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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bereits versucht, Kamal ausfindig zu machen, aber er ist in ganz Baharia nicht aufzutreiben. Wenn Sie mich fragen, hat Ihr ägyptischer Freund uns alle schmählich verraten.«
    »Das kann nicht sein.« Sarah schüttelte den Kopf, weigerte sich anzuerkennen, was Hayden ihr sagte. Wenn Kamal nichts weiter gewesen war als ein gewöhnlicher Wüstenräuber, weshalb hatte er ihr dann all diese Dinge über sich erzählt? Hatte er überhaupt die Wahrheit gesagt? Oder hatte er ihr nur etwas vorgelogen, um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen? Wenn ja, hatte er sein Ziel erreicht, denn Sarah hatte nicht den geringsten Argwohn gegen Kamal gehegt. Mehr noch, ein wenig hatte sie das Gefühl gehabt, dass ihre Herzen sogar im Gleichklang schlugen…
    »Es ist die Wahrheit«, beharrte Hayden unbarmherzig. »Wie es aussieht, hat der ehrenwerte Kamal Ihr Vertrauen wohl nicht verdient. Offenbar hatte er die ganze Zeit über nur das eine Ziel, uns zur Oase zu führen und auszurauben. War es nicht seine Idee, nach Baharia zu gehen?«
    »Das… ist wahr«, musste Sarah zustimmen. Entsetzen, Trauer, Wut und maßlose Enttäuschung lieferten sich einen heftigen Wettstreit in ihr, und sie erinnerte sich an die Worte des alten Ammon, der ihr eingeschärft hatte, keinem Menschen zu vertrauen.
    Wie Recht er gehabt hatte…
    Milton Fox und Sir Jeffrey, die Hayden ebenfalls geweckt hatte, gesellten sich zu ihnen. Keiner von beiden sagte ein Wort, aber der Vorwurf in ihren Mienen war unübersehbar. Hayden selbst erlegte sich weniger Zurückhaltung auf. »Sie hätten diesem schmutzigen Araber niemals vertrauen dürfen«, belehrte er Sarah gönnerhaft. »Ich habe Ihnen gleich gesagt, dass mit diesem Gesindel nichts anzufangen ist. Nichts als Diebe und Räuber, einer wie der andere.«
    »Keine Schuldzuweisungen, Captain, das bringt uns nicht weiter«, konterte Sarah, »denn ebenso gut könnte ich Sie fragen, wieso ihre Männer es nicht bemerken, wenn dreißig Arbeiter und zehn Kamele mitten in der Nacht verschwinden.«
    »Sie haben es bemerkt«, erwiderte Hayden schon ein wenig leiser, »allerdings erst, als es zu spät war. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich Lieutenant Farnsworth dafür zur Rechenschaft…«
    »Wie ich schon sagte, Captain – Schuldzuweisungen nützen uns nicht. Was geschehen ist, ist geschehen. Nun müssen wir sehen, wie wir ohne unseren Führer und unsere Ausrüstung zurechtkommen.«
    »W-wie wir ohne sie zurechtkommen?«, fragte Fox verblüfft. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Was wohl – dass wir eine Schlacht verloren haben, aber nicht den Krieg«, entgegnete Sarah kaltschnäuzig. »Wir werden die Expedition auf eigene Faust fortsetzen.«
    »Haben Sie den Verstand verloren?«, platzte es aus dem Inspector hervor. »Wir haben keinen Führer mehr und keine Träger, außerdem sind unsere Lastkamele mit der Ausrüstung und dem Proviant verschwunden. In diesem Fall gibt es nur eine Option: Wir brechen die Sache ab und kehren um. Wenn Sie mich fragen, ist diese ganze Expedition ohnehin der reinste Wahnwitz!«
    »Das ist Ihre Meinung, Mister Fox, und ich habe sie zur Kenntnis genommen«, erwiderte Sarah kühl. »Natürlich steht Ihnen frei, die Expedition zu verlassen und hierzubleiben. Ich für meinen Teil jedoch werde die Suche fortsetzen.«
    »Lady Kincaid… Sarah«, beschwichtigte Sir Jeffrey, »ich kann verstehen, dass Sie aufgebracht sind. Wir alle sind es – aber ich denke, wir sollten Inspector Fox’ Vorschlag durchaus in Erwägung ziehen. Unter diesen Umständen…«
    »Was haben Sie erwartet, Sir Jeffrey? Dass eine Expedition in die Wüste eine Vergnügungsreise werden würde? Dass uns das Buch des Thot einfach so in die Hände fallen würde, nachdem es drei Jahrtausende lang verschollen war?«
    »Nun, ich…«
    »Ich habe Sie nicht gebeten, mich zu begleiten«, fuhr Sarah mit bebender Stimme fort. »Weder Sie, Sir Jeffrey, noch Sie, Inspector. Sie sind beide aus freien Stücken mitgekommen, was ich respektiere. Aber ich werde mir von Ihnen nicht vorschreiben lassen, wie und wann ich diese Expedition zu beenden habe.«
    »Das lag auch nicht in unserer Absicht«, verteidigte sich der königliche Berater. »Doch vielleicht wäre es klüger, neue Ausrüstung anzufordern und neue Gräber anzuheuern, ehe wir…«
    »Das würde zu lange dauern«, lehnte Sarah ab. »Wenn wir das Buch finden und meinen Onkel befreien wollen, so dürfen wir nicht noch mehr Zeit verlieren. Außerdem würden wir keine neuen Gräber

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