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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Vitrine mit Büchern und allerlei Gegenständen darin. An der Wand gegenüber hing ein großer Stadtplan.
    Im rückwärtigen Teil des Zimmers hielten sich zwei Männer auf, die auf die Besucher gewartet zu haben schienen. Der eine mochte in Laydons Alter sein – wie der Doktor trug auch er einen schwarzen Gehrock, der ihm bis zu den Knien reichte, sein Haar war grau und spärlich. Der Blick seiner Augen jedoch war wach und aufmerksam und von einer gewissen Jugendlichkeit, wie Sarah bemerkte. Der andere Mann war ungleich jünger, dabei von untersetzter Statur. Sein Rock war kurz geschnitten, ebenso wie sein schwarzes Haar, das vor Pomade glänzte. Schmale Augen, eine hervorspringende Nase und der streng gestutzte Oberlippenbart verliehen ihm eine soldatische Strenge, die Sarah auf den ersten Blick missfiel.
    »Endlich sind Sie hier, Dr. Laydon«, begrüßte der ältere die beiden Besucher mit offenkundiger Erleichterung. »Seit wir das Telegramm erhalten haben, das Sie von Manchester aus geschickt haben, erwarten wir mit Ungeduld Ihre Ankunft. Seien Sie uns herzlich willkommen.«
    »Ich danke Ihnen, Sir Jeffrey«, entgegnete Laydon beflissen. »Darf ich vorstellen? Dies ist Lady Kincaid, die Tochter unseres geschätzten Freundes Gardiner. Sarah – dies ist Sir Jeffrey Hull, seines Zeichens Berater der Königin, und er trägt diese Bezeichnung nicht nur als Ehrentitel, wie ich hinzufügen darf.«
    »Es ist mir eine Ehre, Lady Kincaid«, sagte der ältliche Mann mit dem jugendlichen Blick und verbeugte sich.
    »Auch mir ist es eine Ehre, Sir Jeffrey.« Sarah nickte, wie die Etikette es für eine Dame ihres Standes vorsah. »Sie kannten meinen Vater, wie ich höre?«
    »Das will ich meinen – der gute Gardiner, Dr. Laydon und ich haben zusammen in Oxford studiert und dort einige wilde Jahre verbracht, wenn Sie mir diese Indiskretion gestatten.«
    »Ich gestatte sie durchaus«, erwiderte Sarah und lächelte. »Mir ist bekannt, dass mein Vater verborgene Seiten hatte.«
    »Vielleicht. Aber er war auch ein guter Freund und ein herausragender Wissenschaftler. Sein Tod ist ein unersetzbarer Verlust für das Empire.«
    »Nicht nur für das Empire«, sagte Sarah leise.
    »Gestatte, dass ich dir auch noch den zweiten Gentlemen vorstelle«, schaltete sich Dr. Laydon ein, ehe das Gespräch einen unvorteilhaften Verlauf nehmen konnte. »Dies ist Inspector Desmond Quayle vom Scotland Yard.«
    »Inspector.« Sarah nickte auch dem Polizisten zu, von dem allerdings keine Antwort kam. Mit einer Mischung aus Unglauben und Entrüstung starrte er die Besucherin an. Seine Gesichtszüge hatten sich dunkel verfärbt, seine Oberlippe bebte.
    »Doktor«, wandte er sich an Mortimer Laydon, die Tatsache, dass Sarah im Raum war, schlechterdings ignorierend. »Kann ich Sie für einen Augenblick sprechen?«
    »Natürlich, Inspector«, erwiderte der Arzt und trat auf den Polizisten zu. »Was kann ich für Sie tun?«
    Vermutlich gab sich Quayle alle Mühe, möglichst leise und diskret zu antworten. Aber zum einen sprachen seine Blicke in Sarahs Richtung Bände, zum anderen tat er sich in seiner Erregung schwer, die Stimme zu dämpfen.
    »Hören Sie, Doktor, was soll das?«, hörte man ihn zischen. »Als verantwortlichem Leiter der Ermittlungen wird mir ein hochkarätiger Spezialist versprochen, und was bringen Sie mir? Eine Frau! Seit fünfzehn Jahren arbeite ich nun für den Yard, aber so etwas ist mir noch nie untergekommen. Das kann unmöglich die Kapazität sein, die mir zur Unterstützung in Aussicht gestellt wurde – und ich arbeite nicht mit Amateuren zusammen, wie Sie sehr wohl wissen!«
    »Lassen Sie sich von meinem Äußeren nicht täuschen, werter Inspector«, sagte Sarah laut, noch ehe ihr Pate diplomatisch antworten konnte. »Ich mag wie eine Frau aussehen, aber in erster Linie gehöre ich der menschlichen Rasse an. Und was meine Qualifikation angeht, so darf ich Ihnen versichern, dass auch ich gemeinhin nicht mit Amateuren arbeite, jedoch bereit bin, in Ihrem Fall eine Ausnahme zu machen. Es wäre also in höchstem Maße erfreulich, wenn Sie denselben Willen zur Kooperation an den Tag legen würden.«
    Ihren Worten ließ sie ein entwaffnendes Lächeln folgen, das dafür sorgte, dass der Inspector keinen ganzen Satz mehr über die Lippen brachte. Unzusammenhängende Worte stammelnd, blickte er zuerst Laydon, dann Sir Jeffrey Hilfe suchend an, aber die beiden Gentlemen verweigerten ihm nicht nur die Sekundantschaft, sondern konnten

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