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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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tatsächlich weit mehr auf dem Spiel, als auf den ersten Blick zu erkennen ist – und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass deine Kenntnisse, die ägyptische Mythologie betreffend, bei der Aufklärung des Falles von großem Wert sein könnten.«
    »Von großem Wert?« Sarah lachte freudlos. »Ihr habt hier einen wahnsinnigen Mörder, der mit dem Blut seiner Opfer altägyptische Schriftzeichen an die Wände schmiert – ich wüsste nicht, wie ich da helfen könnte. Jeder der ehrenwerten und um das Empire so verdienten Gentlemen der Egyptian League könnte vermutlich dasselbe tun.«
    »Anzunehmen«, erwiderte Quayle spitz. »Die Mitglieder der Liga als Berater hinzuzuziehen, verbietet sich jedoch aus einem gewichtigen Grund: Noch ist es auf Betreiben höchster Stellen gelungen, die Presse zum Stillschweigen zu bewegen. Aber sobald diese Schmierfinken einen nationalen Skandal wittern, werden sie sich auch von der Staatsräson nicht länger zurückhalten lassen. Versuchen Sie sich vorzustellen, was geschieht, wenn die Times die Morde in Whitechapel mit der Egyptian League in Verbindung bringt. Der Aufschrei der Bevölkerung würde bis zum Buckingham Palast dringen, und natürlich würde es nicht lange dauern, bis der Name des Duke of Clarence fallen würde.«
    »Das wäre unerfreulich, in der Tat.«
    »Ihre Nichte, Doktor«, raunte Quayle schnaubend an Laydon gewandt, »hat eine ausgeprägte Neigung zur Untertreibung.«
    »Ich weiß.« Laydon nickte gelassen. »Die hat sie von ihrem Vater geerbt.«
    »Lady Kincaid«, wandte Sir Jeffrey sich an Sarah, und seine Stimme nahm dabei in einen fast flehenden Tonfall an. »Sie dürfen mir glauben, wenn ich Ihnen versichere, dass wir Sie nicht nach London gebeten hätten, wenn wir nicht absolut überzeugt davon wären, dass Ihre Kenntnisse hier von großer Wichtigkeit sind. Ihr aufopferungsvoller Dienst in Alexandrien hat die Königin tief beeindruckt. Queen Victoria sorgt sich sowohl um das Wohl ihres Enkelsohnes als auch um das des Empire – und sie erhofft, nein, sie erwartet Ihre Hilfe.«
    Sarah brauchte nicht lange nachzudenken. Sie mochte nicht mit allem übereinstimmen, was in Westminster beschlossen wurde, aber sie war Patriotin genug, um ihre Hilfe nicht zu verweigern, wenn ihr Land danach verlangte. Doch es gab Bedingungen…
    »Nun gut«, erklärte sie sich einverstanden, zu Sir Jeffreys sichtlicher Erleichterung und zu Inspector Quayles unverhohlenem Verdruss. »Allerdings müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, ohne die ich nicht arbeiten kann.«
    »Nennen Sie Ihre Wünsche«, erwiderte der königliche Berater. »Sie sind bereits gewährt.«
    »Ich möchte bei den Untersuchungen freie Hand haben«, verlangte Sarah mit Blick auf Quayle.
    »Das sollte kein Problem darstellen.«
    »Außerdem verlange ich Zugang zu allen zur Verfügung stehenden Beweismitteln und Informationen.«
    »Das ist in meinen Augen selbstverständlich.«
    »Und ich werde nicht zulassen, dass meine Arbeit dazu missbraucht wird, die Wahrheit zu vertuschen. Sollte es mir gelingen, eine Spur zu finden, und sollte diese Spur tatsächlich in den Buckingham Palace führen…«
    »Das wird sie nicht«, sagte Mortimer Laydon rasch – ein wenig zu rasch für Sarahs Geschmack. »Mach dir darüber keine Gedanken, Kind.«
    »Der Duke of Clarence ist unschuldig«, stellte Sir Jeffrey klar. »Wer immer hinter den Morden steckt, benutzt sie nur, um einen falschen Verdacht auf das Königshaus zu lenken, und er bedient sich dieses archäologischen Hokuspokus, um beim gemeinen Volk Angst zu erzeugen. Je eher dieser Scharlatan gefasst wird, desto besser.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, versicherte Sarah. »Gibt es noch mehr von diesen Photographien? Noch mehr Aufnahmen vom Tatort?«
    »Natürlich«, erwiderte Quayle hochnäsig. »Jeder der beiden Tatorte wurde nach neuesten kriminologischen Erkenntnissen dokumentiert. Aber ich bezweifle sehr, dass die Natur der Aufnahmen dazu angetan ist, von einer Frau…«
    »Ich möchte diese Aufnahmen sehen«, stellte Sarah klar. »Und vergessen Sie bitte nicht, dass Sir Jeffrey mir uneingeschränkten Zugang zu allen Beweismitteln gewährt hat.«
    Der Inspector sandte Hull einen unsicheren Blick zu und erntete ein Nicken. Daraufhin entnahm er der Mappe noch einige Bilder, die er vor Sarah auf dem Schreibtisch ausbreitete.
    Es war grauenvoll.
    Obwohl die Bilder in Schwarzweiß gehalten waren, hatte Sarah das Gefühl, dass das Blut darauf sie wie ein Raubtier

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