich zusteuerte.
Das Coupé war billig, zweitausendfünfhundert Dollar, was ein guter Grund war, es zu kaufen, da ich bar bezahlen musste. Der Verkäufer brachte mich in sein Büro, wo ich einige Papiere auszufüllen hatte. Ich nannte ihm eine falsche Adresse in New York und erklärte ihm, ich hätte die Anschrift auf meinem Führerschein noch nicht geändert. Er schlug daraufhin eine vorübergehende Anmeldung vor, da ich ihm sagte, ich wolle das Auto nach New York überführen. Die Versicherung wurde über das Telefon abgewickelt, und ich sah, wie einer der mexikanischen Arbeiter neue Nummernschilder in den Farben Arizonas an dem Pontiac anbrachte. Während wir draußen in der trockenen Luft warteten, fragte ich den Verkäufer nach dem Weg.
»Surprise?«, wiederholte er.
Der Mann breitete eine zerknitterte Landkarte auf der Motorhaube eines anderen Autos aus. Es sei nicht weit, erklärte er, vielleicht fünfundvierzig Minuten, allerhöchstens eine Stunde. Er folgte der Route mit seinem Zeigefinger. Ich müsse eine Weile auf der Interstate 607 bleiben, um dann die Ausfahrt 23 zu nehmen, erklärte er. So würde ich nach Laredo und von dort weiter an mein Ziel gelangen.
»Nicht viele Leute reisen nach Surprise«, sagte er. »Nicht aus New York.«
Es sei denn, sie werden vom Blitz getroffen, dachte ich.
Ich fing an, nach einem Motel zu suchen, nachdem ich die Route 607 verlassen hatte. Ich fuhr an mehreren Hotels vorbei, bis ich zu dem kleinen Severin Motel kam. Ein Neonschild warb für Kabelfernsehen, Wasserbetten, Mikrowellenherde und Hotdogs auf den Zimmern. Ich fuhr den Catalina über die kleine, gelbe Rampe und parkte ihn vor dem Büro. Der Manager
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